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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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dem gemacht hat, der ich bin. Denn der Cowboy, der ist weit mehr als eine Ausrede für mich selbst, es gibt ihn wirklich, und er hat dafür gesorgt, dass ich ein komplettes Arschloch geworden bin, das völlig zu Recht ohne einen Funken Liebe und Zuneigung durchs Leben marodiert, und eines Tages werde ich auch noch die letzten Reste meines Gewissens verlieren und ganz und gar so sein wie er.
    Ich schlage wütend aufs Lenkrad, um ihn aufzuwecken, doch die blöde Sau pennt gerade ihren Testosteronrausch aus. Die Wut steigt immer höher, ich schreie die Frontscheibe an, bis er aufwacht, in meinem Kopf, und sich auf dem Beifahrersitz aufrappelt und mich fragt, ob ich eine Macke habe.
    »Du dämliche Sau«, schreie ich. Aber das stört ihn nicht, er sagt: »Mach mal halblang, Alter, war doch gar kein übler Fick.«

Brückenpfeiler
    Ja, Jungs, da sind wir wieder. Am Anfang und am Ende der Geschichte, in der Leif Lasse Andersson im Kampf gegen die Midlifecrisis erst den Glauben an die Liebe und dann an sich selbst verlor.
    Nehmt sie euch zur Warnung, wenn ihr beim Rasenmähen vor der Doppelhaushälfte keinen Bock mehr habt, nicht auf euer Leben zwischen Büro, Kinderturnen und Grillwürstchen-anbrennen-Lassen und nicht auf die Frau, die euch nur noch alle vier Wochen ranlässt. Lest meine Worte und glaubt sie einfach, selbst dann, wenn es euch schwerfällt: Ich bin ihn gegangen, den staubigen Weg durch die Wüste, bis zum Ende, und dort hat mich nichts anderes erwartet als ein verdammter Haufen Dreck und Traurigkeit.
    Aber die Lösung liegt ja auf der Hand, auch wenn der Cowboy sie nicht zu mögen scheint.
    Ich drücke das Gaspedal bis aufs Bodenblech und male mir den Aufprall aus. Die sich nähernde Baustelle sollte einen schönen Schuss auf einen Brückenpfeiler freigeben oder vielleicht auf eine geparkte Baumaschine. In mir wallt Friede auf, zum ersten Mal seit Monaten, aber auch ein bisschen Wehmut, und ich denke an Holger, der vor 33 Jahren in seinem Käfer starb, und ich überlege, ob ich ihn wiedersehen werde. Falls ja, dann werde ich ihm sagen, dass das mit dem Cowboy eine Scheißidee war. Danach spielen wir ein schönes Eins-gegen-Eins unterm Basketballkorb und inzwischen sollte das eine interessante Sache werden.
    Und dann werde ich auf Laura warten.
    Die Tachonadel zeigt 240, ich bin bereit, ich spüre, dass mich eine große Klarheit erfasst. Ich erinnere mich, einen Roman über Samurai gelesen zu haben und dass diese, wenn sie sich das Schwert vor dem rituellen Seppuku auf den Bauch setzen, die Gegenwart einer großen, erhabenen Ewigkeit erahnen, aber es fällt mir schwer, mich auf erhabene Gefühle zu prüfen, denn mein Auto nervt wegen des gelösten Sicherheitsgurtes mit immer schneller werdenden Warntönen und plötzlich fiept auch noch mein Handy und bringt mich endgültig aus dem Konzept.
    Noch 800 Meter bis zur Baustelle.
    Ich fische das Handy vom Beifahrersitz und alle Wut ist plötzlich weg.
    Die SMS ist von Laura.
    Vor Schreck rutscht mir das Teil aus der Hand und in den Fußraum, wo ich nicht drankomme.
    Als ich wieder hochblicke, ist ein Vollidiot von Lkw-Fahrer ausgeschert, direkt in der Einfahrt zur Baustelle will dieses Arschloch noch schnell ein Wohnmobil überholen!
    Eigentlich egal, ob Brücke oder Lkw, aber nach 25 Jahren Autofahren ist es ein Reflex: Mein Fuß latscht voll auf die Bremse. Während ich Mühe habe, nicht aufs Lenkrad zu fliegen, spüre ich das Bremspedal aufgeregt ruckeln, die Zeit verlangsamt sich auf Super-Slomo, ich komme von 240, der Lkw fährt 100, ich sehe, dass ich es nicht mehr schaffen werde, und plötzlich spüre ich nur noch Bedauern, dass ich nie mehr erfahren werde, warum Laura nach drei Jahren Funkstille mitten in der Nacht Kontakt aufnimmt.
    Links Lkw, rechts Wohnmobil, ich habe maximal noch 30 Meter. Ich reiße das Steuer nach rechts, der Benz bricht aus, schleudert mit der linken Seite voran durch die Baustellenbarken. ich kreisele über den aufgehobelten Asphalt, sehe links vor mir eine riesige, düstere Teermaschine auftauchen, alles dreht sich, die Reifen machen irrsinnige heulende Geräusche, die Teermaschine fliegt rechts vorbei, dann dreht sich alles langsamer, immer langsamer, noch langsamer, am Ende macht es zaghaft »bumms«.
    Und da wäre ich, an meinem Brückenpfeiler. Allerdings bin ich so sanft dagegengetrudelt, dass nicht mal ein lausiger Airbag aufgegangen ist.
    Ich blicke nach rechts und sehe die Rückleuchten von Wohnmobil und Lkw entschwinden.

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