Mein Leben
schenkte Liebe niemals Glück.« Wir haben viel Leid erfahren, und viel Glück wurde uns geschenkt. Doch was auch geschah, an unserer Beziehung hat es nichts geändert, nichts.
Es ist immer noch ganz still, man hört kaum einen Hauch. Tosia blickt vom Buch auf und sieht mich an, lächelnd und fragend, als würde sie spüren, daß ich ihr etwas mitzuteilen habe. »Weißt du, jetzt, auf unserem Balkon, als die Sonne unterging, da ist mir eingefallen, womit ich das Buch abschließen werde.«
»Ja«, sagt sie erfreut und will wissen: »Womit?«
»Mit einem Zitat.« Ich schweige, sie lächelt wieder, diesmal, wie mir scheint, mild ironisch: »Und du meinst, daß mich das überrascht? Also los: Was zitierst Du?«
»Ein schlichtes Wort von Hofmannsthal« – antworte ich. Sie wird etwas ungeduldig: »Ja, aber was denn nun? Verrat’ es mir doch endlich.« Ich zögere einen Augenblick, dann sage ich: »Also enden soll das Buch mit den Versen:
Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein,
daß wir zwei beieinander sein.«
Danksagung
Jedes Buch hat eine Entstehungsgeschichte. Freilich ist sie in den meisten Fällen für die Öffentlichkeit ohne Interesse. Daher hier nur so viel: Die Geschichte dieser Autobiographie reicht weit zurück – bis zum Jahr 1943. Damals, wenige Tage nach unserer Flucht aus dem Warschauer Getto, wurde sie mir abverlangt – von Teofila Reich-Ranicki. Ich bin dieser Aufforderung nicht nachgekommen, ich habe mich den Wünschen, die ich im Laufe der Zeit von sehr verschiedenen Personen zu hören bekam, auch von Andrew Alexander Ranicki, viele Jahre und Jahrzehnte widersetzt. Denn ich hatte Angst. Ich wollte nicht das Ganze noch einmal in Gedanken erleben. Überdies fürchtete ich, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein.
Erst ein halbes Jahrhundert später, also 1993, habe ich mich entschlossen, doch mein Leben darzustellen. Jetzt ist die Autobiographie da, und es gilt jenen zu danken, die nicht müde wurden, mich um dieses Buch zu bitten, mich zu mahnen und zu bedrängen, jenen, die seine Entstehung mit ihren Ratschlägen und Ermutigungen, mit ihrer Erwartung und ihrer Neugierde begleitet haben – und bisweilen glücklicherweise auch mit allerlei Warnungen. Ich danke meinen Freunden und Kollegen, insbesondere Ulrich Frank-Planitz, Volker Hage, Jochen Hieber, Hellmuth Karasek, Salomon Korn, Klara Obermüller, Rachel Salamander, Stephan Sattler, Frank Schirrmacher, Matthias Wegner und Ulrich Weinzierl.
Wichtige Hinweise und Auskünfte verdanke ich drei Warschauer Autoren – Jan Koprowski, Hanna Krall und Andrzej Szczypiorski – sowie drei wissenschaftlichen Instituten: Yad Vashem, Jerusalem; Zydowski Instytut Historyczny, Warschau, und Institut für Zeitgeschichte, München. Zuletzt und vor allem habe ich dem Verlagsleiter der Deutschen Verlags-Anstalt, Franz-Heinrich Hackel, zu danken – für sein Vertrauen, seine Anregungen und Empfehlungen, für seinen Eifer und seine Unermüdlichkeit. Zu danken habe ich schließlich meiner Sekretärin, Frau Hannelore Müller, die mir seit Jahren geduldig zur Seite steht.
Die Verse aus dem »Tristan« des Gottfried von Straßburg im letzten Kapitel meines Buches zitiere ich in der Übersetzung von Dieter Kühn. Die Verse von Władysław Broniewski habe ich selber übersetzt.
Frankfurt am Main, im Juli 1999
M. R.-R.
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