Midnight Breed - Alles über die Welt von Lara Adrians Stammesvampiren
dich dort noch mal. Deine Chefin sagte mir, du hättest dich heute krankgemeldet. Sie schien sehr besorgt um dich. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich nach dir sehe.«
»Mrs Kennefick hat dir meine Adresse gegeben?«
Hatte sie nicht, aber Gideon bestätigte es weder noch leugnete er es. »Bist du krank?«
Savannahs Miene entspannte sich etwas. »Ich bin okay«, sagte sie, aber er konnte sehen, dass sie unruhig und durcheinander war. Ihre Wangen waren blass, ihr Mund war angespannt. »Du hättest nicht kommen sollen. Mir geht’s gut, aber gerade passt es mir nicht, Gideon.«
Irgendetwas war hier verdammt faul. Er konnte ihre Nervosität spüren, die sie in Wellen ausstrahlte. Savannahs Angst hing schwer und greifbar zwischen ihnen in der Luft. »Dir ist etwas passiert.«
»Nicht mir.« Sie schüttelte schwach den Kopf und verschränkte die Arme wie einen Schutzschild vor der Brust. Ihre Stimme war leise und zögerlich. »Aber meiner Freundin Rachel, die hier mit mir gewohnt hat. Sie wurde vor ein paar Tagen ermordet. Sie und einer der Professoren der Bostoner Uni wurden angegriffen. Professor Keaton hat überlebt, aber Rachel …«
»Mein Beileid für deine Freundin«, sagte Gideon. »Das war mir nicht klar.«
Das war die Wahrheit oder ziemlich nahe dran. Er hatte nicht gewusst, dass Savannah die Opfer gekannt hatte. Er konnte sehen, dass sie litt, aber da war auch noch etwas anderes mit ihr los, und dem Krieger in ihm war alles suspekt, was er noch nicht über die Lage wusste.
»Ich habe neulich was im Fernsehen gesehen über einen Raubüberfall im Institut für Kunstgeschichte«, sagte er beiläufig. »Deine Freundin und der Professor wurden bei einem Einbruch angegriffen, und irgendein antiker Kunstgegenstand wurde gestohlen, nicht?«
Savannah starrte ihn eine Weile an, als könnte sie nicht entscheiden, was sie ihm antworten sollte. »Ich bin nicht sicher, was in jener Nacht passiert ist«, murmelte sie schließlich. Sie löste die Arme voneinander und legte eine Hand auf die Türkante. Dann trat sie einen Schritt zurück und drückte die Tür langsam zu. »Danke, dass du nach mir gesehen hast, Gideon. Mir ist gerade nicht sehr nach Reden, also …«
Er nutzte ihren Rückzug, um einen Schritt nach vorne zu gehen. »Was ist los, Savannah? Du kannst es mir sagen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will nicht darüber reden. Ich kann nicht …«
Gideons Magen verkrampfte sich vor Besorgnis. »Du hast einen lieben Menschen verloren. Ich weiß, das ist nicht einfach. Aber gestern Abend in der Bücherei hast du anders gewirkt als jetzt. Nicht offensichtlich mitgenommen, so wie jetzt. Etwas hat dir Angst gemacht, Savannah. Leugne es nicht. Etwas ist dir heute passiert.«
»Nein.« Das Wort kam erstickt, wie unter Zwang heraus. »Bitte, Gideon. Ich will nicht mehr darüber reden.«
Sie versuchte verzweifelt, die Fassung zu wahren, das war nur allzu deutlich. Aber sie war wirklich aufgewühlt, von einem tieferen Gefühl als Kummer oder Angst.
Sie hatte Todesangst.
Er musterte sie genauer, sah es in dem Zittern, das ihren ganzen Körper erfasst hatte. Herr im Himmel, was konnte ihr nur solche Angst gemacht haben?
»Savannah, hat dich jemand bedroht?« Sein Blut kochte allein schon bei dem Gedanken daran. »Hat dir jemand etwas getan?«
Sie schüttelte den Kopf, zog sich schweigend in ihre Wohnung zurück und ließ ihn an der offenen Tür stehen. Er folgte ihr hinein, uneingeladen, aber er würde jetzt nicht einfach gehen und sie alleine lassen mit dem, was ihr solches Entsetzen eingejagt hatte.
Gideon schloss die Tür hinter sich und trat in das beengte Wohnzimmer. Sein Blick wanderte zum Schlafzimmer auf der linken Seite, wo ein offener Koffer auf dem Bett lag, einige zusammengefaltete Kleidungsstücke hineingeworfen.
»Fährst du weg?«
»Ich muss eine Weile raus hier«, sagte sie, ging immer noch langsam vor ihm her in das kleine Wohnzimmer und kehrte ihm den Rücken zu. »Ich brauche wieder einen klaren Kopf. Der einzige Ort, wo das geht, ist zu Hause in Atchafalaya. Ich habe heute Nachmittag meine Schwester angerufen. Amelie denkt auch, es ist das Beste, wenn ich heimfahre.«
»Louisiana?«, sagte er. »Das ist verdammt weit weg, nur um einen klaren Kopf zu bekommen.«
»Es ist mein Zuhause. Dort gehöre ich hin.«
»Nein«, sagte er knapp. »Vor irgendetwas hast du panische Angst und läufst davon. Ich hatte dich für stärker gehalten, Savannah. Ich dachte, du magst Helden, die sich
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