Menschen wie Götter
unter, weil ein neues, uns noch unbekanntes Gesetz wirksam ist, das mächtiger ist als deine Gravitation, als die elektrische Anziehung und Abstoßung, sogar stärker als die Metrikkrümmung der Demiurgen, die Krümmung und der Riß der Zeit! Das ist die Garantie für die Beständigkeit des Kerns! Die Beweglichkeit deiner Zeit, Kern, rettet die ganze Welt. Nein, das ist keine Krankheit, das ist ein gewaltiger physikalischer Prozeß, wir wußten davon einfach noch nichts. Jetzt wissen wir: die Disharmonie der Zeit gewährleistet die Beständigkeit des Kerns! Die Unvereinbarkeit der Gleichzeitigkeit, die wechselseitige Abstoßung der Zeit! Aber Trub hat recht - das ist nichts für uns, das ist entschieden nichts für uns!“
So überlegte ich, bald logisch, bald wirr. Mal baute ich kaltblütig eine Kette von Ursachen und Folgen, mal lehnte ich mich leidenschaftlich dagegen auf. Und in mir reifte die Überzeugung, daß wir uns so schnell wie möglich aus dem Kern davonscheren mußten, bevor wir umkamen. Ja, richtig, die meisten Sterne der Galaxis sind im Kern konzentriert. Aber Leben ist hier unmöglich. Leben ist eine Erscheinung der Peripherie. Wir können das jetzt bestätigen! „Nein!“ antwortet uns der Kern, und das klingt überzeugend. Na wennschon! Dieses „Nein“ ist ein wertvolles Resultat der Expedition, wir hatten ja nicht erwartet, daß uns überall nur „Ja, ja, ja“ empfangen werde. Das Verbot, ins höllische Feuer vorzudringen, ist eine nicht weniger wichtige Entdeckung, als es die Einladung gewesen wäre, in einem neuentdeckten Paradies zu herrschen. Wir hatten die Grenzen für die Existenz von Leben erkannt. Es war Zeit, aus der Sternenhölle zu verschwinden! Höchste Zeit!
Mit genau diesen Worten brachte ich auf der nächsten Beratung der Kapitäne den Vorschlag ein, die Expedition zum Kern zu beenden.
Wir begannen uns auf die Rückkehr in die heimatlichen Sternengefilde vorzubereiten.
9
In einem waren wir alle einer Meinung: Der Galaxiskern war ein gigantischer Höllenofen, ein Höllenfeuer von Materie, Raum und Zeit. Fast ohne Einwände wurde auch meine Hypothese akzeptiert, daß der Riß der Zeit die Beständigkeit des Kerns garantiere, daß die Harmonie des Kerns darin beruhe, daß sich die Gleichzeitigkeiten wechselseitig abstießen!
Allein Romero war sich nicht schlüssig. „Oh, ich verstehe, lieber Admiral, daß Sie die Paradoxe des Kerns anders nicht erklären könnten“, sagte er.
„Wenn zwei Lösungen eines beliebigen Rätsels angeboten werden, die eine trivial, die andere seltsam, so wählen Sie unweigerlich die zweite. So ist eben Ihre Natur. Sie wundern sich, wenn es nichts zu wundern gibt.“
„Ich begreife Ihre Einwände nicht, Pawel“, sagte ich gereizt, denn dieses Gespräch fand statt, nachdem Romero mit den anderen für meinen Vorschlag gestimmt hatte. Ich fand, er nörgele nur.
Er ignorierte meine Bemerkung. „Ihre Hypothese, Newtons mörderisches Gravitationsgesetz führe die Welt in den Untergang ... “
„Es ist nicht mörderisch, sondern bewirkt Unbeständigkeit in großen Massenansammlungen.“
„Ja, ja, Unbeständigkeit! Das alles ist sehr scharfsinnig, ich will es nicht leugnen, mein kluger Freund.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß ein Riß in der Gleichzeitigkeit, selbst eine Zeitphasenverschiebung, die Beständigkeit des Kerns garantiert, sofern ein solcher Riß an der erforderlichen Stelle und im erforderlichen Augenblick eintritt. Zwei Hände schließen sich nicht zu einem Druck, wenn die eine früher ausgestreckt wird als die andere. Aber sehen Sie, weiser Eli, es ist wohl kaum statthaft, ein Rätsel zu lösen, indem man ein zweites, noch dunkleres ersinnt.“
„Ihrer Meinung nach habe ich den Zeitriß ersonnen? Dann sagen Sie mir doch, Pawel, aus welchem Grund Sie kürzlich zu Boden geschleudert wurden und das Bewußtsein verloren!“
„Den Zeitriß bestreite ich nicht. Und es ist wahr, daß ich auf dem Fußboden gelegen habe. Die Fakten sind ein hartnäckig Ding, wie die Vorfahren sagten.
Aber Sie stellen doch eine neue Theorie auf, beschreiben nicht nur Fakten. Wenn ich richtig verstehe, begründen Sie ein neues, das grandioseste Gesetz des Weltalls: Die Beständigkeit der Hauptmasse der Materie in der Galaxis wird durch die Unbeständigkeit der Zeit garantiert. Die Erhaltung der Sternenwelt ist durch die Nichterhaltung der Zeit bestimmt. Ihrer Meinung nach ist der einsinnig gerichtete Lauf der Zeit so etwas wie eine Entartung
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