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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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loswerden musste.
    »Als ich mich gerade durch dichtes Gestrüpp und Dunkelheit tastete, hörte ich drei Schreie, kurz hintereinander. Entsetzliche Schreie, wie sie nur jemand ausstoßen kann, der dem Tod ins Auge sieht. Ich rannte, so schnell ich konnte, obwohl ich meinen Posten natürlich auf gar keinen Fall hätte verlassen dürfen.«
    »Das war eine Notsituation«, protestierte Divya.
    »Nicht für einen Sujim. Ich hatte die Wache«, sagte Tajan. »Jedenfalls erreichte ich die Stelle, wo die Maurer gearbeitet hatten. Mir bot sich ein schrecklicher Anblick: Die Wachen hatten ihnen ihre Lanzen in den Leib gestoßen, und Warkan überzeugte sich davon, dass sie auch wirklich tot waren.«
    Divya hob ungläubig die Hand vor den Mund.
    »Plötzlich wandte sich Warkan zu mir um und prüfte mich mit seinem Blick, als wollte er herausfinden, wie ich zu dieser Tat stand«, fuhr Tajan mit unsicherer Stimme fort. »Ich versuchte mir vorzustellen, was mein Vater denkenwürde, der damals den Befehl über die Palastwache hatte. Mir war klar, was er mir vorhalten würde: Wenn du dich entschieden hast, welchem Herrn du dienen willst, liegen alle weiteren Entscheidungen bei ihm. Also zwang ich mich zu einer Verbeugung vor Warkan und fragte ihn möglichst beherrscht nach weiteren Anweisungen.«
    Tajan fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.
    »Er wies mich an, dabei zu helfen, die Leichen in das Loch zu werfen, möglichst so tief, dass sie in dem unterirdischen Teil des Flusses landen würden.«
    Er atmete tief ein. »Und ich tat es. Aber im gleichen Moment, als die Körper in die Tiefe stürzten, sah ich etwas Unglaubliches.«
    Tajan zögerte, als zweifelte er, dass sie ihm Glauben schenken würde.
    »Ur! Er stand auf dem höchsten Punkt der Ruine und blickte auf uns herunter. Wir vier Wachen sahen ihn an und keiner von uns sagte ein Wort, auch später nicht. Warkan hatte ihm den Rücken zugekehrt und bemerkte ihn nicht einmal: Ur, der unser Leben wieder nimmt, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Divya erschrak. So ähnlich hatte sich die alte Frau an der Stadtmauer ausgedrückt. »Wenn du ihm gegenüberstehst, senk sofort den Blick und wende dich ab! Sieh ihm niemals in die Augen!«, murmelte sie.
    Tajans Gesicht wurde blass. »Leicht gesagt! Wir konnten nicht anders! Die hellen Augen unter seiner Kutte fesselten unsere Blicke. Er war ganz in Schwarz gekleidet – die Farbe des Todes – und hielt einen riesigen Zauberstab in der Hand, größer als er selbst. Vielleicht hat er uns damit ja verhext?«
    »Könnte dieses Wesen nicht eine Täuschung gewesen sein?«, fragte Divya. »Ein Schatten?«
    »Nein!«, stieß Tajan hervor. »Ein paar Tage nach unserer Rückkehr traf und Urs Rache. Bei einem Einsatz starben die drei Wachen, die die Maurer getötet hatten. Und einen Tag später mein Vater.«
    »Das ist schrecklich!«, flüsterte Divya. »Und dennoch trifft dich doch keine Schuld!«
    »Doch!«, widersprach Tajan aufgewühlt. »Ur hat unsere Tat gesehen und uns dafür verurteilt. Die Mörder strafte er mit dem Tod, den feigen Mittäter mit dem Tod seines Vaters.«
    »Das glaubst du?«, fragte Divya verzweifelt. Ihre Hand in Tajans schien viel zu wenig, um ihn zu trösten. »Warkan war dein Herr und du hast die Maurer nicht getötet.«
    »Ich war dabei«, widersprach Tajan tonlos. »Und lieber wäre ich selbst an jenem Tag gestorben. Das war auch der Grund, warum ich danach als Wächter an eure Schule gekommen bin. Genau der richtige Posten, um nachzudenken. Um keinen Vorteil aus diesem Erlebnis zu schlagen. Warkan hat mir nach dem Tod meines Vaters den Befehl über die Palastwache übertragen wollen. Ein unglaublicher Vertrauensbeweis, ich war achtzehn! Aber ich konnte nicht … und habe ihn gebeten, mir ein paar Jahre zu geben, um aus dem Schatten meines Vaters herauszutreten. Warkan hatte Verständnis dafür und gab mir die Möglichkeit, mich als Spion zu bewähren.«
    Divya umarmte Tajan und legte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Ich jedenfalls danke Ur, dass er dich verschont hat«, sagte sie leise.
    »Du findest die Schuld nicht erschreckend, die ich auf mich geladen habe?«
    »Ich vertraue dir«, erwiderte sie schlicht. »Ich glaube, dass du niemanden hinterrücks töten könntest, und wenn das Los der Wache nicht auf dich gefallen wäre, hättest du dich dem Befehl widersetzt, harmlose Maurer zu töten.«
    Tajan strich mit seiner Hand über Divyas Wange.
    »Dann hast du ein besseres Bild von mir als ich selbst. Ich weiß nicht,

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