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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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sehen können, und er wollte wissen, ob wir eine Art Verbindung zu ihnen haben. Ob sie uns mehr Glück bringen als anderen Menschen und ob wir sie lenken können. Verua hatte ein wenig Angst vor ihm, aber er war freundlich und sehr interessiert, deshalb erzählte sie ihm schließlich, dass wir in seltenen Fällen auch mit ihnen sprechen können. Verua meinte, er habe darauf regelrecht erschrocken reagiert, und er stellte ihr eine Frage nach der anderen. Zum Schluss hatte er sie in eine Ecke gedrängt und war ihr fast an die Kehle gegangen, als sie nicht weiterreden wollte vor Angst. Vor allem ging es ihm darum, was die Lichter sagen. Verua sagte Warkan, dass diese angeblichen Prophezeiungen sehr oft unverständlich seien und uns oft nicht weiterhelfen. Sie selbst habe zum Beispiel während einer schlimmen Krankheit einmal ein Licht gesehen. Sie hatte gefragt, ob es Hoffnung gibt, und die Antwort war: ›Die Wunden des Volkes heilt sein Wissen, es liegt verborgen unter seiner Asche.‹ Sie hatte dieses Beispiel nur erzählt, um die Sinnlosigkeit der Worte zu zeigen. Aber Warkan muss wohl irgendeinen Sinn darin erkannt haben. Er reagierte extrem nervös.«
    Divya runzelte die Stirn. Ähnlich seltsam hatte sie ihreProphezeiung zwar auch empfunden, aber das Licht hatte zumindest über ihr Leben gesprochen.
    »Hat Verua damals gefragt, ob es Hoffnung für sie gibt?«
    »Nein«, erwiderte Keiroan ohne großes Interesse. »Tatsache ist, dass Warkan sie und alle anderen Tassari-Diener aus dem Haus warf und ihnen befahl, nie wieder über die Lichter zu sprechen. Gleich danach hat er unser Viertel in der Stadt einmauern lassen.«
    »Vor vier Jahren …«, erinnerte sich Divya bestürzt. »Damals hieß es, die Tassari hätten Einbrüche verübt und müssten deshalb unter Kontrolle gebracht werden.«
    Keiroan nickte. »Noch eine Lüge vom Herrn der Stadt. Und jetzt behauptet er, wir hätten etwas mit einem Attentat auf ihn zu tun! Als ob wir so etwas tun würden!«
    Divya schluckte. Sie wusste, dass er ein Recht auf die Wahrheit hatte. Aber sie hatte nicht die Kraft, sie zu erzählen.
    Plötzlich legte Keiroan einen Arm um Divyas Schulter, und sie empfand die Berührung nicht als unangenehm, sondern als vertraut. Wie schon beim letzten Mal, umfing sie in seiner Nähe ein Gefühl von Kindheit und Erinnerungen.
    »Warum bist du überhaupt hier? Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst zurückgehen an den Ort, an dem du sicher bist?«
    »Den gibt es nicht mehr«, sagte Divya. »Ich wollte euch sehen, und das hätte ich auch getan, wenn ich woanders sicherer wäre. Ihr seid die einzige Familie, die ich jetzt noch habe.« Erst als sie es aussprach, wurde ihr bewusst, wie weh das Alleinsein tat – und dass Tajan und Jolissa, jeder auf seine Art, für sie verloren waren. »Ihr habt eine Menge fürmich getan, als ich klein war. Und ich wünschte, es gäbe irgendetwas, was ich für euch tun könnte.«
    Keiroan schüttelte den Kopf »Du bist unserem Volk nicht verpflichtet. Du solltest nicht hier sein!«
    Ihr Schweigen schien Keiroan daran zu erinnern, dass andere auf ihn warteten. Er sprang auf und reichte Divya die Hand.
    »Du musst gehen. Brauchst du Hilfe? Bamas könnte dich ein Stück begleiten.«
    »Nein«, wehrte Divya ab. »Aber was wollt ihr denn nun tun?«
    »Was wir zu den schlimmsten Stunden unseres Volkes immer getan haben. Wir befragen die Lichter«.
    Erschrocken sog Divya die Luft ein. »Ich dachte, wir können nur mit ihnen sprechen, wenn wir … wenn es uns sehr schlecht geht?«
    »Geh, Naschiyn, und finde einen Ort, der besser ist als dieser«, sagte Keiroan leise. »Das sollte nicht schwierig sein.«
    Die Erkenntnis über das, was da in dem Zelt geschehen sollte, schickte einen kalten Schauder über ihren Rücken.
    »Ihr wollt euch doch nicht … umbringen?«
    Keiroan antwortete nicht und sein »Geh!« klang mehr als unsicher.
    »Ich möchte dabei sein!«, verlangte Divya spontan.
    »Nur wenige Tassari haben in ihrem Leben schon einmal mit den Lichtern gesprochen, weil sie der Grenze zu nah gekommen sind«, sagte eine Stimme am Zelteingang. Veruas weiche Figur zeichnete sich vor den Flammen im Innern ab. »Und nur sie dürfen am Basaj teilnehmen. Die Lichter haben ihnen bereits einmal ein weiteres Leben geschenkt,und wir glauben, dass diese Menschen unter ihrem besonderen Schutz stehen.«
    »Das glaube ich auch«, nickte Divya. »Als ich zwölf war, habe ich mit einem Licht gesprochen, und ich hatte immer das Gefühl, es

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