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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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Erklärung abgibt, wie »Sie müssen mir glauben, ich habe sie nicht ermordet«, dann sollten seine Handflächen nach unten zeigen (siehe Abbildung 90). Zeigen sie nach oben und sollte die betreffende Person regelrecht darum flehen, ihr Glauben zu schenken, sollte Ihnen dies höchst suspekt Vorkommen. Obwohl man natürlich keine Regel daraus ableiten kann, würde ich jede
    Äußerung infrage stellen, die auf diese oder ähnliche Weise gemacht wird. Eine solche Position ist nicht sehr affirmativ und gibt zu verstehen, dass hier Überzeugungsarbeit geleistet werden soll. Wer sich nichts vorzuwerfen hat, hat ein solches Verhalten nicht nötig; er macht seine Aussage und belässt es dabei.
    Territorialverhalten und Täuschung
    Wenn wir uns selbstbewusst und sehr gut fühlen, breiten wir uns aus. Wenn wir uns hingegen unsicher fühlen, neigen wir dazu, uns möglichst kleinzumachen. In Extremsituationen schlingen unter Stress stehende Menschen Arme und Beine um ihren Körper und nehmen dabei fast eine embryonale, kauernde Haltung ein. Unangenehme Gespräche und Verhöre können eine Vielzahl von reservierten Posen hervorrufen: Arme, die wie ein Brezel verschlungen sind, und/oder Sprunggelenke, die sich manchmal so kompliziert verschränken, dass allein der Anblick schmerzhaft ist. Halten Sie vor allem nach deutlichen Änderungen in der Körperhaltung Ausschau, die auf eine Täuschung hinweisen können, vor allem wenn sie synchron zu einem bestimmten Themenwechsel eintreten.
    Wenn wir von dem überzeugt sind, was wir glauben oder sagen, ziehen wir normalerweise die Schultern nach hinten, halten den Rücken gerade und nehmen dadurch eine aufrechte Sitzposition ein, die Sicherheit ausstrahlt. Wenn Menschen flunkern oder lügen, beugen sie sich unbewusst nach vorne oder sacken in ihrem Stuhl zusammen, als wollten sie ihrer eigenen Aussage aus dem Weg gehen. Wer sich unsicher fühlt oder Zweifel gegenüber sich selbst, seinen Gedanken und Überzeugungen hegt, spiegelt dies wahrscheinlich auch in seiner Haltung wider - normalerweise indem er sich nur leicht nach vorne beugt, manchmal aber auch indem er den Kopf ein- und die Schultern nach oben zieht. Achten Sie darauf: Der Schildkröteneffekt tritt immer dann auf, wenn sich Menschen unwohl fühlen und versuchen, sich möglichst kleinzumachen. Dieses Verhalten ist auf jeden Fall ein Ausdruck von Unsicherheit und Unbehagen.
    Schulterzucken
    Während jeder von uns hin und wieder mit den Schultern zuckt, wenn wir uns unsicher fühlen oder etwas nicht genau wissen, zeigen Lügner ein etwas modifiziertes Schulterzucken. Dieses ist insofern außergewöhnlich, als es entweder kürzer ist oder gewisse Abweichungen zum »normalen« Schulterzucken aufweist, weil die Person, die dieses Verhalten äußert, nicht voll hinter dem steht, was sie sagt. Wenn sie nur eine Schulter hebt oder beide Schultern übertrieben weit nach oben zieht und ihr Kopf dabei zu verschwinden scheint, deutet dies ganz offensichtlich auf Unbehagen hin. Man sieht dieses Verhalten manchmal bei Menschen, die sich gerade darauf vorbereiten, eine Frage vorsätzlich falsch zu beantworten.
    Abschließende Bemerkungen zum Thema Täuschung
    Wie ich bereits zu Beginn des Kapitels erwähnt habe, zeigt die Forschung der letzten 20 Jahre ein eindeutiges Bild: Es gibt keine nonverbalen Verhaltensweisen, die an und für sich Ausdruck einer Täuschung oder Lüge wären (Ekman, 1991, 98; Ford, 1996, 217). Oder wie es Dr. Mark G. Frank, ein Wissenschaftler und Freund von mir, gern formuliert: »Joe, leider gibt es keinen Pinocchio-Effekt, der einem sagt, wann jemand lügt.« (Frank, 2006) Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Um die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden, können wir uns nur an drei Dingen orientieren: am Behagen beziehungsweise Unbehagen, das eine Person in der jeweiligen Situation äußert, an der Synchronie ihrer Verhaltensmuster und an der gezeigten Emphase. Diese drei Punkte dienen jedoch lediglich als Anhaltspunkt oder Modell - mehr aber auch nicht.
    Jemand, der sich unwohl fühlt, eine ausdrucksstarke Mimik oder Gestik vermissen lässt und dessen Äußerungen sich nicht mit seiner Körpersprache decken, kommuniziert im besten Fall schlecht. Im schlimmsten Fall lügt er. Unbehagen kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein, zum Beispiel auf die Abneigung den Gesprächspartnern gegenüber, das Umfeld, in dem die Diskussion stattfindet, und schließlich auf die Nervosität, die sich vielleicht

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