Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
überraschen“,
antwortete Pfeifer.
Als sie endlich alles geklärt und alle notwenigen
Formulare ausgefüllt hatten, wollten die drei Freiburger Kommissare sich
umgehend auf den Rückweg machen. Pfeifer hatte Frauke versprochen, ohne Umwege
und ohne weitere Katastrophen zu ihr nach Hause zu kommen.
Sie waren bereits auf dem Weg aus der Stadt hinaus,
als Beate auf einem ausrangierten Parkplatz am Ende einer kleinen Seitenstraße
einen Brunnen entdeckte. Das Wasser sprudelte munter aus mehreren Hähnen und
Kinder tobten, trotz der nicht mehr ganz so sommerlichen Temperaturen, um den
Brunnen herum und bespritzten die Umstehenden unter lautem Gejohle mit Wasser.
Vor dem Brunnen stand ein Schild mit der Aufschrift: „Heute Weinprobe“, das sie
laut vorlas. „Sieht nett aus. Schaut mal, da sitzen jede Menge Leute auf den
Bierbänken und trinken was. Wie wär’s? Sollen wir uns nicht ein kleines
bisschen Spaß gönnen?“
„Unbedingt. Ich muss euch nämlich etwas sagen“,
stimmte Pfeifer sofort zu und bog ab, um sich einen Parkplatz so nah wie
möglich am Geschehen zu sichern. Nach größeren Laufaktionen war ihm heute nicht
mehr zumute.
„Prima!“, meldete sich auch Leander vom Rücksitz
aus. „Das sieht klasse aus. Idyllisch.“
„Du hast Sinn für Romantik, Monsieur Drub. Das
hätte ich dir gar nicht zugetraut. Ob das wohl an deinen französischen Wurzeln
liegt?“, witzelte Beate.
„Haha“, gab Leander beleidigt zurück. „Immer müsst
ihr auf mir herumhacken.“
Trotz der späten Jahreszeit war es auch um diese
Uhrzeit noch halbwegs warm, sodass die drei sich einfach ohne Jacke zu den
anderen Leuten dazugesellten. Sie ließen sich ihren Wein schmecken. Zumindest
zwei von ihnen bestellten Wein. Leander bat um ein Glas Wasser. Seine Kollegen
schmunzelten amüsiert. „Was ist denn? Ich trinke niemals Alkohol. Das ist
schlecht für den Teint und Rotwein hinterlässt Flecken auf den Zähnen. Wusstet
ihr das etwa nicht?“
„Nein. Aber du solltest unbedingt dabei bleiben.
Dann können wir noch ein zweites Glas trinken und du fährst.“ Pfeifer warf ihm
den Schlüssel hin und Beate lachte befreit. Jetzt hatten sie doch noch einen
versöhnlichen Abschluss gefunden.
Epilog
Zwei Tage später erwachte Malte und wusste zuerst
nicht, wo er sich befand. Er nahm einen seltsamen, antiseptischen Geruch wahr, hörte
ein leises Piepsen rechts neben sich, fühlte Schläuche aus seinen Armen kommen
und sein erster Gedanke war, dass sie ihn letztlich doch geholt hatten. Die,
die ihn auch schon durch den Wald gejagt hatten.
Wenn er es sich recht überlegte, verfolgten sie ihn
bereits seit seiner Kindheit. Sie waren immer dann gekommen, wenn er im Keller
oder in der Besenkammer eingesperrt gewesen war, weil er wieder einmal etwas
Böses getan hatte. Einmal hatte er vergessen, den Geschäftsfreunden seines
Vaters „Guten Tag“ zu sagen. Er wollte nach draußen zur Schaukel und war
einfach an ihnen vorbeigerannt. Da war er zur Strafe einen halben Tag in der
Besenkammer gelandet, ohne Licht, versteht sich. Er solle sich überlegen, ob er
sich das nächste Mal nicht lieber vernünftig benehmen wolle, hatte sein Vater
gesagt und die Tür verschlossen.
Damals war er sechs Jahre alt gewesen. Stundenlang
hatte er gegen die Tür gehämmert und geweint. Sogar in die Hose gemacht hatte
er sich vor lauter Angst. Doch es kam niemand. Nicht seine Mutter und schon gar
nicht sein Vater. Der hatte ihm ja deutlich zu verstehen gegeben, was er von
ihm hielt. Irgendwann hatte Malte dann aufgegeben. Er hatte sich still in die
Ecke gesetzt und einfach gewartet, dass die Zeit verrann.
Und da hatte er sie zum ersten Mal getroffen. Sehen
konnte er sie nicht, das konnte man nie, aber er spürte, dass sie da waren. Sie
machten sich durch andere Zeichen bemerkbar. Etwa ein leises Seufzen, das einem
Schauer über den Rücken jagte, oder einen kalten Lufthauch, der einen sanft
streifte. Sie hatten ihm nie gesagt, was sie von ihm wollten, doch er wusste
instinktiv, dass sie ihn irgendwann zu sich holen würden. Und jetzt musste es
so weit sein. Sie waren hier, um ihn zu holen.
Plötzlich ging die Tür zu seinem Zimmer auf und
eine Gestalt in Blau trat ein. Malte blinzelte kurz, denn er sah alles noch
etwas verschwommen. Er hielt die Luft an. Was würden sie wohl mit ihm machen?
Ob es sehr schmerzhaft sein würde?
Die Figur kam näher und nahm allmählich klare
Formen an. Sie sprach sogar zu ihm: „Herr Knobloch, Sie sind
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