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Mein letzter Tampon

Mein letzter Tampon

Titel: Mein letzter Tampon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika von Ramin
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Gedächtnis“, sagt die andere und der Ober schwirrt ab. Die beiden machen sich über die Speisekarte her, während innerhalb von zwei Minuten die Amuse Gueules auf dem Tisch stehen. Sie blicken kurz auf und sagen: „Danke, wir sind soweit.“ Ruckzuck geben sie ihre Bestellung auf, der Ober empfiehlt, nicht die Seezunge zu nehmen, die wäre heute ziemlich klein. Die beiden bedanken sich für seine Aufmerksamkeit und bestellen dafür den empfohlenen Zander im Spinatbett. Dann wenden sie sich einander zu und vertiefen sich in ihr Gespräch.
    Während die männlichen Kunden des Restaurants die beiden Zwanzigjährigen anstarren, schauen die Frauen im Restaurant immer wieder verstohlen auf die beiden Frauen. Denn die strahlen Heiterkeit, Gelassenheit und eine souveräne Freundlichkeit aus, die nicht nur bei unserem netten Kellner ihre Wirkung nicht verfehlen. Madamchen am Tisch in der Mitte wurde trotz intensivstem Haargefummels nur eines kurzen Blickes gewürdigt und dann ad acta gelegt.
    Was unterscheidet nun die beiden Frauen von Madame? Sie sind gleich alt, aber unsere Zwei haben in ihren Äußerungen dem Ober zu verstehen gegeben, dass sie sich in ihn hineindenken. Sie haben festgestellt, dass er viel zu tun hat, ihn nicht mit kapriziösen Extrawünschen belästigt. Sie haben seine Aufmerksamkeit zu würdigen gewusst. Sie haben gelächelt, ohne den Versuch zu flirten. Sie haben ihn mit Namen angeredet und damit den Herrn Ober wie einen Menschen und nicht wie einen Angestellten behandelt. Und du kannst sicher sein, sie haben heute, genauso wie immer, ein angemessenes Trinkgeld hinterlassen. Sie haben sich also ganz normal benommen. Eben wie Klasse-Frauen.
    Und wie wird man nun eine Klasse-Frau?

4. Ein Blick in den Spiegel
Die filternde Brille absetzen
    Seit einiger Zeit hast du Komplexe, stimmt’s? Du fühlst dich dick, verschrumpelt, alt, unattraktiv. Bevor wir darangehen können, uns neu zu erschaffen, müssen wir erst einmal wissen, wie wir uns sehen. Bis jetzt hast du dich so gesehen, wie man dich gelehrt hat, dich selbst zu beurteilen. Dass diese Sicht der Dinge keine ursprünglich weibliche ist, dürfte auch dir klar sein. Innerhalb von Zehntelsekunden taxierst du selbst andere Frauen und scannst sie mit männlichen Augen ein. Du empfindest das als schön, was landläufig Mann attraktiv findet, und lehnst das ab, was dir an dir selbst Komplexe machen würde. Und so siehst du bei einer anderen Frau zuerst die zu kurzen Beine, den zu kleinen Busen, die zu große Nase. Du denkst nicht, ach, die sieht aber interessant und einzigartig aus, sondern du hast sozusagen gelernt, zu schnuppern, ob dir diese Frau gefährlich werden könnte. Dafür hast du das Idealbild der Männer inhaliert und es zu deinem eigenen Idealbild gemacht. Natürlich siehst du dich selbst ebenfalls mit dieser „Werte“-Brille und das macht dir jetzt zu schaffen. Wie wäre es, wenn du die alte Brille gegen eine schicke neue Lesebrille eintauschst? Nahsicht statt Fernsicht! Ab sofort brauchst du nicht mehr attraktiv für Männer zu sein, sondern nur noch attraktiv für dich selbst. Du wirst dich wohlfühlen müssen in deiner eigenen Haut und nicht in der einer anderen. Denn mit der Fünfundzwanzigjährigen kannst du einfach nicht konkurrieren, zumindest nicht, was dein Aussehen anbelangt. Also kann es nur darum gehen, eine interessante, anziehende Klasse-Frau zu werden und nicht ein aufgemotztes Möchtegernmädchen. Einfacher gesagt als getan. Mache dir klar, dass die größten Frauen aller Zeiten für deinen bisherigen Geschmack zu dick, zu alt und zu hässlich waren. Trotzdem haben sie es geschafft, Könige und Kanzler, Magnaten und Millionäre zu faszinieren.

Schonungslose Bestandsaufnahme
    Zeit für eine Bestandsaufnahme. Mach dir doch mal einen schönen Sonntagnachmittag. Am besten einen, an dem es nicht regnet. Denn graue Regentage sind nicht unbedingt für eine vorbehaltlose Bestandsaufnahme geeignet, es sei denn, man will sich unbedingt den Abend und die darauf folgende Woche komplett versauen. Ein Gläschen Wein kann dabei nicht schaden, es beflügelt die Gedanken und das kannst du brauchen. Wenn es gar zu arg wird, kannst du ja nachschenken.
    Und jetzt schau in den Spiegel. Wieso, höre ich dich gerade fragen. Ich schaue doch täglich in den Spiegel, jeden Morgen, wenn ich meine Haare föhne. Ach ja? Bist du sicher, dass du dich wirklich anschaust? Ich gehe jede Wette mit dir ein, dass du zwar siehst, wenn deine Haare nicht liegen

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