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Melina und das Geheimnis aus Stein

Melina und das Geheimnis aus Stein

Titel: Melina und das Geheimnis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Röder
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anderen“, flüstert Will in feierlichem Ton. „Und du?“
    „Ich wohne weiter weg. Zusammen mit meinen Eltern.“
    „Was sind Eltern?“ Will ist schlimmer als jedes Kindergartenkind.
    „Na ja, Eltern halt. Die, die dich gemacht haben. Die sich um dich kümmern.“
    „Ah.“ Wills Gesicht strahlt, als hätte er plötzlich begriffen. „Du bist meine Eltern!“
    „Was, ich?!“ Fast wäre ich von der Mauer gefallen. „Nee, ich bin doch nicht mal erwachsen. Ich hab dich nur aufgeweckt. Will, bei dir ist das anders …“ Wie soll ich ihm das nur erklären? „Schau mal, ich bin ein Mensch. Ich habe Eltern, ich bin …“
    „Bunt.“ Will hält seinen marmorweißen Arm gegen meinen sonnengebräunten.
    „Ja, genau. Ich bin aus Fleisch und Blut und Knochen und all so was. Und du bist aus Stein. Du bist eine Statue.“ Ich rutsche an den Mauerrand und fange an, vorsichtig wieder hinunterzuklettern. „Komm, ich muss nach Hause.“
    Aber Will bleibt sitzen und blickt immer noch hinüber zu den Häusern. „Was ist ‚zu Hause‘?“
    „Mann, du stellst echt viele Fragen“, schnaufe ich genervt, während ich mit den Füßen nach einem sicheren Halt taste. „Da wohne ich mit Pippa und meinen Eltern.“
    „Und mit Will?“, fragt Will und schaut mir in die Augen.
    „Nein, das geht nicht!“, rufe ich erschrocken. Meine Füße rutschen ab und ich plumpse das letzte Mauerstück hinunter. Die Knie meiner Jeans sind schwarz von Erde. Wütend klopfe ich sie ab. „Du kannst nicht bei mir zu Hause wohnen, Will! Du wohnst auf dem Friedhof.“
    Schweigend klettert Will von der Mauer, schweigend gehen wir hinüber zu seinem Grabsockel, wo ich ihn einschlafen lasse. Selbst Pippa gibt keinen Pieps von sich. Dafür, dass sie so klein ist, ist die Stille, die entsteht, wenn sie mal nicht redet, sehr groß.
    „Was ist?“, fauche ich sie an und stopfe den Naturführer, die Baumliste und die Klarsichtfolie mit den gesammelten Blättern in meinen Schulrucksack. „Warum guckst du mich so an?“
    „Nur so“, antwortet Pippa. „Ich will ja nicht wieder in die Büsche geschubst werden. Sonst würde ich sagen, dass Will sicher ein guter Forscher wird, weil er viele Fragen stellt.“ Sie macht eine bedeutungsvolle Pause. „Leute, die auf Fragen mit Schreien reagieren, werden dagegen selten gute Forscher.“
    Auf dem Weg zurück zum Tor begegne ich dem Steinkauz. Er hat einen Fotoapparat dabei und nickt mir zu, als ich an ihm vorbeigehe. „Dreh dich nicht um. Er schaut dir nach“, flüstert Pippa. „Vielleicht hat er Verdacht geschöpft.“
    Als ich schlecht gelaunt nach Hause komme, gibt es eine Überraschung. Mama trägt eine Jeans statt ihrer Schlafanzughose. „Wo bist du heute Nachmittag gewesen?“, fragt sie, und ich bin so überrascht, dass sie meine Abwesenheit bemerkt hat, dass ich fast vergesse zu antworten.
    „Ich habe mit Jessie Ball gespielt.“ Das ist schließlich nicht gelogen. Nicht völlig. „Außerdem musste ich Blätter sammeln.“
    Ich erzähle von dem Herbarium, das wir für Bio anlegen sollen, und dass ich schon fast alle Blätter habe, bis auf das der Robinie. Mama hört zu und bewundert meine Funde.
    „Kaum zu glauben, dass du die alle an einem Nachmittag gefunden hast!“, staunt sie. Fast hätte ich ihr verraten, dass ich Hilfe von Pippa und Will hatte, doch ich beiße mir gerade noch rechtzeitig auf die Zunge.
    „Am besten trocknet man sie zwischen Lagen aus Taschentüchern und Zeitungspapier“, erklärt Mama. Sie kennt sich aus, sie hat nämlich Biologie studiert und in einem Labor gearbeitet, bis sie wieder schwanger wurde. Natürlich hat uns der Biolehrer erklärt, wie wir die Blätter trocknen müssen, aber ich bin so froh, dass Mama mit mir redet, dass ich mir das auch noch dreimal anhören würde.
    Wir legen die Papiere mit den Blättern zwischen die Seiten der dicksten und schwersten Bücher, die wir finden können. „Super“, sage ich. Nur Pippa piepst in meiner Tasche, dass der Bücherturm ganz schön wacklig aussieht.
    Mama lächelt, und obwohl ihr Gesicht schmaler geworden ist, sieht sie fast so aus wie früher. „Dein Vater muss noch arbeiten. Aber heute Abend kommt ein schöner Tierfilm im Fernsehen. Hast du Lust, ihn dir anzusehen, Maus?“
    Kurz will ich sagen, dass ich keine Lust habe, weil sie in letzter Zeit ja auch oft keine Lust auf mich hat, aber dann gibt mir Pippa einen Stups. Außerdem ist der letzte gemeinsame Filmabend schon viel zu lange her. „Klar“, sage

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