Miss Pettigrews grosser Tag
allein anzutreffen und endlich in aller Ruhe und Ausführlichkeit mit ihr plaudern zu können, aber es war wirklich reizend von Ihnen, dass Sie auf einen Sprung vorbeigekommen sind.«
Nick war puterrot im Gesicht. Miss LaFosse bebte in Erwartung seines Wutausbruchs.
»Die meisten ihrer Freunde verfügen über Taktgefühl«, sagte Nick betont mit einer letzten verzweifelten Anstrengung, den Hinauswurf friedlich zu gestalten.
»Je nun«, sagte Miss Pettigrew vergnügt. »Ich wusste doch, dass Sie dazugehören. Das macht alles so viel leichter. Wie nett, dass Sie Verständnis aufbringen. Sowie ich Sie sah, dachte ich …«
»Zum Teufel mit dem, was Sie dachten oder nicht dachten. Gehen. Sie. Jetzt. Endlich?«, brüllte Nick.
»Nein«, sagte Miss Pettigrew.
»!!! …??? …!!! …??? …!!!«
»Oh!«, stieß Miss Pettigrew hervor.
In Miss LaFosse kam Bewegung. Sie blickte hektisch von Miss Pettigrews schockiertem zu Nicks zornrotem Gesicht.
»Nick, Liebling, nun setz dich doch und lass dich ansehen.«
Nick war zu perplex, um Widerstand zu leisten. Sie half ihm aus dem Mantel, zog ihn zum Sofa und setzte sich neben ihn. Nick funkelte Miss Pettigrew ein weiteres Mal an und strich sie alsdann aus seinem Gedächtnis. Wie von Miss LaFosse bereits vermutet, war das Negligé äußerst verführerisch.
Miss Pettigrew hatte sich in der Zwischenzeit eine gewisse Abgebrühtheit zugelegt.
»Nun ja«, dachte sie, »ihnen macht es offenbar nichts aus. Warum dann nicht auch mir? Ich bin bisher wohl ein wenig zu engstirnig gewesen. Dieses … dieses Getändel scheint doch eine recht angenehme Angelegenheit zu sein.«
Sie setzte sich auf und begutachtete interessiert die zum Einsatz kommende Technik.
»Ah!«, dachte sie scharfsinnig. »Bei Phil war es eben nur das, eine angenehme Angelegenheit, nichts weiter. Bei Nick jedoch erweckt jede Geste, jede Liebkosung den Eindruck, dass man die eine, einzige Frau auf der ganzen Welt ist. Wer könnte da widerstehen?«
Nach einer Weile ließen Miss LaFosse und Nick voneinander ab, um nach Luft zu schnappen. Er nahm Miss Pettigrews Anwesenheit nunmehr mit Gelassenheit hin. Wenn die alte Dame – für ihn war jeder über dreiunddreißig alt – nichts gegen eine kleine Knutscherei einzuwenden hatte, wollte er ihr das Vergnügen nicht rauben. Auch wenn er dadurch nicht recht zum Zug kam. Aber es war ja noch früh am Tag und die Nacht schließlich allemal der beste Zeitpunkt für derlei Lustbarkeiten. Wonnen, die dieses Namens würdig waren, konnte ein kleiner Aufschub nichts anhaben.
Er setzte sich auf.
»Ich könnte einen Drink vertragen.«
»Ich auch«, sagte Miss LaFosse. »Du weißt ja, wo alles ist.«
»Okay. Was soll’s denn sein?«
»Hm«, sagte Miss LaFosse nachdenklich. »Mix mir deinen Spezialdrink, Nick. Mit dem ist man für den Tag gerüstet.«
»Ganz wie du meinst. Und Sie?«
»Ich?«, sagte Miss Pettigrew.
»Ja, Sie.«
»Einen Drink?«
»Wie schon erwähnt.«
Beinahe hätte Miss Pettigrew dankend abgelehnt, wie es einer Dame geziemte. Doch nein. Nicht sie. Nicht jetzt. Eben noch rechtzeitig bremste sie sich. Von nun an wollte sie alles annehmen, was des Weges kam. Von diesem Tag, der ihr aus heiterem Himmel in den Schoß gefallen war, wollte sie alles auskosten, was er zu bieten hatte.
»Für mich«, sagte Miss Pettigrew gelassen, leichthin, ihrer selbst gewiss, »ein Gläschen trockenen Sherry, wenn ich bitten darf.«
»Trocken« war das Tüpfelchen auf dem i. Nicht Sherry. Das konnte jeder sagen. »Trockenen Sherry.« Das zeugte von Souveränität, Kultiviertheit, einem erfahrenen Gaumen. Es hob ihr Ansehen. Sie hatte keine Ahnung, was »trocken« bedeutete, aber sie erinnerte sich noch überdeutlich an den Hausherrn in ihrer vorletzten Stellung, der sie immer mit seinen wilden Flüchen über den »verdammten trockenen Sherry« in Angst und Schrecken versetzt hatte, und war sich einigermaßen sicher, dass alles, was ihm nicht mundete, ihr ausgezeichnet schmecken würde.
Nick schien nicht weiter beeindruckt.
»Bestimmt nicht doch einen Horse’s Fillip?«
Miss Pettigrews Beschluss, sich keine Erfahrung zu versagen, geriet unmerklich ins Wanken.
»Ach nein, ich glaube nicht«, sagte sie hastig, »nicht am Vormittag. Nur ein Gläschen trockenen Sherry, bitte.«
Nick ging in die Küche. Miss LaFosse beugte sich vor. Sie fühlte sich für Nicks Benehmen verantwortlich, und seine
Wortwahl war gegenüber einer Dame wie ihrer neuen Freundin denkbar
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