Mercy, Band 4: Befreit
natürliche. Menschliche.
Ich weiß nicht, ob ich glücklich oder traurig sein soll, denn jetzt kann ich Ryan nicht mehr ins Herz sehen. Sein Innerstes bleibt mir verborgen, genau wie das aller anderen.
Langsam steht er auf und wir gehen aufeinander zu wie zwei Menschen, die aus einem dichten Nebel taumeln. Ryan fängt mich auf und wirbelt mich lachend im Kreis herum wie ein Tänzer.
Michael schaut zu Luc. „Du hast jetzt keine Macht mehr über sie. Such dir einen anderen Vorwand, um den Weltuntergang herbeizuführen.“
Ohne Michael eines Blickes zu würdigen, geschweige denn mich, zischt Luc: „Selbst der Tod kann nicht über mich herrschen. Und du, meine verlorene Liebe, hüte dich in dieser Welt, denn das Böse kommt schleichend, in vielerlei Gestalt.“
Und damit verschwindet er samt seinem Gefolge.
Ich blinzle unsicher, weiß nicht, was ich denken soll. Ich wurde so lange bedroht, gedemütigt und belogen, ich habe so viel durchgemacht, dass Lucs Worte mir kaum etwas anhaben können. Der Teufel braucht mich jetzt nicht mehr für seine Pläne. Ich bin ein Nichts, austauschbar, ein Erdengeschöpf.
„Ich glaube, ich bin frei“, sage ich zu Ryan, als mir langsam die Wahrheit dämmert. „Endlich frei.“
„So frei, wie ein Mensch eben sein kann“, wendet Gabriel ein und tritt vor.
Ryan lässt mich los, als Gabriel eine Hand auf meine Schulter legt und aus großer Höhe in mein Gesicht hinunterblickt. „Bist du dir sicher?“, fragt er sanft.
„Es ist geschehen, Bruder“, murmle ich. „Und kann nicht rückgängig gemacht werden.“
Gabriel nickt, einen Anflug von Traurigkeit in seinen leuchtenden grünen Augen.
Uriel tritt hinter ihn und schaut ebenfalls auf mich hinunter: „Du gibst ein schönes Menschenmädchen ab, Schwester“, sagt er lächelnd.
„Und du einen schönen Engel“, erwidere ich, ebenfalls lächelnd.
Michael hinter ihnen ruft streng: „Kommt jetzt, Brüder, die Fronten haben sich erneut verschoben. Mercy soll ihre wohlverdiente Ruhe genießen. Über kurz oder lang werden wir sie wiedersehen.“
Mit flammenden Augen sieht er mich an, und im nächsten Moment sind alle verschwunden, zu Billiarden Lichtfünkchen zerstäubt.
Am Tor des Hangars stehen Lauren und Richard und schauen ehrfürchtig in das Licht, das zur Decke aufsteigt und sich schließlich auflöst.
Ryan nimmt mich in den Arm. „Hast du Angst?“, wispert er.
„Und wie!“, sage ich. „Hör nur, wie mein Herz schlägt.“
Ich lege seine Hand auf mein Herz und Ryan wird blass, als er das Pochen fühlt.
„Ich werde alles tun, damit dir das Leben nicht zu langweilig wird“, beginnt er zögernd. „Ich weiß, wie viel du aufgegeben hast. Und du kannst mir’s auch jeden Tag unter die Nase reiben, wenn du willst.“
„Ich könnte ewig so dastehen“, murmle ich, schlinge meine Arme um Ryan und küsse ihn. „Mehr brauch ich nicht.“
„Können wir dann mal?“, ruft Richard ungeduldig, und Ryan und ich lösen uns widerstrebend aus unserer Umarmung.
„Ich bin müde“, sage ich und spüre auf einmal, wie erschöpft ich bin. „Ich könnte ein ganzes Jahr lang schlafen. Und ich hab Hunger!“
Ryan hört die Verwunderung in meiner Stimme.
„Okay“, sagt er, „dann lass uns noch mal ganz von vorne anfangen. Bist du bereit?“ Arm in Arm gehen wir zur Tür hinaus.
Der Regen hat aufgehört. Weiches Sonnenlicht fällt auf den rissigen Asphalt, auf die Motorräder und die Häuser, und hüllt alles in einen milden winterlichen Glanz.
„Ja“, sage ich, während Richard und Lauren die Helme aufsetzen und auf ihr Motorrad steigen.
Ungestüm wirble ich zu Ryan herum und küsse ihn wieder, weil ich es jetzt darf. „Und ob ich bereit bin!“
Danksagungen
Mein herzlichster Dank geht wie immer an meinen Mann Michael und meine Kinder Oscar, Leni und Yve, die mir so viel Freude machen und so viel Geduld für meine Oskar-verdächtige Zerstreutheit aufbringen.
Und natürlich danke ich meinem brillanten A-Team, das mich auf Schritt und Tritt betreut hat – Lisa Berryman, Rachel Denwood, Lizzie Ryley und Nicola O’Shea. Euch allen sowie der bezaubernden Mel Maxwell und der talentierten Natalie Winter und Kirby Jones ein großes Dankeschön, dass ihr mir geholfen habt, „Mercy“ zu einem guten Ende zu bringen. Danke auch an Tim Miller, Lara Wallace, Melanie Saward und Allan Paltzer, die so unermüdlich für mich gearbeitet haben.
Des Weiteren geht mein Dank an das engagierte Team von Disney-Hyperion:
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