Mein letzter Tampon
brauchst. Zumindest hat dich diese harte Zeit gelehrt, was du nicht brauchst.
Wenn du dich nach einem harmonischen Abend wohlig in deine Laken kuschelst, denkst du manchmal, wie gut du es doch hast. Ich hoffe jedenfalls, dass du das denkst. Und nicht, ach, ich möchte so gern noch einmal von vorn anfangen, warum finde ich keinen netten Mann, mit dem ich mein Leben teilen kann. Wenn du das denkst, dann erinnere dich doch einfach mal daran, wie schrecklich anstrengend es war.
Das Kompetenzdefizit
Nachdem du ihn zurück zu Mutti geschickt und dieses zum Schluss mehr als unerfreuliche Kapitel deines Lebens abgeschlossen hattest, war endlich Zeit, dich – Volldampf voraus – um deine eigene Karriere zu kümmern. Schließlich warst du begabt, gut ausgebildet und jetzt erst recht voller Elan.
Also hast du dich ins Business-Kostüm gezwängt, deine Walle-walle-Mähne zu einem dezenten Zopf gebunden und bist Richtung Vorstandsetage marschiert. Komisch war nur, dass sie dich trotz deines dezenten Outfits so gar nicht ernst genommen haben. Irgendwie warst du für alles zu jung. Und außerdem eine Frau.
Sobald du in einer Sitzung zaghaft die Stimme erhoben hast, haben dich alle mitleidig angeschaut. Ach Gott, die Kleine, haben sie gedacht. Deine Verbesserungsvorschläge wurden mit Kommentaren wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ im Keim erstickt. Deine Konzepte ließ man wohlwollend „einfließen“, was nichts anderes hieß, als dass sich jemand die Mühe machte, jeden Satz, den du geschrieben hast, so umzuformulieren, dass er zwar den Sinn behielt, sich aber schlechter anhörte. Man wollte, dass du Kaffee kochst und ansonsten das Büro dekorierst.
Sollte es dir mit der Tarnung sämtlicher weiblicher Attribute (Busen mit Blazer bedecken, Hosen statt Strapse, Nivea statt Prada, Klarsicht- statt Rotlacknägel, Labello statt Rouge absolut) gelungen sein, in einer überdurchschnittlichen Position Fuß zu fassen, durftest du regelmäßig Kunden- oder Mitarbeitermeetings besuchen.
Alle wollten nur das eine
Du hast dich die halbe Nacht darauf vorbereitet, die Aktenlage sondiert und besonders schlaue Einwände zurechtgelegt. Und dann saßest du da in trauter Männerrunde. Hast gelächelt und Kaffee eingeschenkt. Sie hörten dir ein bisschen zu, aber eben nur ein bisschen. Was kein Wunder war. Denn die ganze Zeit haben sie versucht, einen Blick auf deinen Busen zu werfen. Oder festzustellen, wie lang deine Beine sind.
Selbst wenn du keinen Busen und Stummelbeine hattest, konntest du sicher sein, dass sie wirklich nicht bei der Sache waren. Sie haben dich schlicht und ergreifend in Gedanken im Bett gehabt. Und wenn du etwas wirklich Schlaues von dir gegeben hast, dann waren sie erst recht der Meinung, dass dir einfach nur ein guter Fick gefehlt hat, denn sonst wäre deinem Spatzengehirn so ein Gedanke nicht entsprungen.
Das hat dich schier zur Verzweiflung gebracht. Also hast du noch einen Zahn zugelegt und die ganze Nacht gearbeitet, inklusive Wochenenden. Irgendwann (so Mitte dreißig) hast du eine Strategie gefunden, wie du deine weiblichen Vorteile einsetzen konntest, und hattest damit sogar Erfolg. Den hast du zwar nicht sofort am Konto gespürt, aber immerhin am warmen Händedruck, den dein Chef freigiebig austeilte.
Blick zurück im Zorn
Und heute? Dein Konto dürfte nach menschlichem Ermessen besser gefüllt sein. Bei so viel Einsatz! Du grämst dich doch wohl nicht etwa, dass die Männer nicht mehr so mit dir flirten wie früher. Weib, sei froh, dass sie dich endlich ernst nehmen. Wenn du jetzt durchdrehst, hoch geschlitzte Miniröcke trägst und den Busenansatz im Gigantoausschnitt raushängen lässt, dann ist dir auch nicht mehr zu helfen. In dem Fall hast du a) nichts gelernt und b) ist das auch vergebene Liebesmüh, wie wir in einem der nächsten Kapitel sehen werden.
Also, bloß nie wieder jung sein. Du hast das, was du hattest, nicht genießen können und das, was du noch nicht hattest, lag in unerreichbarer Ferne. Erinnere dich daran, wie schwer es früher für dich war, und schon geht es dir besser. Wer sich die Vergangenheit schönredet, kann von der Zukunft nur enttäuscht werden.
3. Abschied von altem Rollenverhalten
Mit den Wimpern klimpern
Stell dir bitte mal folgende Szene vor: Eine gut aussehende, superschlanke Fünfzigjährige betritt ein Restaurant. Die Frau schaut sich nach einem Platz suchend um? Nein, sie wartet auf einen Kellner, der auf sie zustürzt und ihr den Mantel abnimmt.
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