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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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Überlichtgeschwindigkeiten vom Kern lösen, indem wir Raum annihilieren?“
    „Unmöglich“, erwiderte sie. „Die nichteuklidischen Krümmungen, mit denen ich den Sternenflugzeugen im Perseus den Weg verlegte, sind hunderte Male schwächer als diejenigen, mit denen wir es hier zu tun haben. Und noch eins, Eli: Dort ist der Raum passiv, er fügt sich leicht in die vorgegebene Metrik.
    Hier zerren Stürme an ihm, Metrikwirbel entstehen in ihm, vor denen uns das Schicksal bewahren möge.“
    „Und unsere Methode der Planetenannihilation?“
    „Die Vernichtung der ,Stier’ und zweier Drittel des Geschwaders, als wir diese Methode anwandten ... “
    „Da waren die Ramiren. Aus irgendeinem Grunde wollten sie nicht, daß wir das Gleichgewicht in den Untergehenden Welten störten. Hier deutet nichts auf die Ramiren hin. Ich bezweifle, daß eine vernünftige Zivilisation in dieser Sternenhölle existieren könnte.“
    „Man müßte es mit einem kleinen Planeten versuchen, Eli“, sagte die Stimme.
    Aber es gab keine Planeten im Kern. Unter den Millionen auf den Bildschirmen vorüberjagender Sterne war kein einziger wie gewohnt angelegt. Nicht einmal gewöhnliche Doppel- und Dreifachsterne fanden sich. Die Sterne jagten als wilde Herumtreiber daher. Das bedeutet nicht, daß in ihrem ungeordneten Lauf Verdichtungen gefehlt hätten. Wir trafen viele Verdichtungen an. Aber nachdem wir einer solchen Verdichtung mit Müh und Not entkommen waren, wobei wir Trub verloren, hatten wir keine Lust, erneut in einen Teufelsofen vorzudringen, wo die Zeit geschmolzen wurde. Dabei bestand nur in solchen Ansammlungen Aussicht, einen kleinen Planeten zu erwischen.
    Eine Sternenverdichtung erschien uns annehmbar, ein gigantischer, fast sphärischer Sternenstrudel. Darin drehten sich die Gestirne wie rasend, streuten Staub wie Pilzsporen aus und verströmten gasförmigen Wasserstoff. Die Stimme warnte, daß innerhalb des Sternenstrudel s etwas sei, das man als Metrikstrudel bezeichnen könne, ein ungeheurer Raumwirbel.
    Den Berechnungen der Schiffsmaschine zufolge war der Sternenwirbel unbeständig. Ungefähr tausend Jahre nach seinem Entstehen mußte er sich in einer gigantischen Explosion zerstauben. Und zugleich bestand kein Zweifel, daß der Sternenstrudel schon Millionen Jahre existierte. Hier war wieder das gleiche Paradox, und selbst Romero neigte zu der Ansicht, daß die Gleichzeitigkeit der Sternenstrudelexistenz nur von außen zu beobachten sei, während es innerhalb des Wirbels keine Gleichzeitigkeit gäbe. In der besonderen Zeit jedes Gestirns sei vielleicht auch der Sternenschwarm selbst nicht vorhanden.
    Oshima sagte zu Oleg: „Admiral, wollen wir nicht umkehren? Ich möchte nicht, daß mein eines Bein plötzlich im vergangenen Jahrhundert steckt, das andere im künftigen, indessen das Herz nur tausend Jahre zurück oder tausend Jahre später schlägt, ich weiß nicht, was schlimmer ist! In mir ist kein Platz für so viel verschiedene Zeiten.“
    Oleg befahl, von der gefährlichen Ansammlung abzudrehen. Zum Glück gelang das leicht. Auf die „Steinbock“ kam Kamagin zur fälligen Konferenz der Kapitäne. Oleg teilte mit, daß es keine einfachen Auswege gäbe.
    „Und nicht einfache?“ fragte Kamagin.
    Nicht einfache Auswege gab es ebenfalls nicht. Im Kern waren keine Planeten gefunden worden, und die Annihilation von Sternen überstieg unsere Kräfte.
    „Also sterben?“ fragte Kamagin wieder.
    Die Frage war unangebracht. Oleg hatte die Kapitäne zusammengerufen, um zu beraten, wie die Katastrophe zu vermeiden sei.
    Kamagin sagte erregt: „Ich will heute einen Fehler korrigieren, den ich vor mehr als zwanzig Jahren machte. Damals befahl Admiral Eli, zwei Sternenflugzeuge zu vernichten, damit das dritte die Freiheit gewinne. Ich protestierte. Jetzt schlage ich vor, jene Operation, die wir im Perseus vollzogen, zu wiederholen. Ich stelle meine ,Schlangenträger’ zur Vernichtung zur Verfügung.“
    „Soweit ich mich erinnere, endete jener Versuch im Perseus mit einem Mißerfolg!“ bemerkte Olga.
    Kamagin entgegnete, im Perseus hätten wir gekämpft, die Feinde hätten verzweifelt Widerstand geleistet. Hier gäbe es keine Feinde. Außerdem wären wir als Kundschafter hier hineingeraten, und unsere Schlußfolgerung sei unanfechtbar: Lebewesen dürften sich ebensowenig in den Kern begeben, wie man in siedendem Teer baden sollte. „Ich stimme Eli zu, daß Leben und Vernunft in der Galaxis periphere Erscheinungen sind.

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