Mein letzter Tampon
vor dir. Da hilft kein Jammern und Verkriechen, da helfen nur neue Ideen, Interessen und Ideale. Und eine dicke Portion Humor.
Versuch doch mal mit Elke bei ein paar Sushis (Eiweiß ist gut für den Hormonspiegel) über Zukunftspläne zu ratschen. Und lade Regina zu einem Wochenende aufs Land ein (weit weg von allen Geschäften), um mit ihr herzlich bei einer Kneipp-Kur über eure Blödheit zu lachen. Und wenn das nicht geht, dann empfehle beiden dieses Buch. Wie heißt doch der uralte Poesiealbumspruch: Wenn du lachst, lacht die Welt mit dir, wenn du weinst, dann weinst du allein.
2. Bloß nie wieder jung sein
Traue keinem über dreißig
Erinnere dich: Wann hast du das erste Mal erkannt, dass du nicht mehr jung bist? Das dürfte schon ziemlich lange her sein. Wahrscheinlich an deinem dreißigsten Geburtstag. Der erste Tag im Leben einer Frau, an dem sie flüchtig das Gefühl bekommt, dass die Zeit schneller vergeht, als ihr lieb ist.
Das hat dich vorübergehend in eine tiefe, ernstzunehmende Lebenskrise gestürzt. Du bis zum Friseur gegangen, hast dir Fingernägel ankleben lassen, dir für ein halbes Monatsgehalt einen viel zu engen Fummel gekauft, dich mit der besten Freundin betrunken, Horoskope gelesen und Bilanz gezogen.
„Traue keinem über dreißig“ hieß es in meiner Studentenzeit. Solltest du dir also aufgrund dieses massiven Vertrauensverlustes keinen Strick genommen haben, ist es wahrscheinlich, dass du deinen dreißigsten Geburtstag bereits vier Tage später ohne bleibende Schäden überstanden und vergessen hast.
Dann bist du zu deinem Chef gewandert und hast eine Gehaltserhöhung verlangt. Oder dir einen neuen Job, einen neuen Freund oder ein Kind zugelegt. Zumindest hast du irgendetwas getan, was dich weitergebracht hat. Denn das ist der Vorteil von so schrecklichen Ereignissen wie einem dreißigsten Geburtstag: Sie geben Anstöße, im Leben etwas zu ändern. Du hast also dein Leben in den Griff gekriegt und dich weiterhin jung gefühlt.
Unterbezahlt und unglücklich
Manchmal kann ein einziger Satz ein Leben ändern. So ging es mir. Ich werde nie den Schock vergessen, als ein Kollege meinte, wir stünden ja in der Lebensmitte. Himmel, ich war fünfunddreißig. Geradezu unerträglich jung. Und ehrgeizig. Ich wollte ganz nach oben, erfolgreich sein, ich wollte alles. Eine gute Beziehung, die beste Frau der Branche sein, ich wollte Geld, Macht und Einfluss. Und ich hatte nichts davon.
Ich war dick, hässlich, unterbezahlt und unglücklich. Obwohl es mir sehr viel besser ging als mit fünfundzwanzig. Da war ich auch dick, hässlich, noch unterbezahlter und noch unglücklicher. Der Unterschied war nur, dass ich mir mit fünfundzwanzig keine tollen Klamotten leisten konnte, den Mistkerl, der mich unglücklich machte, geliebt habe und nicht mal im Ansatz wusste, wovon ich im nächsten Monat die Miete bezahlen sollte, geschweige denn, was ich anstellen könnte, um endlich reich zu werden. Dafür habe ich allerdings damals neunzig Stunden die Woche gearbeitet.
Nach dem Gespräch mit meinem Kollegen bin ich nach Hause gegangen und habe mich von meinem Mann getrennt. Mit Sack und Pack bin ich zu einer Freundin gezogen, die mir ihre Wohnung für ein paar Monate zur Verfügung stellen konnte. Dort gab es etwas, was es bei uns zu Hause nicht gab: wandfüllende Spiegel. Und dort lernte ich, dass es nur auf die Betrachtungsweise ankommt.
Knick in der Pupille
Eines Abends, ich lag glücklich Schokolade lutschend im Bett, hatte ich Lust auf ein Glas Orangensaft. Also, raus aus den Federn und ab in die Küche. Und plötzlich stand da eine fremde Frau im Flur. Ich schrie auf. Als sich mein Schreck legte, stellte ich fest, dass ich das war, die fremde Frau. Nackt stand ich vor einem überdimensionalen Spiegel. Und was ich sah, war eine hübsche, schlanke Frau. Das war ich. Kleidergröße Sechsunddreißig.
Wenn ich also nicht dick und hässlich war, obwohl mein Mann mich immer Dicke genannt hatte, dann konnte ich auch nicht unglücklich und unterbezahlt sein. Denn erstens hatte ich den Mann verlassen, der mich unglücklich machte, und zweitens hatte der mir immer gesagt, ich sei unterbezahlt. Und so lernte ich an jenem Abend vor dem Spiegel, dass ich schlank, hübsch, glücklich und verdammt erfolgreich war.
Diese Verschiebung des Blickwinkels ist doch immer wieder erstaunlich. Hast du mal zufällig irgendwo ein altes Foto von dir gefunden? Du weißt noch ganz genau, wie du dich an diesem Tag gefühlt hast:
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