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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Töchter des Hafenmeisters zu heiraten.
    Amos erreichte den Bug und sah nach vorn. Er kniff die dunklen Augen zusammen und beobachtete die Szene, die sich da vor ihm abspielte. Während das Schiff auf den Kai zuglitt, versuchte ein kleines Segelboot, das kaum länger als fünf Meter war, in den offenen Raum vor dem Schiff zu stoßen. An der Spitze des Mastes war ungeschickt ein Wimpel befestigt, eine kleine Version des Marineabzeichens des Prinzen von Krondor. Zwei junge Männer machten sich wie wild am Segel und am Ruder zu schaffen; der eine versuchte, eine gerade Linie auf den Anlegesteg zu halten, während der andere den Klüver abrollte. Beide lachten angesichts des Rennens mit dem großen Schiff.
    »Nicholas!« schrie Amos, als ihm der Junge, der den Klüver herunterließ, zuwinkte. »Du Idiot! Wir schneiden euern Kurs! Wendet gefälligst!« Der Junge im Heck wandte sich Amos zu und grinste ihn unverschämt an. »Ich hätte es mir denken können«, sagte Amos zum Gehilfen des Lotsen. Dem grinsenden Jungen schrie Amos zu: »Harry! Du Wahnsinniger!« Amos sah sich um. Das letzte Segel seines Schiffes wurde gerade gerefft. »Wir steuern genau auf den Anlegesteg zu, wir haben nicht genug Raum zum Wenden, selbst wenn wir wollten, und anhalten können wir auch nicht.«
    Alle Schiffe, die nach Krondor kamen, ankerten in der Mitte des Hafens und warteten auf Beiboote, die sie zu den Anlegestellen schleppten. Amos war der einzige, dessen Rang den Hafenlotsen genug einschüchterte, damit dieser ihn geradewegs auf den Anlegesteg zusteuern ließ. Er war stolz darauf, weil es ihm immer gelang, an der richtigen Stelle zu landen, ohne irgend etwas zu rammen oder geschleppt werden zu müssen. Er hatte dieses Manöver in den letzten zwanzig Jahren hundert Mal durchexerziert, doch noch nie hatten zwei verrückte Jungen dabei vor seinem Bug herumgespielt. Er betrachtete das kleine Boot, das nun zunehmend an Fahrt verlor, und meinte: »Sag mal, Lawrence, wie fühlt man sich, wenn man der Mann am Steuer ist und den jüngsten Sohn des Prinzen von Krondor ertränkt?«
    Das Gesicht des Lotsengehilfen verlor jede Farbe, als er sich dem kleinen Boot zuwandte. Mit schriller Stimme schrie er den Jungen zu, sie sollten den Weg freimachen.
    Amos kehrte dem Schauspiel den Rücken und lehnte sich kopfschüttelnd an die Reling. Er fuhr sich mit der Hand über den fast kahlen Schädel. Nachdem er einen Moment lang versucht hatte, das Tun der Jungen zu ignorieren, gab er nach. Er drehte sich um und beugte sich vor, damit er am Bugspriet vorbeisehen konnte. Unten hatte Nicholas ein Ruder über den Bug hinaus nach vorn gerichtet und stemmte sich mit einem Fuß am Mast ab. Er wirkte entsetzt.
    Amos konnte hören, wie er schrie: »Harry! Du mußt nach Backbord steuern!«
    Amos nickte zustimmend, denn wenn Harry das Boot hart nach Backbord brächte, würde es mit der Breitseite gegen das schwerfällige Schiff stoßen und zwar vielleicht überschwemmt werden, aber die Jungen würden das Ganze wenigstens überleben.
    Sollten sie allerdings nach Steuerbord ziehen, würde das Boot zwischen dem Rumpf des Schiffes und den nahen Pfählen des Anlegestegs zermalmt werden.
    Lawrence, der Lotsengehilfe, sagte: »Der Prinz kümmert sich schon darum.«
    »Ha!« Amos schüttelte den Kopf. »Er läßt sich von uns gegen den Steg drücken, meinst du.« Er legte die Hände an den Mund und schrie: »Harry! Hart nach Backbord!«
    Der Junker stieß nur ein verrücktes Schlachtgeheul aus, während er mit dem Ruder kämpfte und das Boot vor dem Bug des Schiffes hielt.
    »Als würde er einen Ball auf einer Schwertspitze balancieren«, seufzte Amos. Der Geschwindigkeit und der Position des Schiffes nach hätte er eigentlich schon die Leinen breitmachen lassen müssen.
    Er wandte sich wieder den Jungen zu.
    Von unten hörte man das frohlockende Geheul von Harry, als das sich rasch bewegende Schiff das kleine Boot mitriß. Lawrence sagte: »Der Prinz hält das Boot vor uns.«
    Amos rief: »Macht die Bugleinen fertig! Macht die Heckleinen fertig!« Seeleute an Bug und Heck nahmen die Leinen, um sie den unten wartenden Hafenarbeitern zuzuwerfen.
    »Admiral!« sagte Lawrence aufgeregt.
    Amos schloß die Augen. »Ich will es nicht hören.«
    »Admiral! Sie haben ihr Boot nicht im Griff! Sie schwenken nach Steuerbord!«
    Amos meinte: »Ich hab gesagt, ich will es nicht hören.« Er wandte sich dem Lotsengehilfen zu, der voller Panik dastand, und im nächsten Augenblick drang ein

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