Midnight Breed - Alles über die Welt von Lara Adrians Stammesvampiren
riesig, solide und unverwundbar. Sie würde in seine grüblerischen haselnussbraunen Augen sehen, seine zerzausten Locken berühren, die kupferbraun schimmerten wie ein alter Penny und sich in ihren Fingern weich wie Seide anfühlten. Sie würde wieder seinen würzigen Geruch nach Leder riechen, spüren, wie sein Puls sich beschleunigte, die heißen bernsteinfarbenen Funken in seinen Augen aufblitzen sehen und das weiße Schimmern seiner Fänge, die herausschossen, wenn ihn das Verlangen überwältigte, das er sonst so fest unter Kontrolle hatte.
Eines Tages würde sie die Augen öffnen und Kellan Archer würde wieder nackt neben ihr in ihrem Bett schlafen, wie damals in der Nacht, bevor er im Kampf von menschlichen Rebellen getötet worden war.
Hoffnung, dachte sie sarkastisch, ist eine herzlose Schlampe.
Wütend auf sich selbst, auf ihre Schwäche, ging sie zügiger weiter, auf die nächste Ecke zu, wo eben ein halbes Dutzend Menschenpaare aus einer trendigen Hotelbar gekommen waren und jetzt an der roten Ampel standen. Auf der Straßenseite gegenüber nahm sich eines der allgegenwärtigen Faceboards der Stadt die Freiheit, ihre Netzhäute zu scannen, und spielte dann eine nervige Werbung ab, die genau auf die Zielgruppe abgestimmt war, die gerade am Zebrastreifen auf Grün wartete.
Mira stöhnte auf, als eine digitale 3-D-Version des Business-Tycoons Reginald Crowe, eines der reichsten Männer des Planeten, die Paare mit ihren Namen ansprach und ihnen einen günstigen Sonderpreis versprach, wenn sie in Häusern seiner Luxushotelkette übernachteten. Crowes Gesicht war dieses Jahr überall, in der Presse und in Talkshows, auf Unterhaltungsblogs und Nachrichtenseiten im Internet … anscheinend gab es überall eine Webcam oder ein Kamerateam, vor dem er sich über seine neueste Zuwendung im Bereich technologischer Forschungen auslassen konnte – den bedeutendsten Wissenschaftspreis seiner Art. Es musste den Milliardär ärgern, dass weder diese Story noch die Ankündigung, dass Crowe den bevorstehenden Gipfel des Rates der Globalen Nationen unterstützte, dasselbe Medieninteresse erregte wie seine kürzlich erfolgte Scheidung von Ehefrau Nummer sechs.
»Gehen wir weiter«, sagte sie und trat vom Bordstein, um dem Warten an der Ampel zu entkommen.
Sie führte ihr Team die Straße hinauf zum Asyl, einer Eckkneipe und Bar, die in den letzten Jahren ein inoffizielles neutrales Gebiet für eine gemischte Klientel von Vampiren und Menschen geworden war. Sie wollten sich dort heute Nacht mit einer anderen Einheit des Ordens treffen. Mira war nicht besonders nach Gesellschaft – schon gar nicht in dieser Stadt, in dieser Nacht –, aber die beiden Teams hatten sich eine kleine Siegesfeier verdient. Die letzten fünf Monate hatten sie alle hart an einer gemeinsamen Mission gearbeitet. Bei der verdeckten Operation hatte es sich um genau die Art von Spezialeinsatz gehandelt, die in den letzten beiden Jahrzehnten zum Markenzeichen des Ordens geworden war.
Dank der vereinten Anstrengungen von Miras Einheit und der des anderen Teams, das sie jetzt an einem Tisch im hinteren Teil des Asyl erwartete, gab es eine internationale Paramiliz weniger, die dem Rat der Globalen Nationen Ärger machte. Das Timing für diesen Sieg konnte nicht besser sein: In nur einer Woche würden sich Regierungsoberhäupter, Würdenträger und VIP s aus der ganzen Welt, Repräsentanten der Menschheit und des Stammes, zu einem Gipfel in Washington, D.C., versammeln und dort einen Medienzirkus über Frieden und Solidarität veranstalten. Alle Ältesten des Ordens würden daran teilnehmen, inklusive Miras Adoptiveltern, Nikolai und Renata.
Zu Hause in Montreal wartete das blutsverbundene Paar immer noch auf ihre Rückmeldung, ob sie sie begleiten würde. Obwohl beide nichts gesagt hatten, wusste Mira, dass Nikolai und Renata sie in der Hoffnung eingeladen hatten, dass sie etwas unter die Leute kam und dort vielleicht jemanden kennenlernte, der als zukünftiger Partner infrage kam. Außerdem war es ein gut gemeinter, wenn auch plumper Versuch, sie vom Schlachtfeld fernzuhalten, wenn auch nur für eine kleine Weile.
Sie musste ein finsteres Gesicht gemacht haben, als sie mit ihrem Team am Tisch ankam, denn als sie sich setzte, warf ihr der Captain der anderen Einheit, der ihr gegenübersaß, einen besorgten Blick zu.
»Alles okay?« Nathans Stimme war ausdruckslos und kaum zu verstehen bei der wummernden Musik und dem Lärm, der von der Bar und der
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