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Meine total wahren und ueberhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb

Titel: Meine total wahren und ueberhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Und mein Brustkorb war eine leere Höhle.
    »Meine Eingeweide sind weg«, sagte ich.
    Vitali starrte mich an wie einen Ork. Wahrscheinlich stand er schon eine Zeit lang da, und ich hatte ihn gerade erst bemerkt. Weil ich die ganze Zeit zur Tür schaute. Durch diese Tür waren die Mädchen gegangen und hatten sich nicht mehr umgedreht. Zuerst hatte das Mädchen im gelben Badeanzug mich losgelassen. Dann hatte das andere Mädchen die Tür aufgezogen. Und bevor ich alles kapierte, waren sie weg.
    Jetzt fiel mir noch was ein.
    Das gelbe Mädchen hatte mir ihren Namen gesagt. Ob ich ihr meinen auch gesagt hatte, wusste ich nicht mehr.
    Annalena.
    Und den Namen ihrer Freundin hatte sie mir auch gesagt. Jane. Irgendwas mit einem englischen J. Den Namen hatte ich sofort vergessen. Ihren nicht.
    Annalena.
    »Du siehst übel aus«, sagte Vitali. »Deine Stirn ist rot, und sonst bist du ganz blass. Du bist gegen die Tür gerannt, warum?«
    »Sie war zu«, sagte ich und presste beide Hände an meinen Kopf.
    »Wo wolltst du hin?«, fragte Vitali.
    »Nirgends.«
    »Und warum wolltst du dann durch die geschlossene Tür durch?«
    »Das verstehst du nicht.«
    Ich wollte nicht reden. Ich wollte, dass mein Herz wieder aus meinem Kopf raus- und an seinen Platz zurückrutschte, wo es hingehörte, vorn links. Ich wollte wissen, wieso Annalena mich erst umarmt und dann losgelassen hatte.
    Ich wollte wissen, wieso mir so kalt war.
    Ich wollte wissen, ob ich ihr meinen Namen gesagt hatte. Ich wollte wissen, wieso ich gegen die Tür gelaufen war wie ein Depp.
    Ich wollte wissen, wieso Annalena nicht mehr da war. Ich wollte wissen, was passiert war.
    »Was ist’n überhaupt passiert?«, fragte Vitali.
    »Weiß ich doch nicht!«, schrie ich.
    Ich schrei sonst nie. Wie mein Vater. Wenn der sich ärgert, sperrt er sich in seinem Zimmer ein und kommt drei Stunden nicht mehr raus. Wenn er wütend ist, redet er ganz leise, dass man kein Wort versteht, und wenn man nachfragt, redet er noch leiser. Und wenn er ausflippt, was fast nie vorkommt, dann reißt er die Augen auf und sticht mit einem unsichtbaren Messer zehnmal hintereinander in die Luft, und dann haut er ab, um in einem Gasthaus so viel Bier zu trinken, bis er keine Kraft mehr hat auszuflippen. Das behauptet meine Ma.
    Aber mein Vater war jetzt nicht wichtig.
    Ich war jetzt wichtig.
    »Du hast eine Gehirnerschütterung, glaub ich«, sagte Vitali, schlug mir gegen die Schulter und ging weg.
    Als er angezogen aus der Kabine zurückkam, stand ich immer noch an derselben Stelle und klapperte mit den Zähnen. Er baute sich vor mir auf.
    »Hast du einen Geist gesehen?«, fragte er.

Neun
    Immer noch Dienstag
    Große Konferenz. Der runde Holztisch im Wohnzimmer ist der Ort, an dem DIE DINGE AUSGESPROCHEN WERDEN.
    »Was ist heut im Schwimmbad los gewesen?«, fragte meine Ma.
    Ich antwortete: »Nichts.«
    »Du sollst uns nicht anlügen.«
    Mein Vater: Schweig-schweig.
    Meistens sagt er erst später was, zwei oder drei Biere später. Auf die Biere darf man ihn aber nicht ansprechen, sonst fängt er an zu flüstern.
    »Nichts war los«, sagte ich, um einen ganzen Satz zu sprechen. Darauf legt meine Ma Wert. AM RUNDEN TISCH WERDEN GANZE SÄTZE GESPROCHEN.
    Nirgends, wo ich hinhöre, werden ganze Sätze gesprochen.
    »Iris dachte schon, du hättst Schüttelfrost«, sagte meine Ma und stellte ihr Rotweinglas hin, das sie zwischendrin immer wieder hochnahm, ohne daraus zu trinken. Ichwarf meinem Vater einen Blick zu. Er umklammerte mit beiden Händen sein Bierglas und schaute es an. Das tut er immer, wenn er trinkt. Vielleicht wundert er sich über die Farbe oder darüber, wieso der Schaum plötzlich verschwunden ist.
    An diesem Abend sah ich ihm aber nur ein einziges Mal beim Grübeln zu. An diesem Abend hatte ich Gedanken wie Seifenblasen. Sie schwebten durch meinen Kopf und zerplatzten. Dann kamen neue und zerplatzten wieder. Das ging unaufhörlich so weiter. Ich kriegte sie nicht zu fassen im Kopf. Gerade wenn ich anfangen wollte, an was Bestimmtes zu denken, wenn ich dachte, jetzt weiß ich, was ich denke, machte es plopp, und ich brachte keinen Ton raus.
    »Hörst du mir zu?«
    Weil ich einfach keine Antwort hinkriegte, meinte sie: »Du bist weiß wie die Wand, Simon.«
    »Ist mir auch aufgefallen«, sagte völlig überraschend mein Vater. Er war noch bei seinem ersten Bier, es schien ihm nicht zu schmecken.
    In meinem Kopf zerplatzte irgendwas Gelbes.
    »Bitte, rede mit uns, Simon«, sagte meine

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