MERS
Mitarbeiter.
Dann Maggi Frik? Meine Sekretärin war einfach nicht schlau genug, um so verschlagen zu sein. Und sie und ihre Geliebte waren ziemlich linkslastig und haßten alles, wofür Unikhem stand.
Natalya Volkov? Meine Projektdirektorin war durch und durch ehrenhaft. Auch war ihr Gatte Michael angesehen und erfolgreich, und sie würde das Geld auf keinen Fall brauchen.
Karen Bakst? Meine Klinikmanagerin sorgte sich lediglich um ihre Patienten.
Liesl Wronowicz? Meine Virologin war vor allem Perfektionistin, sowohl bei ihrer Arbeit als auch sicherlich in ihrem Umgang mit mir.
Damit war mein Team vollständig, und keiner von ihnen war ein Dieb. Womit nur der freundliche Gusso übrigblieb, und ich hatte ihn außen vor gelassen. Er hatte keine betrügerische Natur.
Daher würde es für mich ein schwieriger Tag im Institut werden. Anna wäre in der Schule und bei der Klavierstunde. Mark und Yvette wären am Nachmittag weg; und das Abendessen wäre spät. Ich schlug ein Menü vor, und niemand widersprach. Wer als erster heimkäme, würde es herausholen und zubereiten.
Anna und ich verließen gemeinsam das Haus. Sie ging zur Schule, ich ins Institut. Keine wartenden Reporter: als Story war ich im Augenblick gestorben.
Während ich mit Anna im Wartehäuschen stand, wurde ich an unser Gespräch vom Samstag erinnert. Ich hatte ihr gesagt, es sei einfach, Männer zu hassen. Für einige von uns war es ebenfalls einfach, Männer zu lieben. Vor langer Zeit hatte Julius Stollman mich gefragt, ob ich junge Männer schön fände. Ich hatte irgend etwas Klugscheißerisches zur Antwort gegeben – ich entsann mich nicht, was, aber ich war schon immer ein klugscheißerndes Kind gewesen –, doch Anna wuchs in einer Welt auf, zu der die Frage nicht paßte. Wenn meine Therapie erfolgreich war und sie einen Sohn hätte, wie würde sie mit ihm umgehen?
»Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast, Anna. Über Männer, Sex und Gewalt.«
»Mensch, Mama – warum denn das?«
Ich sagte es ihr nicht. »Ich möchte dich an weibliche Folterer erinnern. Brutale Wärterinnen. Frauen können ebenfalls gewalttätig sein.«
»Das sind Männer. Sieh dir doch diese schreckliche Sergeant Milhaus mit ihrem kleinen Stöckchen an. Sie ist ein Mann.«
»Na gut. Sieh dir deinen Vater an. Er hat kein Stöckchen. Ist er eine Frau?«
»Natürlich nicht.« Sie runzelte die Stirn. »Nun, vielleicht… Es hängt davon ab, was man meint mit… Oh, ich weiß es nicht.«
»Ich weiß es auch nicht. Aber ich mag keine Etiketten.«
Sie drückte die Fiberglasschultasche an die Brust und ließ das Kinn nachdenklich obendrauf ruhen. Das Wartehäuschen quietschte unter den Windstößen.
Sie begann langsam. »Die Sache mit Papa ist… die Sache mit ihm ist, daß er nicht so groß und wichtig wie du ist, aber das macht ihm nichts aus, und er unterstützt uns, und das macht ihn vielleicht größer.«
Ich blickte sie scharf an. Es war eine Bemerkung mit eigenem Willen, etwas, das sie vielleicht schon seit langer Zeit hatte sagen wollen. Größer? Ich hatte Mark niemals unter dem Aspekt vergleichsweiser Wichtigkeit betrachtet. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Wenn Annie es tat, tat er es womöglich auch.
Etwas anderes wurde mir klarer. Wo ein Beobachter ›diktatorische Methoden‹ sah, sah ein anderer Beobachter ›Unterstützung‹.
Ihre Straßenbahn kam den Hügel herab. Sie fuhr in die Stadt, wo ihre Schule lag. Meine Bahn kam später und fuhr über die Ringstraße zum Institut.
»Du hast mich abgelenkt, Annie. Ich hatte an meinen Impfstoff gedacht. Wenn er anschlägt, werden Millionen kleiner Jungen überall in der Welt ohne Männer in ihrer Umgebung aufwachsen. Jemand wird sich für sie einsetzen müssen. Für ihr Mann-Sein.«
Die Straßenbahn kam heran. Annas Freundin Jessica Simpson von weiter oben an der Straße winkte an einem Fenster. Anna küßte mich auf die Wange.
»Tschüs, Mama. Ich werde mich fürs Papa-Sein einsetzen, wenn du das meinst. Wenn ich mir jedoch die Geschichte betrachte, fühle ich mich unter Frauen sicherer.«
Die Türen der Straßenbahn öffneten sich, und Anna war verschwunden. Sie hatte ihren jugendlichen Chauvinismus bei mir zurückgelassen wie die leichte Feuchtigkeit auf meiner Wange von ihrem Kuß. Sie fühlte sich jetzt kühl im Wind an. Da ich eine aufgeklärte Dame war, wischte ich sie ab. Zu leicht.
Aufklärung ist großartig. Alte Wahrheiten können ebenfalls großartig sein. Die Kunst bestand darin,
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