Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman
Krystallus nach der Hand seiner Mutter griff und sie zu trösten versuchte.
Dann bemerkte Basilgarrad etwas anderes am Krater. In seiner Mitte flackerten grüne Flammen – nicht das Feuer des Kampfes, sondern das gleiche magische Feuer, das in seinen grünen Augen brannte. Das Feuer von Élano, dem mächtigsten Zauber überhaupt, dem wesentlichen Saft im großen Baum von Avalon.
Ein Portal,
erkannte er ehrfurchtsvoll. Hier, im abgelegensten Teil von Feuerwurzel! War Hallia durch diese Pforte hierhergekommen? Bestimmt hatte Merlin sie nicht absichtlich hergebracht – in dieses versengte öde Land, wo niemand lebte außer kriegerischen Gobsken und zornigen Drachen.
Gerade als er mit seinen Flügeln die Landung vorbereitete, begriff Basilgarrad, warum die Krater auf diesem Kamm so merkwürdig wirkten. Anders als die Krater, die er anderswo gesehen hatte, waren sie vollkommen rund. Kreisförmig – als wären sie
gegraben
, erkannte er. Ausgehöhlt – von Leuten mit der Fähigkeit und den Geräten dafür. Von Leuten wie den Zwergen.
In den letzten Sekunden bevor er den Boden berührte, kombinierte er:
Das sind überhaupt keine Krater. Das sind Eingänge! Zu den unterirdischen Tunneln der Zwerge. Vielleicht sogar zu …
Bevor er den Gedanken fertig denken konnte, sah er, wie Merlin einen neuen, schrecklich heftigen Flammenstoß der Drachen umlenkte.
Zeit, meine Ankunft anzumelden,
beschloss er – und landete mit einem donnernden Krach in dem geschwärzten Hügel neben dem Krater.
Der starke Aufprall warf Merlin fast vom Kraterrand, doch der Magier konnte sich mit seinem Stab absichern. Sofort hielten die Drachen rundum mit ihren Flammenstößen inne. In diesem stillen Moment trafen sich die Blicke von Merlin und Basilgarrad.
»Was hat dich denn so lange aufgehalten?«, fragte der Zauberer in rauem, aber liebevollem Ton.
»Oh, ich habe unterwegs ein paar Aussichten genossen.« Dann kniff der Drache besorgt die Augen zusammen. »Was hast du geplant?«
»Ich?« Merlin runzelte die Stirn. »Ich dachte,
du
hättest etwas geplant.«
»Grüner Drache!«, schallte eine mächtige Stimme aus dem Ring der Angreifer. »Auf welcher Seite bist du?«
Basilgarrads großer Kopf fuhr zum Angreiferherum – einem riesigen Drachen, dessen orange Schuppen vom Ruß fast ganz geschwärzt waren. Rauchsäulen stiegen aus seinen Nüstern; Zorn brannte in seinen bernsteinfarbenen Augen. Obwohl er einer der größten Drachen in dem Ring war, maß er nur zwei Drittel der Größe von Basilgarrad, der so plötzlich eingetroffen war. Lo Valdearg, der neben dem orangen Drachen stand, fuhr überrascht auf. Dann verzog er zornig das Gesicht. Rauchringel kamen aus seinen Nüstern und er riss sich wütend die Reste verkohlter Bartstoppeln aus.
»Auf welcher Seite?«, wiederholte der orange Drache. »Auf der deiner Brüder, der Drachen von Rahnawyn?« Er blies einen besonders dunklen Rauchstoß aus. »Oder auf der dieses zerlumpten Zauberers, der versucht, uns von unseren Edelsteinen abzuhalten?«
»
Euren
Edelsteinen?«, rief Merlin fast ebenso laut wie der Drache. »Sie gehören nicht euch, sondern den Zwergen. Die sogar jetzt unter der Erde leben, wie ich ihnen geraten habe – die aber, wenn nötig, tapfer euren Angriff abwehren würden. Ihr besitzt die Edelsteine nicht, nur weil ihr nach ihnen verlangt wie eine Mücke nach Blut.«
»Bald werden wir sie haben!« Flammenfunken flogen wie Speichel vom Maul des orangen Drachen. »Genau wie wir Drachen bald jeden Teil dieses Reiches beherrschen und jeden Gegner zermalmen werden, der uns im Weg steht.«
Neben ihm nickte Lo Valdearg und starrte auf einen Gegner im Besonderen, den einzigen Drachen, der ihn je im Kampf besiegt hatte.
Der orange Anführer stampfte mit dem Vorderbein auf den Boden und wirbelte damit eine Aschewolke auf. »Wähle jetzt, grüner Drache, denn heute Nacht beginnt der Kampf erneut. Und bevor er vorbei ist, werden alle Verbündeten dieses Hexers tot sein.«
Von innerhalb des Kraters sagte Hallia etwas zu Merlin, aber so leise, dass die anderen es nicht hörten. Der Zauberer machte zur Antwort ein grimmiges Gesicht.
Basilgarrad bewegte langsam seinen großen Körper und hob den Schwanz in die Luft. Ganz plötzlich schlug er das Knüppelende des Schwanzes mit einem hallenden Schlag herunter. Steine, Erde und Asche flogen hoch. Schwingungen erschütterten den Vulkankamm wie ein heftiges Zittern. Drei oder vier der Drachen im Kreis verloren das Gleichgewicht und
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