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Meine total wahren und ueberhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb

Titel: Meine total wahren und ueberhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Ma, »wir haben nämlich noch was Wichtiges mit dir zu besprechen.«
    »Was denn?«, sagte mein Mund.
    Gleichzeitig hoben meine Ma und mein Vater ihre Gläser und tranken und schauten sich an und behielten die Gläser in der Hand. So was nennt man Synchronsaufen.
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen am runden Tisch. Das ist eigentlich verboten.
    AM RUNDEN TISCH IST NIEMAND MAULFAUL.
    Langsam dämmerte mir, dass die Konferenz nicht wegen mir stattfand, jedenfalls nicht nur wegen mir. Und dass die Stimmung nicht wegen was, das ich selber nicht kapierte, finsterer war als sonst.
    Das Schweigen dauerte so lange, dass ich schon fürchtete, meine Eltern hören das Ploppen in meinem Kopf.
    »Dein Opa ist im Krankenhaus«, sagte meine Ma. »Es geht ihm nicht gut.«
    In dieser Sekunde zerplatzten meine Gedanken nicht. »Er hatte einen Herzinfarkt«, sagte mein Vater. »Weißt du, was das ist?«
    Ja, dachte ich, so was wie ich heut einen im Schwimmbad gehabt habe.
    Aber das sagte ich nicht. Stattdessen sagte ich was, das meine Ma hinterher SEHR UNANGEMESSEN fand.
    Ich sagte: »Aha.«

Zehn
    Immer noch Dienstag
    Unter der Bettdecke war es ganz still. Endlich schwitzte ich wieder. Endlich hatte ich kein Ploppen mehr im Kopf. Nur Annalena in ihrem gelben Badeanzug. Von ihrer Freundin sah ich nur einen Umriss. Sie war da, aber nicht richtig. Und sie war auch nicht wichtig.
    Annalena war wichtig.
    Wieso?
    Weil sie da war und nicht wieder wegging. Sie ging nicht weg. Nicht wie in Wirklichkeit, wo sie durch die gläserne Tür durchging und dann nach links abbog zu den Hofbräustuben, oder zu den Aufzügen.
    Annalena wohnte im Sheraton. Und ihre Freundin auch. Das hatte mir Iris erzählt. Wann? Das wusste ich nicht mehr. Auf dem Heimweg hatte ich an nichts anderes denken können.
    Sie wohnt im Hotel sie wohnt im Hotel sie wohnt im Hotel sie wohnt im Hotel sie wohnt im Hotel.
    Vom Hotel bis zu uns dauert es zu Fuß eine halbe Stunde.
    Wenn ich ungefähr dreimal pro Minute gedacht hatte: Siewohnt im Hotel, dann hatte ich ungefähr neunzigmal dran gedacht, dass sie im Hotel wohnt.
    Aber ich glaube, ich dachte mindestens zehnmal pro Minute dran. Das wären dann ungefähr dreihundertmal, dass ich dachte: Sie wohnt im Hotel.
    Und Vitali laberte die ganze Zeit. In meinem Kopf war kein Platz für seine Stimme. Und dann öffnete meine Ma die Tür und machte ein ernstes Gesicht. Eigentlich hatte ich geglaubt, sie wäre noch beim Arbeiten. Anscheinend war sie früher zurückgekommen, dafür war sie heut Morgen früher gegangen. Wie immer küsste sie mich auf die Stirn. In meinem Zimmer legte ich mich aufs Bett, weil ich das immer mache, wenn ich nach Hause komme. Da sagte meine Ma, wir müssten uns alle nachher an den runden Tisch setzen. Also hat Iris sie angerufen, dachte ich, und ihr Zeug erzählt. Das ist die Lieblingsbeschäftigung von Iris: Zeug erzählen. Meine Ma sagt, Iris unterhält sich gern.
    Ausnahmsweise hatte ich diesmal was davon. Ohne Iris hätte ich nicht gewusst, dass Annalena im Hotel wohnt. Aber wann hatte Iris mir das erzählt?
    Ich sah Annalena ganz deutlich unter der Bettdecke. Sie stand vor mir, ganz nah da. Ich roch ihre Creme und ihr Parfüm und was sonst noch alles. Ich schaute in ihre Augen, und da war ich. Doppelt sogar. In jedem Auge einmal war ich.
    Schweiß lief mir übers Gesicht. Ich hörte mein Herz schlagen.Ich dachte, es schlägt bis rüber ins Hotel, eine halbe Stunde weit schlägt mein Herz, und dann fährt es mit dem Lift rauf und schlägt durch die Lifttür und schlägt über den Flur, wo Annalena wohnt, und klopft an ihre Tür.
    So laut schlug mein Herz in der Nacht, auch wenn niemand das glaubt.
    Und Annalena geht auf Zehenspitzen zur Tür und horcht. Bestimmt tut sie das.
    Das war alles unverstehbar.
    Wieso schlug mein Herz so brutal?
    Und wieso hörte es nicht auf, so brutal zu schlagen, mitten in der Nacht?
    Und wieso dachte ich immer nur an Annalena in ihrem gelben Badeanzug und kein einziges Mal an Opa Ferdi, der im Krankenhaus lag?
    Kein einziges Mal dachte ich an ihn. Erst am nächsten Morgen dachte ich an ihn. Meine Ma glaubte, ich hätte wegen ihm nicht richtig geschlafen und deswegen Schatten unter den Augen.

Elf
    Mittwoch
    Nach der Schule, sagte meine Ma, solle ich sofort zu ihr ins Hotel kommen, weil wir dann gemeinsam ins Krankenhaus fahren würden.
    Aber ich kam mittags nicht ins Hotel. Ich ging nach Hause und legte mich aufs Bett und zitterte und weinte, obwohl ich weder das eine noch

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