Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Verantwortung hierüber liegt allein bei mir“, erklärte Mathäus mit einer Geste, die deutlich machte, dass er über dieses Thema nicht länger zu debattieren wünschte. „Kommen wir nun zum ersten Punkt der Tagesordnung.“ Er widmete sich seinem Pergament. „Die Bauern Justus und Wiprecht möchten ihre Kinder, Balduin und Edeltrud, miteinander vermählen und bitten um die Zustimmung beider Herren von Merode.“
„Gewährt!“, sagte Rikalt, obwohl eigentlich Paulus für ihn hätte sprechen müssen. Da der Burgvogt jedoch nicht das Gegenteil behauptete, richteten sich die Blicke nun auf den Herrn der westlichen Burghälfte.
„Hmmh!“
„Was, hmmh ?“, fragte Rikalt unwillig.
Endlich ließ Konrad von seinem Ring ab. „Wiprecht ist nicht gerade der Pünktlichste, wenn es heißt, seine Abgaben zu entrichten.“
„Und seine Tochter Edeltrud ist nicht die Willigste, wenn deine liebe Gattin in Grafschaft weilt, nicht wahr, Vetter?“
„Ach, diese Gerüchte“, winkte Konrad ab. „Meinethalben sollen sie doch heiraten und glücklich werden.“
„Fein. Das wäre also geklärt.“ Mathäus kritzelte eine Notiz auf sein Pergament. „Weiterhin bitten um die Genehmigung zur Vermählung der Burgdiener Dietrich und die Magd Regina. Überdies schlag ich vor, den Dietrich fortan mit den Aufgaben des Stallmeisters zu betrauen.“
„Gewährt, gewährt“, sagte Konrad und gähnte.
„So soll es sein“, lächelte Rikalt.
„Augenblick!“
Alle Augen richteten sich auf den Mausbacher.
„Noch bin ich es, der hier die letzte Entscheidung fällt“, erklärte er mit einem scheelen Seitenblick auf seinen Schutzbefohlenen.
„Und wie lautet Eure Entscheidung, Vertreter meines Vormundes?“
Paulus faltete seine Hände zu einem spitzen Dach. „Der Diener befindet sich sehr oft in Eurer Begleitung, Mathäus.“
„Gewiss. Seine Dienste als Botenreiter sind mir unentbehrlich geworden.“
„Und gestern, auf dem Turnierfeld, fungierte er sogar als Euer Knappe.“
„Na und?“
„Nun ...“ Paulus legte die gefalteten Hände vor seinen Mund. Seine Augen waren nur noch schmale Schlitze. „Wenn Dietrich einen heiligen Eid schwört, dass nicht er mir den Wein verdorben hat, dann will ich seinem Ersuchen zustimmen.“
„Was?“ Mathäus sprang entrüstet auf. „Euch geht’s wohl nicht gut, wie?“
„Was sollte ihn daran hindern, diesen Eid zu leisten, wenn er unschuldig ist?“
Mathäus schnaubte wütend. „So weit kommt es noch, dass jemand wegen Eurer gekränkten Eitelkeit einen Eid ablegen soll. Zumal ...“, er hielt kurz inne, „zumal der Herr Jesus uns Menschen in der Heiligen Schrift das Schwören ohnehin untersagt hat.“
„Ach, hat er das?“
„Fragt Moses. Ich habe Euch Genugtuung versprochen und halte mein Wort. Aber niemand wird hier einen Schwur leisten. Und jetzt gebt endlich Eure verdammte Zustimmung zu dieser Hochzeit.“
„Und wenn nicht?“
Der junge Rikalt, der die Zusammenhänge erahnte, kam dem Dorfherrn zu Hilfe. „Dann, Herr Paulus, werde ich meinem Vormund einen Brief senden, in dem ich mich über Euch beschwere. Ich werde ihm mitteilen, dass Ihr immerfort Zwietracht sät, anstatt zur Zufriedenheit des Gesindes beizutragen.“
Die Drohung mit der Beschwerde war stets das letzte Mittel, das Rikalt anzuwenden pflegte, wenn er seinen Willen durchsetzen wollte. Und meistens war es wirksam. Paulus von Mausbach konnte und wollte es nicht riskieren, in seinen Machtbefugnissen beschnitten zu werden.
„Glaubt bloß nicht, dass ich mich von Euch einschüchtern lasse, Herr Rikalt. Wenn ich die Zustimmung zu dieser Hochzeit gebe, dann nur, weil ich es ohnehin vorhatte.“
„Aber gewiss doch, Herr Paulus.“
In diesem Augenblick flog die Türe zum Saal auf.
„Aber du kannst da jetzt nicht rein!“, hörte man Friedrichs flehende Stimme.
„Klappe halten!“ Dietrich schob den Kastellan beiseite und stürmte in den Saal.
„Sieh an, wenn man vom Teufel spricht.“ Paulus musterte den Diener argwöhnisch. „Unser verliebter Stallmeister!“
„Wie? Stallmeister?“
„Später“, winkte Mathäus ungeduldig ab. „Vielleicht erklärst du uns erst einmal, weshalb du hier reinplatzt, als seien alle Ausgeburten der Hölle hinter dir her.“
„Herr!“ Dietrich schnappte nach Luft. „Die kleine Maria ...“
Das Antlitz des Dorfherrn wurde weiß wie Schnee. „Was ...?“
„Sie ist da!“
Mathäus sprang auf. Hinter ihm polterte sein Schemel zu Boden. „Wo?“, schrie er, dass es von den Wänden
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