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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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geschlafen habe, und ich kann nachlesen, was ihre sexuellen Vorlieben sind, wie groß ihre Titten waren, wie fest ihre Ärsche und wie viele Dates ich gebraucht habe. Doch ich fange an, die Gesichter zu vergessen, und erst recht, ob es schön war.
    Melanie meldet sich auf meinem Benz-Golf-Jacht-Profil, sie sieht ausgesprochen jung aus, doch ihre Ansprache ist eher unfreundlich und nur einen Satz lang: »Du scheinst ja ein RICHTIGES Arschloch zu sein!«
    Normalerweise antworte ich nicht auf Beschimpfungen, aber ich habe mal wieder nichts Rechtes zu tun, außerdem ist Melanie 27, mithin im allerbesten Alter und mit ihren blonden Zöpfen sieht sie sehr mädchenhaft aus. Ihr Profiltext ist vom ersten bis zum letzten Buchstaben »copy & paste«-frei und wimmelt vor niedlichen Sätzen und einer gehörigen Portion Selbstironie. Also schreibe ich: »Und das hast du ganz alleine rausgekriegt?«
    Melanie antwortet relativ fix. »Arrogant bist du also auch, aber ich hatte nichts anderes erwartet!«
    Ich frage: »Und was genau möchtest du jetzt von mir?«
    Ihre Antwort ist eine Frage, die ich für mich zwar schon beantwortet, aber noch nie mit anderen diskutiert habe.
    »Rein weibliche Neugier: Warum stellt ein Mann, der keine Interpunktionsfehler macht, Worte wie ›hingegen‹ und ›überaus‹ benutzt und ganz offenbar etwas in der Birne hat, so einen Scheißtext ins Netz? Und was sind das für Frauen, die darauf antworten?«
    »Manche sind bloß neugierig«, schreibe ich. »Manche haben blonde Zöpfe. Manche behaupten, kein Interesse zu haben. Manche sehen zauberhaft aus, vor allem wenn sie ein bisschen entrüstet sind. Und manche dürfen vielleicht sogar herausfinden, was wirklich dahintersteckt, aber ihre Zahl ist begrenzt.«
    »Und wie bist du wirklich?«, fragt Melanie hartnäckig weiter.
    »Ein Arschloch eben«, antworte ich, denn meine neue Assistentin hat mir soeben signalisiert, dass M&M etwas von mir will. Das hat es seit zwei Monaten nicht mehr gegeben, und ich weiß im gleichen Moment, dass der lange erwartete Tag der Abrechnung gekommen ist. Ich verlasse den Dialog mit Melanie ohne weitere Nachricht. Schaden kann das nicht, denn das habe ich inzwischen wirklich verinnerlicht: Als Mann erhöhst du deinen Marktwert vor allem durch ein wenig Desinteresse, gerade die hübschen Frauen macht so etwas rasend.
    Beim überraschend freundlichen Lunch macht mir M&M ein unerhörtes Angebot: Unsere Wege trennen sich, als Entschädigung zahlen sie mir ein Jahresgehalt und meine Beteiligung am Thinktank kaufen sie mir zum vollen Einstandspreis ab, allerdings unverzinst und abzüglich der Bonuszahlungen, die vor zwei Jahren bei Vertragsunterschrift unseres ersten und einzigen Kunden geflossen sind.
    Wenn ich annehme, bin ich reich!
    Aber ganz blöd bin ich nicht. Dieses Angebot ist derartig verlockend, dass mir in der Sekunde, als es auf dem Tisch liegt, klar ist: Sie haben ihn an der Angel, den dicken Fisch, LeiLas gutes, altes Internetkonzept macht doch noch seinen Weg und Kollege Andersson soll von der bevorstehenden fetten Dividende nichts abbekommen. Also schüttele ich zweifelnd den Kopf.
    »Alternativ«, fährt Müller-Mannhagen fort, und ich bewundere ihn für die Sanftheit, mit der er mir das Messer an die Kehle setzt, »kündigen wir Ihnen, weil wir betriebliche Umstrukturierungen vornehmen müssen, die leider allesamt den Thinktank betreffen. Sie können vor dem Arbeitsgericht auf drei Monatsgehälter klagen und unsere Anwälte schauen mal nach, ob alle Ihre Spesenabrechnungen sauber waren. Eine Auszahlung Ihrer Anteile würden wir in diesem Fall auch nicht mehr erwägen und Sie möglicherweise auch in Regress nehmen, falls sich erweisen sollte, dass Sie im Thinktank Mist gemacht haben, und das haben Sie bestimmt, sonst hätte das Konzept ja funktioniert.«
    Herr im Himmel, was bin ich manchmal froh, dass ich den Cowboy habe. In solchen Situationen ist er echt eine coole Sau, und ohne dass ich eine Miene verziehe, übernimmt er die Verhandlungen. Denn eines ist wirklich sonnenklar: Wenn sie was in der Hand hätten, nur das kleinste bisschen, würden sie mir kein Zuckerstückchen hinhalten, sondern mich ohne größere Bedenken mit der Peitsche rausjagen.
    Ich lehne mich entspannt zurück, lächele M&M an und lasse mein Schweigen wirken, denn ich weiß aus langjähriger Erfahrung, dass jeder, aber wirklich jeder einen Tick verunsichert wird, wenn er statt einer erwarteten Reaktion nur ein freundliches Lächeln und

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