Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
sehr geschätzt habt. Wir werden also gemeinsam versuchen müssen, diesen Verlust irgendwie zu verkraften. Ich möchte Euch um ein wenig Geduld bitten, da ich mir selbst erst ein Bild machen muss, wie es weitergehen soll.“
Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Unauffällig versuchte ich, aus dem Klassenzimmer zu kommen. Hätte man sie als Bestätigung für die Gerüchte über ihn interpretiert, hätte ich mir das wie vieles andere nicht verzeihen können.
Passiert ist genau das. Kaum war er tot, lud man zum Tanz auf seinem Grab. Mich tröstete die Gewissheit, dass ihm das sicher egal wäre und da er niemanden hinterließ, war auch das Fremdschämen kein Problem.
Die Beisetzung organisierten Conny und ich. Christian hatte die Totensorge an Hans übertragen und im kleinen Kreis wurden seine Überreste eingeäschert.
Eine Woche später wurde sein Testament geöffnet und man hatte Hans und mich dazu eingeladen. Dem Testament lag ein Brief bei, der an mich gerichtet war.
„Geliebter David, Bitte entschuldige, dass ich so plötzlich aus dem Leben geschieden bin, aber ich wollte nicht mehr. Nimm es mir nicht übel, dass ich dich im Tortuga mit den ganzen Sachen belastet habe. Ich wünschte mir zum Abschluss diesen letzten Kuss, auf den ich mein Leben lang gewartet habe. Bitte verzeih mir, dass ich dich damals geschlagen habe. Es gibt wenige Dinge, die ich so sehr bereue wie dies. Nun aber zum Geschäftlichen. Ich habe Hans als Testamentsvollstrecker eingesetzt und er wird sich um alles kümmern. Ich hinterlasse Dir und Conny meine Wohnung und ein Sparkonto, das für Euer Medizinstudium und die Erbschaftssteuer locker reichen sollte. Vermietet sie am besten,bis ihr sie selbst beziehen oder verkaufen wollt. Es war ein Privileg dich zu kennen und ich wünschte, wir wären in der gleichen Zeit groß geworden. In Liebe, Dein Christian.“
Christians Tod liegt nun etwas mehr als ein Jahr zurück. Conny und ich haben vor einer Woche die letzte Prüfung des ersten Semesters im Medizinstudium geschrieben. Dann setzten wir uns an der Südküste Sardiniens an den Strand und gruben mit unseren Zehen Löcher in den kalten Sand.
Die Urne mit Christians Asche hatte Hans auf Umwegen besorgt. Es war Christians Wunsch gewesen, dass seine Überreste im Mittelmeer verstreut würden. In den beiden Liegestühlen neben uns sitzen Hans und Peer.
Wir streuen Christians Asche ins Meer, umarmen uns und schauen der Sonne zu, wie sie am Horizont langsam und bestimmt emporstrebt und die ruhige Oberfläche des Meeres mit gleißendem Gold überzieht.
Es ist endlich Frühling.
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH , Norderstedt
ISBN 978-3-8482-8156-5
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