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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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Teil der Symphonie war zu Ende.
    „Er ist übergeschnappt!“ rief Allan entrüstet.
    „So ein ungereimtes Zeug hätte ich nicht einmal von André erwartet! Weshalb habt ihr mich hergeschleppt?“
    Lussin beobachtete schweigend das erregte Publikum, und ich erwiderte: „Niemand hat dich hergeschleppt, du bist von selbst gekommen. Und was dich erwartete, wußtest du genau. Ich hatte dich gewarnt, daß Andrés Musik nur Bärennaturen ertragen könnten.“
    „Ich bin eine Bärennatur, aber das ist auch für mich zuviel! Ist der zweite Teil etwa auch so schrecklich?“
    Ich reichte ihm die Einladung. Darauf stand:
    „André Scherstjuk, Die Harmonie der Sternensphären - Symphonie für Ton, Licht, Wärme, Druck und Schwere.
    Erster Teil: Der Weltenlauf.
    Zweiter Teil: Die Menschen und die Himmelsbewohner.
    Dritter Teil: Das Ewige als Leben.“
     

4
     
    Nach dem ungestümen ersten Teil erwies sich der zweite als ruhig. Oder hatten wir gelernt, geduldig alles über uns ergehen zu lassen? Die Hauptsache war jedenfalls das Licht - wogender grüngelber Dunst, rote Explosionen, violette Streifen, die sich schlängelten, Funken und Pfeile, die herabschwirrten wie beim Polarlicht, dann wurde nach und nach alles von zartrosa Nebel überzogen, in dem man mit Freuden versunken wäre, Gefühle und Gedanken schlummerten ein. Melodisch tönten die Elektronenstimmen, Schwere und Druck nahmen bald gemessen zu, bald schwanden sie, die Kälte, die uns überfiel, war nicht so schneidend wie vorher, die Hitze, die sie ablöste, verbrannte uns nicht. Kurzum, dieser Teil gefiel mir, er war zu ertragen. Für Andrés Werke wollte das schon etwas heißen.
    Dafür hatten wir im dritten Teil nichts zu lachen.
    „Das Ewige als Leben“ hätte einen ins Grab bringen können. Offenbar wollte André beweisen, daß das Leben nicht einfach sei, und er erreichte sein Ziel. Ungefähr zwanzig Minuten, wenn nicht mehr, wurden wir gesengt, vereist, betäubt, geblendet.
    Die Symphonie endete, doch im Saal blieben alle benommen sitzen. Einige sahen derart zerquält aus, daß ich lachen mußte. Allan frohlockte stimmgewaltig. So ist es stets mit ihm: Das Ungewöhnliche verblüfft ihn zunächst, dann begeistert es ihn.
    „Eine starke Symphonie!“ schrie er. „Solch ein Konzertchen auf die Wesen von Alpha Centauri oder Sirius kippen - die sind da nicht sehr knochig und es bleibt ein feuchter Fleck übrig.“
    Nach dem Konzert fand sich rasch das Häuflein Freunde ein. Ich wurde müde beim Händeschütteln.
    Die hübsche Jeanne Uspenskaja, Andrés Frau, strahlte. Sie ist immer ungemein stolz, wenn André etwas gelingt, und sie hat oft Grund, stolz zu sein.
    In diesem Falle allerdings hätte Jeanne sich mit ihrer Freude etwas zurückhalten sollen.
    „Du hast dich verändert, Eli“, sagte sie. „Es ist nicht zu fassen, wie braungebrannt und gut du aussiehst. Hör mal, hast du dich etwa verliebt?“
    Ich wußte, warum sie so laut sprach. Leonid Mrawa und Olga Trondike kamen auf uns zu.
    Der gestrenge Leonid wirkte beinahe heiter, Olga war wie immer ausgeglichen und fröhlich. Bestimmt hatte sie Jeannes Anspielung verstanden, doch sie ließ sich nichts anmerken. Leonid preßte meine Hand, daß ich stöhnte. Dieser Riese - er und Allan sind zwei Meter dreißig lang - hatte die fixe Idee, ich stünde ihm im Wege. Ich hatte den Verdacht, daß Olga ihn in seinem Wahn bestärkte. Das war um so verwunderlicher, weil Olga, darin ist sie ganz anders als Jeanne, überhaupt nicht kokett ist.
    „Ich freue mich, dich zu sehen, Eli“, sagte Olga.
    „Ich dachte, du wärst zum Mars geflogen.“
    „Warum bin ich dann nicht auf dem Mars zu sehen?“ brummte ich. „Wir haben die siebente künstliche Sonne auf dem Pluto montiert, hast du von dem mal gehört?“
    „Ein gelbroter Zwerg von normaler Dichte, Mächtigkeit achttausend Albert. Vor kurzem habe ich errechnet, daß diese Mächtigkeit für ein normales Funktionieren nicht ausreicht. Hast du meinen Bericht gelesen, Eli?“
    „Nein. Von deinen Berichten kriege ich Kopfschmerzen, so hochwissenschaftlich sind sie.“
    Olga hörte gelassen zu, ihre Wangen waren leicht gerötet. Ich bin überzeugt, sie erfaßte gar nicht den Inhalt meiner Worte, ihr genügte, daß ich sprach. Sie hörte nur meine Stimme.
    Jeanne rief: „Du hast meine Frage nicht beantwortet, Eli!“
    „Ja“, sagte ich. „Ich habe mich verliebt. Und weißt du, in wen? In dich. Ich habe es lange verheimlicht, nun habe ich nicht mehr die Kraft

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