Mein Weg
Baguette.
Gut gestärkt nach unserem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Zubiri. Das sollte heute mein Tagesziel werden. 22,8 Kilometer am 2. Tag dürften gut zu schaffen sein. Als wir Burguete verließen, lagen uns die Pyrenäen im Rücken, welche ich gestern überquert hatte. In der Nacht musste es geschneit haben. Die Gipfel leuchteten heute schneebedeckt. Schnee war das Einzige, was mir gestern noch gefehlt hätte. Heute meinte es das Wetter gut mit uns. Etwas kühl noch, aber von oben trocken.
Während wir so still nebeneinander herliefen, lauschte ich in mich hinein und fragte nacheinander alle Körperteile ab. Von meinem Rücken kam ein eindeutiges „ok.“ Das Gewicht vom Rucksack war kein Problem.
Die Brücke nach Larasoaña
Meine Beine wollten auch weiter, nur mein linker Fuß meckerte etwas. „Ich habe dich doch heute morgen so schön mit Compeed versorgt, also spiel jetzt auch mit!“ Der Weg war gut zu gehen und die Landschaft war fantastisch. Selbst die Sonne warf hin und wieder mal einen Blick auf uns. Kurz vor Zubiri trennte ich mich von Hans. Ich brauchte eine Pause. Die nutzte ich, um mich mit meinem Fuß wieder zu versöhnen. Schuhe aus und frische Luft, das würde gut tun. Zum krönenden Abschluss gab es auch noch gleich ein paar frische Socken, das musste aber dann auch reichen. Kurz vor Zubiri warf ich einen Blick auf die Uhr. Da es erst gegen 12:00 Uhr war, keimte in mir mehr und mehr der Gedanke auf, nicht in Zubiri zu bleiben, sondern noch weitere 5,2 Kilometer bis Larasoaña zu schaffen. Der Tag war noch recht jung und ich hatte keine Lust mich so lange in der Herberge aufzuhalten. Vorher legte ich aber eine längere Rast ein und gönnte mir noch einen schönen café con leche.
Der Weg nach Larasoaña gestaltete sich dann noch, trotz teilweise steinigen Wegen, sehr angenehm und meine Füße hatten offenbar auch nichts dagegen. Ich genoss die Einsamkeit auf den wunderschönen Waldwegen und kam, ohne es richtig gemerkt zu haben, in Larasoaña an. Von der Brücke am Ortseingang sah ich Hans schon von weitem, als er gerade den Dorfplatz überquerte. Die Entfernung zu ihm war aber zu groß, als dass ich ihn hätte rufen können.
Ich machte mich sogleich auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Leider stellte ich bei meiner Ankunft fest, dass die einzige kommunale Herberge dort nicht so toll war. Es gab 14 Betten in einem kleinen Raum und ich hatte auch noch das Glück, dass niemand Deutsch bzw. Englisch sprach. Um 18:00 Uhr ging ich ins Restaurant. Dort traf ich dann einige bekannte Pilgerfreunde wieder. Erst saß ich mit Peter und seiner Frau Gertrude, einem Ehepaar aus Österreich, am Tisch, danach wurde es aber noch richtig international. Es gesellten sich noch weitere Pilger aus Holland, Spanien, Frankreich, USA und Kanada zu uns an den Tisch. Es wurde noch ein sehr schöner Abend und wir hatten viel zu erzählen. Irgendwie versteht man sich einfach. Das Menú del Peregrino (Pilgermenü) war richtig lecker in dem Restaurant und so ging der Tag um 22:00 Uhr für mich zu Ende. Hans traf ich leider nicht mehr an diesem Abend. Später hörte ich, dass er in einer private Unterkunft Quartier gefunden hatte. Morgen wollte ich es bis Pamplona oder weiter schaffen. Ich war schon gespannt, wen ich alles treffen würde.
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3. Tag: Larasoaña – Pamplona
(16,3 km)
Die Nacht war von sehr viel Unruhe gekennzeichnet. Das Bett neben mir war wohl im Begriff das Zeitliche zu segnen. Es krächzte und quietschte bei jeder Bewegung und der Mann in dem Bett bewegte sich ständig. In den Zeiten, in denen er mal ruhig lag, wurde er sofort von einem anderen Schläfer mit lautem Schnarchen abgelöst. Irgendwie endete die Nacht doch und um 6:00 Uhr war allgemeines Aufstehen. Heute sollte es nur eine kurze Etappe werden, also hatte ich keine große Eile.
Kurz nach 7:00 Uhr marschierte ich dann allein los. Alle anderen waren schon weg. Da es auch in dieser Herberge kein Frühstück gab, plante ich meinen ersten Stopp für die nächsten drei bis fünf Kilometer.
In der Ortsmitte von Larasoaña standen zwei Automaten mit Getränken und Süßigkeiten. Natürlich zog ich daran vorbei und nahm nichts mit. „Ich mache ja bald Frühstück“, dachte ich zu dieser Zeit noch.
Der Weg führte an einem großen Werk vorbei, wo es sehr laut war. Schon von weitem hörte man den Fabriklärm. Die Route selber lief sich aber gut, bis jetzt jedenfalls. Je länger ich unterwegs war, desto mehr
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