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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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mit ihnen reden wollen. Völlig irre. Hatte wahrscheinlich in ihrem Wahn schon wieder vergessen gehabt, dass sie beim Express gewesen war. Und nun riefen Blätter aus ganz Deutschland an, um die Bilder zu kaufen.

    Immerhin hatte er durch die Rabe seine zukünftige Frau kennengelernt. Und auch dass Basti, nachdem er bei Kristina eingezogen war, eine Weile im Stockwerk über der Verrückten gelebt hatte, zahlte sich nun aus. Seit Tagen schrieb er über Xenia Rabe, freilich ohne zu verraten, wie nahe er an dieser Geschichte ›dran‹ gewesen war. Der Express wusste die besten Geschichten über Xenia Rabe zu berichten. Wie sie mitten in der Nacht schreiend im Treppenhaus gestanden hatte zum Beispiel. Felsenfest war sie damals davon überzeugt gewesen, dass ein Fremder durchs Haus geschlichen sei. Den ganzen Keller hatte er gemeinsam mit dem Oberstudienrat abgesucht. Und dann dieser Fritze vom Schlüsseldienst, der sofort ein leichtes Opfer in der verrückten Frau Rabe gesehen hatte.

    Nach ihrem nächtlichen Auftritt im Treppenhaus war Xenia Rabe eine Weile verschwunden gewesen. Als sie wieder aufgetaucht war, hatte sie sich in ihrer Wohnung verschanzt. Man hörte sie nur noch nachts. Manchmal lachte sie. Schallend und laut, wie eine Irre eben. Sie schmiss nach Mitternacht die Waschmaschine an oder ließ Badewasser einlaufen. Einmal hatte Basti vom Fenster aus beobachtet, wie Frau Rabe nachts die Straße entlanggerannt war. Barfuß.
    Dass sie nicht ganz dicht war, hatte er natürlich von Anfang an geahnt. Aber dass sie ihren Mann umbringen würde …

    Kristina machte sich nun Vorwürfe, weil sie nichts unternommen hatte. Vor allem, nachdem sie gesehen hatte, wie abgemagert Frau Rabe bei ihrer Festnahme durch das SEK gewesen war. Das Gesicht eingefallen, die Augen groß und voller Panik. Die Ärmchen dünn wie die eines Kindes, spindeldürre Beine. Ein zerbrechliches Vögelchen im Hemdchen. Aber getobt hatte sie. Mit neun Mann hatte das SEK sie bändigen müssen. Und nun stand bald der Prozess an. Das würde noch mal Stoff für ein paar gute Geschichten geben.

    Basti schloss die unterste Schublade seines Schreibtisches auf, öffnete den Deckel des ausrangierten Kartons für Kopierpapier, den er ausgesucht hatte, weil er am unverdächtigsten wirkte. Er nahm einen kleinen Feigling heraus. Das Fläschchen fühlte sich gut an in seiner Hand. Er drehte den Schraubverschluss auf und kippte den Feigenlikör hinunter, ließ die leere Flasche in eine Plastiktüte von Peek & Cloppenburg gleiten. Er hatte ein altes Hemd in die Tüte gesteckt, sodass es aussah, als sei er einkaufen gewesen. Gleich würde er sich besser fühlen.

    Wenn er ehrlich war, machte ihm der Druck, den sein neuer Job mit sich brachte, zu schaffen. Sein Ansehen stand und fiel mit der Auflage . Und wenn der Express keine Auflage machte, war Basti bald wieder weg vom Fenster. Deshalb brauchte er ab und an ein kleines Helferlein. Na ja, solange er nur harmlosen Feigenlikör trank, ging das ja wohl in Ordnung. Nicht so wie Hartmut, der ohne Wodka arbeitsunfähig gewesen war. So würde er nie werden, das hatte er sich geschworen. Basti fingerte einen Fisherman’s Friend aus dem zerknitterten Papiertütchen, das in seiner Hosentasche steckte. Als neuer Lokalchef konnte er sich keine Alkoholfahne leisten.

    Manchmal dachte Basti an Thomas. Und daran, warum er diesen Job mal an den Nagel hängen wollte. Aber was sollte er denn machen? Er musste doch bald eine Familie ernähren. Basti schob den Gedanken an Thomas beiseite. Ihm blieb ohnehin keine Zeit zum Nachdenken. Er hatte noch keine Titelgeschichte für morgen.

    Gab es eigentlich was Neues über dieses verschwundene Mädchen in Brandenburg? Antonia oder wie hieß sie noch mal? Sarah sollte mal bei der Polizei in Brandenburg nachhaken. Machte sich ja ganz gut als Polizeireporterin. Eine Geschichte über vermisste Kinder in Berlin und Umgebung wäre doch vielleicht was für morgen …

    *

    Mein Zimmer sieht aus wie das Zimmer eines normalen Krankenhauses. Bett, Nasszelle, Schrank, blassblauer Linoleumboden.
    Manchmal verraten die quietschenden Gummisohlen der Pfleger, dass sie zu mir kommen. Dann muss ich meinen Bericht, den ich heimlich schreibe, schnell verstecken. Ich schiebe die Blätter unter die Linoleumplatte, die ich mit den Fingernägeln vom Boden gelöst habe, und rolle den Nachttisch über die Stelle.

    Wenn sie mir das Essen hinstellen, liegt nur ein Löffel auf dem Tablett. Als wäre ich ein

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