Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
widerhallte.
„Folgt mir, Herr!“
Drei Herzschläge nur, und sie hatten den Saal verlassen.
Vor dem Haus des Dorfherrn stand die halbe „Herrschaft“ versammelt. Die Leute aber dachten nicht daran, eine Gasse für die nahenden Reiter freizumachen. Mathäus schwang sich aus dem Sattel und wühlte sich durch die Menge.
„Platz, macht Platz!“, schrie er immer wieder. Endlich erreichte er das Zentrum des Auflaufs und hätte am liebsten geweint vor Glück: Jutta kniete auf dem Boden und hielt die schluchzende Maria in ihren Armen.
Juttas Blick offenbarte grenzenlose Erleichterung. Dennoch lag auch etwas wie Trauer darin. „Keine Sorge, Liebster. Sie ist unverletzt.“
Er bückte sich zu ihnen herab und umschlang sie beide mit seinen Armen. „Was ist geschehen?“
„Plötzlich stand sie vor der Türe ...“
„Hein hat mich gerettet“, schniefte die Kleine.
„Hein?“ Mathäus ließ seinen Blick über die laut palavernde Menge schweifen. „Wo ist er?“
In der festen Überzeugung, die Frage gelte ihr, trat nun mit vor Aufregung wogendem Busen die Bäuerin Kunigunde hervor.
„Ich habe ihn gesehen, Euren Freund. Er ritt durchs Dorf, geschwind wie der Teufel, und ...“
„Und was?“
„In seinem Rücken steckte ein Pfeil oder so was.“
Mathäus schluckte schwer.
„Der Ärmste konnte sich kaum noch im Sattel halten“, fuhr Kunigunde fort. War über und über mit Blut besudelt. Glaubt mir, der war mehr tot als lebendig.“
Andere Zeugen bestätigten die Aussage der Bäuerin.
„Mein Gott“, stammelte Mathäus.
„Soll ich ihn suchen?“, fragte Dietrich eifrig.
Mathäus sah ihn mit leeren Augen an. „Nein, Didi. Denn ich bezweifle, dass er uns sehen will.“ Er sank in die Knie, und seine Stimme ging in ein heiseres Flüstern über. „Was immer auch geschehen sein mag: Heinrich hat beschlossen zu sterben ...“
Anmerkung des Autors
„Löwentod“ bildet den Abschluss der Merode-Trilogie, die 1999 mit „Teufelswerk“ ihren Anfang nahm und im darauffolgenden Jahr mit „Mönchsgesang“ fortgesetzt wurde.
Steht in „Teufelswerk“ der Alltag in den mittelalterlichen Dörfern im Vordergrund, so wird in „Mönchsgesang“ vor allem das Leben in den Klöstern beleuchtet – wenngleich Alltag und Leben der Protagonisten durch schreckliche Morde aus den Fugen geraten ...
Hauptschauplatz des vorliegenden dritten Bandes ist die mittelalterliche Stadt Aachen, Krönungsort von 31 deutschen Königen von 936 (Otto der Große) bis 1531 (Ferdinand I.).
In einem Roman, der im Aachen des 14. Jahrhunderts spielt, darf eine historische Gestalt nicht unerwähnt bleiben: Gerhard Chorus. Will Hermanns schreibt über ihn in seinem 1951 erschienenen Buch „Erzstuhl des Reiches“: Als er am 20. April 1367 starb, verlor die mittelalterliche Reichsstadt einen ihrer größten Söhne. Zu seinen Lebzeiten wurde das gotische Rathaus vollendet, das Wunderwerk des Münsterchores begonnen, das „Aachener Reich“ der Krönungsstadt fest angegliedert, der Höhepunkt städtischer Machtentfaltung und wirtschaftlicher Blüte erreicht. Die Legende hat sich seiner bemächtigt, da die Geschichte wenig an gesicherten Daten seines Lebens zu melden weiß (...) .
Über Gerhards großen Gegenspieler, Markgraf Wilhelm von Jülich, gibt es dagegen mehr an gesicherten Daten: Auf dem Fürstentag zu Metz wird er 1356 in den Herzogsstand erhoben und steigt somit endgültig zu einem der einflussreichsten deutschen Fürsten auf. Jülich erreicht unter seiner Herrschaft die Blüte seiner Macht. Wilhelm stirbt im Februar 1361.
Nur ein Jahr später eskaliert der Streit zwischen den beiden Herren zu Merode: Konrad vertreibt seinen Vetter Rikalt aus seinem Teil der Burg; der neue Herzog von Jülich, Wilhelm II., sieht sich veranlasst, auf Seiten Rikalts einzugreifen und die Burg zu belagern. Die dem Konrad gehörigen Gebäude werden eingenommen und zerstört, Konrad seiner Besitzungen für verlustig erklärt. Nach fast siebzig Jahren der Teilung ist die Herrschaft Merode wieder in einer Hand, der des Rikalt, vereinigt. (Quelle zur Historie Merodes: Hans Josef Domsta, „Geschichte der Fürsten von Merode im Mittelalter“, Band I, Düren 1974)
Zu meinen Kopfgeburten:
Ich hoffe inständig – nein, ich bin sogar davon überzeugt –, dass Jutta und Mathäus miteinander glücklich geworden sind und viele Kinder in die Welt gesetzt haben. Was das Schicksal des Heinrich angeht, so bin ich überfragt. Wohin ist er geritten, nachdem er die kleine Maria aus
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