Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
verschwunden.“ Mathäus nahm Platz und kramte eine Pergamentrolle aus einem Beutel hervor.
„Und Ihr seid immer noch sicher, dass wir keine Suchtrupps in den Wald schicken sollen?“
„Ja. Ich will das Leben der Kleinen nicht gefährden.“
Paulus hüstelte in seine gewaltige Faust. „Falls sie überhaupt noch lebt, mit Verlaub. Ich hoffe, Ihr hattet dennoch eine ruhige Nacht.“ Sein vieldeutiger Blick sprach Bände. Seine Spione waren wieder für ihn tätig gewesen. Diese Kerle waren überall und nirgendwo, hatten ihren Herrn offenbar darüber unterrichtet, dass Jutta die Nacht im Haus des Dorfherrn verbracht hatte. Doch dieser hatte es sich abgewöhnt, noch ernsthaft darüber erbost zu sein. Eines Tages – er hatte es sich fest vorgenommen – würde er dem Burgvogt eine Lektion erteilen, die sich gewaschen hatte. Eine Lektion, die seine Niederlage auf dem Turnierfeld zu einem wahren Honigschlecken machte. Die ihn für alle Zeiten zum Gespött der Leute machen würde. Zwar erhoben sich in Mathäus manches Mal tadelnde Stimmen ob dieser unchristlichen Gedanken. Doch dann entsann er sich des zornigen Jesu, der die Tische der Geldwechsler im Tempel umgestoßen und ihnen völlig unmissverständlich klargemacht hatte, was er von ihnen hielt. Manchen Menschen musste einfach vor Augen geführt werden, was für Kanaillen sie doch waren.
„Keine Suchtrupps, na schön.“ Paulus breitete die Arme aus. „Widmen wir uns eben dem Alltäglichen. Ach, und bevor ich’s vergesse ...“ Er zückte ein Säckchen und schmiss es im hohen Bogen über den Tisch. Klimpernd landete es auf dem Pergament, das der Dorfherr vor sich ausgebreitet hatte.
Mathäus runzelte die Stirn. „Was ist das?“
„Der Preis für Euren Sieg! Zwanzig Silbergulden!“
Mathäus griff nach dem Säckchen und warf es zurück in die Richtung, aus der es gekommen war. Paulus machte keine Anstalten, es aufzufangen. Es flog an ihm vorbei und fiel zu Boden. Münzen rollten umher.
„Behaltet Euer Geld! Ich will es nicht!“
„Ach nein?“ Paulus beugte sich interessiert vor. „Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“
„Weil ich ebenso gut weiß wie Ihr, dass es bei dem Wettbewerb nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann.“
„Erklärt mir das.“
„Niemals hätte ich Euch schlagen können. Jemand muss Euch etwas in den Wein gegeben haben.“
Konrad begann zu kichern, während sein Vetter Rikalt erhebliche Mühe hatte, sich ein Grinsen zu verkneifen.
„So? Etwas in den Wein getan, wie?“ Paulus bleckte die Zähne. „Und wer könnte das wohl getan haben?“
„Einer meiner Gönner, vermutlich.“
„Sicher habt Ihr keine Ahnung, um welchen ... Gönner es sich wohl handeln mag.“
„Nicht die geringste.“ Mathäus hob bedauernd seine Schultern.
„Leider aber stehe ich in der ‚Herrschaft‘ nun wie ein Narr da“, erklärte Paulus lauernd.
„Aber werter Burgvogt! Jedermann weiß, dass Ihr alles andere als ein Narr seid. Sorgt Euch nicht um Eure Ehre. Selbstverständlich werde ich meinen Sieg öffentlich für null und nichtig erklären und im kommenden Jahr erneut gegen Euch antreten.“
„Wie edel von Euch. Doch was ist mit dem Schurken, der mir diesen elenden Streich spielte? Soll der vielleicht ungestraft davonkommen?“
„Genug!“ Rikalts helle Stimme hallte bedrohlich durch den Saal. „Wir haben augenblicklich ganz andere Sorgen, Herr Paulus, als einen Witzbold zu entlarven, von dem Ihr Euch um den Sieg gebracht fühlt.“
Abermals kicherte Konrad und betrachtete den funkelnden Stein an seinem Ring. „Wer ist hier eigentlich wessen Vormund?“
„Darüber brauchst nicht du dir den Kopf zu zerbrechen, werter Vetter.“
„Natürlich nicht. Und deshalb sollten wir endlich zur Sache kommen. Ich habe schließlich noch andere Dinge zu erledigen.“
„Ein wahres Wort!“ Paulus machte ein grunzendes Geräusch und wandte sich an Mathäus. „Was machen Eure Ermittlungen in Aachen, Dorfherr, die durchzuführen der Graf Euch aufgetragen hatte?“
„Das geht Euch einen feuchten Dreck an, Paulus. Eine Sache zwischen dem Grafen und mir, die mit Merode nicht das Geringste zu tun hat.“
„Da bin ich anderer Meinung.“ Er sah Konrad unterstützungsheischend an. „Mathäus hat seinen Freund, diesen Landstreicher, losgeschickt. Was glaubt Ihr wohl, wird der Graf dazu sagen? Seine Unbill wird auch Merode treffen.“
„Hmmh!“ Konrad hielt es nicht für angebracht, seinen Ring aus den Augen zu lassen. „Möglich, möglich.“
„Die
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