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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Lamm geholt.«
    »Dave!« rief da der alte Apperson von den Pferden her seinen Sohn, und der tippte an seinen Hutrand und ging.
    »Wissen nichts«, sagte Ishi halblaut und atmete erleichtert auf.
    Popy wollte, daß Ishi eine Geschichte erzählte. Er kannte so hübsche Geschichten.
    Ishi sah zum Himmel hinauf. Das Blau des Tages verblaßte zwar, aber es war noch nicht dunkel genug, um mit einer Geschichte zu beginnen. Er hockte sich ans Feuer und stopfte sich seine Pfeife.
    Als er sie ausgeraucht hatte, konnte man die ersten blassen Sterne erkennen, das war die richtige Zeit für eine Geschichte. Er begann lächelnd: »Waldentenmann war ein kräftiger junger Mann, ein großer Jäger. Er hatte so viele Vorräte, daß die Sonne sich erhob, über den Himmel wanderte und sich zum Westen hin senkte, während Waldentenmann die ganze Zeit gelassen auf seinem Lager aus Kaninchenfell lag. Er war unverheiratet, aber gut versorgt. Seine beiden Schwestern, die bei ihm lebten, verwöhnten ihn und taten alles, was er ihnen befahl. Er sang und jagte zwischendurch, und eines Tages bemerkte er ganz richtig: >Ich nehme an, viele junge Frauen sprechen von mir und haben keinen sehnlicheren Wunsch als den, mit mir verheiratet zu sein.< Und dann sagte er zu seinen Schwestern: >Achtet darauf, daß ihr die Körbe aller jungen Mädchen, die kommen, um mich zu besuchen, gut mit Hirschfleisch und mit Lachs füllt. Ich will das so.<
    Der Waldentenmann war ein Mann, der lieber hin und wieder herumtändelte, aber nicht heiratete. Wie er vorausgesagt hatte, kamen eine Menge heiratslustiger junger Frauen zu ihm auf Besuch, um ihren Liebreiz auszuspielen, sich nach seinen Wünschen zu richten und eine längere oder kürzere Zeit mit ihm zu verbringen. Alle wurden wieder weggeschickt, aber keine ohne gefüllten Korb.
    Es kamen Wasserhuhnfrau und Wasserwanzenfrau, Fledermausfrau, Fischfrau und Eichhörnchenfrau. Da war Feuersteinfrau und Regenbogenfrau und Muschelfrau und Perlmuttfrau. Der Gastgeber beklagte sich über Fuchsfrau, die aussah, als habe sie keine Augen, über Skunkfrau, die zu stark roch. Die Bergwachtelfrau wurde aufgefordert, sich hinzusetzen und es sich gemütlich zu machen, aber auch sie wurde später wieder weggeschickt.
    Braunbärfrau brachte süßduftende Kräuter und Wurzeln, aber selbst sie wurde wieder verabschiedet. Zahnschneckenfrau war sehr hartnäckig. In der Zeit, die sie mit Waldentenmann verbrachte, zitterte und bebte sein ganzes Haus von ihren Streitereien, endlich gelang es ihm mit einiger Mühe, sie hinauszuwerfen. Magnesitfrau bekam außer dem üblichen Hirschfleisch und Lachs auch noch Perlen. Und Morgensternfrau bekam neben Perlen und Perlmuttschmuck auch noch Nahrungsmittel. Waldentenmann muß von Morgensternfrau sehr beeindruckt gewesen sein.
    Waldentenmann rief seinen Schwestern zu, Blaukaninchenfrau wegzubringen, aber erst, wenn es heller Tag war. Von der Biberfrau sagte er: >Bringt sie weg. Sie redet Blödsinn.<
    Sogar Schildkrötenfrau fuhr nicht besser als die anderen, obwohl sie schon etwas Besonderes war. Sie trug ein Hemd aus Elchhaut und hatte das College besucht.«
    Ishi machte eine Pause. Seine Gefährten, selbst der junge Apperson, sahen sich unsicher an. Der alte Apperson war, den Kopf auf einem Sattel, eingeschlafen.
    »Und?« fragte Kroeber. »Wie geht die Geschichte weiter?«
    »Ganz einfach«, sagte Ishi. »Eines Tages bemerkte Waldentenmann zu seinen beiden Schwestern ganz richtig: >Ich nehme an, viele junge Frauen sprechen von mir und haben keinen sehnlicheren Wunsch, als mit mir verheiratet zu sein.< Und dann sagte er zu seinen Schwestern: >Achtet darauf, daß ihr die Körbe aller jungen Mädchen, die kommen, um mich zu besuchen...<«
    »Danke!« rief Waterman, »wir wissen bereits.«
    »Wieso?« fragte der junge Apperson. »Kennen Sie die Geschichte?«
    »Nein«, sagte der elfjährige Saxton, »das ist eine Geschichte, die nie aufhört.«
    »Jaja«, sagte Waterman zum jungen Apperson, »das steht dir alles noch bevor, Dave. Oder hast du schon eine nicht weggeschickt?«
    »Ich wüßte schon eine«, sagte Dave, »in Tehama, aber Dad will nicht so recht...«
    Die anderen redeten weiter, das Mädchen in Tehama brachte offensichtlich für den alten Apperson nicht genug mit in die Ehe. Es war das alte Lied.
    Ishi legte nun armdickes, dürres Holz in das Feuer und starrte in die Flammen. Nie hatte er als Mann in seinem Land so sorglos Holz in die Flammen legen können wie heute. Und da drüben lag

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