Midleifcrisis
Internetprofilen ist das so eine Sache. Denn eines, das weiß ich, reicht nicht, um viele Frauen anzulocken, jedenfalls nicht viele verschiedene.
Ich habe ein nachdenkliches Profil, auf dem ich mich nach ein bisschen Liebe sehne, von meinen Kindern schreibe und von Zuneigung und Geborgenheit. Hier antworten vor allem frisch verlassene Mädels auf der Suche nach Trost und nach wie vor viele alleinerziehende Frauen aller Altersklasse, die – wenngleich sie es von Anfang an bestreiten – nach jemandem suchen, der sich bereiterklärt, ihre Gören großzuziehen. Solche Frauen kriegt man nur relativ langsam, aber dafür mit großer Sicherheit in die Kiste, jedenfalls dann, wenn man so etwas wie Patchworkfamilientauglichkeit andeutet und sich auch beim Ausgehen nicht knickerig zeigt. Am Ende bricht man ihnen leider die einsamen Herzen, so wie es all die anderen Cowboys vor einem auch getan haben, was ich zunehmend als unschön empfinde.
Aus purem Zeitvertreib habe ich ein literarisches Profil eingerichtet, in dem ich bisweilen wertherischen Weltschmerz verkünde, manchmal Kurzgeschichten veröffentliche, zuweilen Tagebücher über einsame Abende führe oder über Zitate von Bukowski sinniere. Als ich dort einmal seine epischen Sätze: »Das ganze Hotel war voll von Leuten wie wir. Sie tranken und fickten und wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Ab und zu sprang jemand aus dem Fenster« poste, was meiner Gemütslage recht präzise entspricht, schreiben mich merkwürdigerweise ein Haufen Schwule an, die sich sicher sind, dass so ein sensibles Kerlchen wie ich bisher seine wahren Neigungen verleugnet haben muss. Ansonsten läuft mir dort nur alle Jubeljahre eine Frau zu, die Letzte war am Staatstheater, verkrachte Schauspielerin, jetzt für die Requisite zuständig. Wir schrieben uns durchaus anspruchsvolle Mails, doch als ich beim First Date ihren kilometerbreiten Hintern und ihr Doppelkinn sah und feststellte, dass auch wirklich kluge, sensible und ernst zu nehmende Frauen diesen Mist mit den 20 Jahre alten Fotos aus Jugendtagen veranstalten, stand ich auf, summte »Dicke« von Marius Müller-Westernhagen und ging.
Und dann habe ich mir seit Shaila ein komplettes Arschlochprofil zugelegt. Im Zentrum stehen drei Fotos, die ich lapidar mit: »Mein Benz«, »Mein Golfclub«, »Mein Schiff« beschriftet habe. Dies wird durch die prosaische Botschaft ergänzt: »Wenn es dich stört, dass ich an einem netten Abend mehr Geld fürs Essen ausgebe als andere für die Miete, wenn es dich stört, dass ich meine Wochenenden im Golfclub, im Cabrio oder auf meiner kleinen Jacht verbringe, wenn es dich stört, dass ich beruflich erfolgreich bin und eine klare Vorstellung von der Rolle einer Frau in meinem Leben habe, wenn es dich stört, dass ich meinen Marktwert kenne und nicht die Absicht habe, mich mit hässlichen Frauen abzugeben, dann, liebe Leserin, ziehe hin in Frieden und knalle beim Rausgehen bitte nicht mit der Tür. Wenn du hingegen einen angenehmen Lebensstil zu schätzen weißt, Spaß an Sex hast, nicht älter als 29 bist und ziemlich geil aussiehst, dann lass es mich wissen. Wir könnten eine überaus schöne Zeit haben. Und mal ehrlich: Wer weiß schon, wie lange schöne Zeiten dauern?«
Die Welt ist schlecht, ich bin es auch, doch das ist mir inzwischen echt Latte, und die Statistik spricht eindeutig für mein Arschlochprofil, wenngleich sich die Frauen dort in zwei Gruppen teilen: Die eine Hälfte beschimpft mich wüst, meldet mein Profil dem Seiten-Admin oder fleht den Zorn der großen Göttin auf mein Haupt herab. Die andere Hälfte zeigt sich bereit zur kurzfristigen Verabredung des Geschlechtsverkehrs und es stört mich nicht, dass die meisten einen relativen Vollschaden haben, solange Arsch und Möpse in Ordnung sind, entwickele ich in solchen Dingen einige Nachsicht.
Ich weiß, dass ich mit diesem Profil um den Preis eines schicken Abendessens sowie einer Fahrt im Cabrio in zwei von drei Fällen zum Schuss komme, ohne groß auf die romantische Tube drücken zu müssen. Es ist zwar desillusionierend, wie viele Mädels sich vor einem Aufschneider wie mir auf den Rücken werfen, nur weil sie in kompletter Verkennung der Tatsachen davon träumen, endlich mal einen Typen auf der Sonnenseite des Lebens abzubekommen. Aber Illusionen habe ich in Bezug auf Frauen eh nicht mehr viele, und wenn ich durch meine Excel-Tabellen stöbere, dann weiß ich zwar, dass ich seit dem Tag, als Elke mich rauswarf, mit 116 Frauen
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