Menschen wie Götter
zusammen oder zerstiebt. Ich führe nur eine Zahl an, die mir den Atem verschlägt: Die Kapazität der Tanew-Annihilatoren erzielt im kleinsten der Sternenpflüge zwei Millionen Albert, in der „Raumfresser“ über fünf Millionen! Sämtliche Elektrizitätswerke der Erde Ende des zwanzigsten Jahrhunderts der alten Ära erzeugten keine drei Milliarden Kilowatt, das heißt, keine drei Albert.
Jedes beliebige Sternenflugzeug trägt eine Million Mal mehr Energie in sich, als die gesamte Menschheit im Jahr des allgemeinen Triumphs des Kommunismus zur Verfügung hatte. Und diese riesige Kapazität kann vollständig in Überlichtgeschwindigkeit umgewandelt werden, kann bis zum letzten Gramm für die Fahrt-Annihilatoren tätig werden. Doch wenn sich vor einem Schiff plötzlich ein unvorhergesehenes Hindernis erhebt, treten sofort andere Annihilatoren in Aktion, und in dem alten Kosmos breitet sich neue Leere anstelle des eingeäscherten Hindernisses aus. Es existierten noch keine Mechanismen, die so furchtgebietend geschützt waren wie unsere galaktischen Schiffe, den Eindruck hatte ich damals.
Vor Olga hielt ich mit meiner Begeisterung nicht zurück. Sie blickte mich befremdet an. „Du läßt dich hinreißen, Eli. Die Sternenflugzeuge haben zwar kein geringes Leistungsvermögen, aber es reicht nicht aus, um tief in die Galaxis einzudringen.
Außerdem wissen wir nicht, wer uns in Zukunft erwartet - Freund oder Feind. Sollte es sich um einen Feind handeln - wie ist er ausgerüstet? Ich nehme an, daß die Technik der geheimnisvollen Zerstörer besser ist als unsere.“
Mit Olga kann man rechnen, nicht reden. Ein kybernetischer Roboter wäre ihr ein willkommener Gesprächspartner.
„Die Große Akademische Maschine projektiert jetzt Schiffe zu dreihundert Millionen Albert“, fuhr sie fort. „Auf solch einem Schiff würde ich mich sicherer fühlen. Leider sind sie so bald noch nicht einsatzbereit.“
19
Wir lebten den dritten Tag auf dem Schiff, und Jeanne war bei uns. Nach altem Brauch sollte die Abschiedszeremonie auf dem Planeten vollzogen werden. Mittags flogen von den Schiffen Raketen mit den Abreisenden und denen, die ihnen das Geleit gaben, zurück zum Pluto. Ich war mit Romero zusammen. Er versäumte keine Gelegenheit, um sich an Altem zu erfreuen, und ich wollte noch einmal die Steine des Planeten unter den Füßen haben.
Wir landeten im Hafen, als die orangefarbene Sonne hervorgerollt kam. Romero nannte das ein gutes Vorzeichen, obwohl von vornherein klar gewesen war, daß wir bei Dienstantritt der siebenten Sonne anlangen würden. Rund achthundert Menschen sollten zur Ora fliegen, kaum weniger waren erschienen, um sie zu verabschieden.
Der Mensch ist seltsam beschaffen. Ich wünschte nichts sehnlicher, als zur Ora zu fliegen. Aber ich wurde traurig, als ich durchs Raketenfenster auf den sich entfernenden Pluto blickte. Wir dürsten nach Neuem und fürchten das Alte zu verlieren Zwei Gegenstände lassen sich mit einer Hand nicht greifen, mit einem Fuß tritt man nicht auf zwei Stellen, doch wenn man ein bißchen kratzt, dann erweist es sich, daß wir immer dies erstreben rühren die Abschiedszeremonien mit ihren Umarmungen, mit ihren Tränen und ihrer Wehmut nicht daher? Bei dem Gedanken, daß jemand anders meinen Platz auf dem Pluto einnehmen und die achte, die schönste der Sonnen ohne mich geschaffen werden würde, war ich bekümmert. Hol's der Teufel, wie man in alten Zeiten sagte, warum sind wir nicht allgegenwärtig? Was hindert uns, allgegenwärtig zu werden? Der niedrige Stand der Technik oder nur die Tatsache, daß wir über dieses Problem noch nicht nachgedacht haben? Warum ist jeder von uns ein einziger? Lussin erzeugt neue Tiere, indem er auf die Nukleinsäuren der Keime einwirkt; wäre es da so schwierig, sich in fünf oder sechs gleichen Exemplaren zu etablieren? Zwei Wera, acht Romero, drei André einer konstruiert neue Dechiffriergeräte, der zweite liebt seine Jeanne, der dritte bricht zu den Galakten auf! Verreisen, aber sich dalassen, gleichzeitig anwesend und fort sein, ja, das wäre großartig!
„Sie phantasieren Undenkbares“, sagte Romero.
Ich kam zu mir. „Andrés Abschied hat mich auf den Gedanken gebracht, daß wir unser Leben bei weitem noch nicht so eingerichtet haben, wie wir allenthalben prahlen.“
„Die Möglichkeiten werden stets von den Wünschen überflügelt, nicht umsonst beklagt sich André, die Hälfte seiner Bedürfnisse bleibe unbefriedigter verwechselt,
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