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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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Zeit verstrich.
    »Lieber Himmel!«, sagte Michael schließlich. »Ich muss los.«
    Miss Pettigrew klang es wie die Posaunen zum Jüngsten Gericht im Ohr. Mit einem Mal fiel es ihr wieder ein. Sie rappelte sich hoch.
    »Ach du meine Güte! Ich habe genauso wenig auf die Zeit geachtet. Ich muss auch gehen. Ich muss mich sputen.
Wie konnte ich das nur vergessen? Ich muss mich schleunigst umziehen. Ich bin im Nu fertig.«
    »Unsinn«, sagte Miss LaFosse. »Sie übernachten natürlich hier.«
    Miss Pettigrew kämpfte mit der Versuchung. Sie suchte an einem Stuhl Halt. Im ersten Moment brachte sie keinen Ton heraus. Sie holte tief und zittrig Luft.
    »Danke«, sagte sie endlich. »Sie waren sehr freundlich, meine Liebe, aber ich muss aufbrechen. Sie und ich haben heute einen sehr angenehmen Tag miteinander verbracht, doch morgen sieht alles anders aus. Ich kann Ihre Liebenswürdigkeit nicht länger in Anspruch nehmen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dieser Tag ein … ein ernüchterndes Ende nähme.«
    »Also bitte«, sagte Miss LaFosse. »Wo ich doch so auf Sie gezählt habe! Ich hätte nie gedacht, dass Sie so grausam sein könnten und mich hier in der Patsche sitzen lassen.«
    »In der Patsche?«, fragte Miss Pettigrew verwirrt.
    »Wenn Sie nicht dableiben, muss ich es tun«, sagte Michael. »Da führt kein Weg drum herum. Eine drastische Maßnahme, ich weiß, und ich hoffe um Delysias willen, dass niemand davon erfährt, aber tun muss ich es.«
    »Ganz recht«, sagte Miss LaFosse bestimmt. »Ich bleibe heute Nacht nicht alleine. Jeden Moment kann Nick vor der Tür stehen. Ich fürchte mich alleine.«
    Miss Pettigrew blickte vom einen zur anderen. Sie blickten sehr ernst und ein wenig vorwurfsvoll zurück. Plötzlich fiel ihr ein, dass Nick ja einen Schlüssel hatte. Ob Michael davon wusste? Unmöglich. Kein Wunder, dass Miss LaFosse nervös war.
    »Wenn Sie mich tatsächlich brauchen«, stammelte Miss Pettigrew. »Ich möchte nicht lästig fallen … aber wenn Sie mich tatsächlich brauchen?«

    »Sie bleiben da!«, rief Miss LaFosse. »Ich habe doch gewusst, dass Sie mich nicht im Stich lassen.«
    »Ich bin Ihnen ewig dankbar«, sagte Michael. »Es wäre mir schrecklich gewesen, Delysia zu kompromittieren, aber ich hätte es tun müssen. Sie darf sich auf keinen Fall aufregen.«
    »Gewiss nicht«, sagte Miss Pettigrew streng. »So etwas würde ich niemals dulden. Ich bleibe, wenn Sie ganz sicher sind, dass Sie mich dahaben wollen.«
    Im Stillen dachte sie, dass Miss LaFosse sich bei Gott schon genügend kompromittiert hatte, auch wenn Michael nichts davon wusste. Es wurde höchste Zeit, dass sich eine vernünftige Frau wie sie selbst ihrer annahm. Und es kam ihr fast wie ein Wunder vor, dass Miss LaFosse sie heute Nacht wahrhaftig brauchte. Morgens sahen die Dinge doch immer schon sehr viel rosiger aus. Dann konnte sie sich mit frischem Mut an die Arbeitssuche machen. Wie sehr es ihr davor gegraust hatte, die Nacht draußen zuzubringen, wurde ihr erst bewusst, als keine Notwendigkeit mehr dazu bestand. Vor Erleichterung wurde ihr ganz schwach zumute.
    »Abgemacht«, sagte Michael. »Ich habe doch gesagt, dass wir auf Sie zählen können. Wo ist mein Hut? Wo ist mein Mantel? Wo ist meine Liebste? Gute Nacht, Liebling! Nun darfst du dich deinem flotten Lebenswandel hingeben.«
    »Ihr Mantel«, japste Miss Pettigrew. »Das Schlafzimmer. Ich räume ihn weg.«
    Sie griff nach Miss LaFosses Pelzmantel und suchte eilig Zuflucht im Schlafzimmer. Stille. Dann fiel die Tür ins Schloss.
    »Die Luft ist rein«, rief Miss LaFosse. »Sie können rauskommen. Alles wieder so, wie es sich gehört.«

SECHZEHNTES KAPITEL
    3:47-?
     
     
    Z utiefst verlegen kam Miss Pettigrew wieder zum Vorschein. »Soviel ich weiß«, sagte sie, »ziehen junge Leute es vor, sich unter vier Augen voneinander zu verabschieden.«
    »Sie geben die ideale Anstandsdame ab«, sagte Miss LaFosse. »Ich stehe Ihnen im Gegenzug jederzeit zur Verfügung.«
    »Es ist schon tief in der Nacht«, sagte Miss Pettigrew. »Ich meine, Sie sollten rasch ins Bett und zusehen, dass Sie eine ordentliche Mütze Schlaf bekommen.«
    »Ach nein«, bettelte Miss LaFosse. »Ich bin kein bisschen müde. Setzen wir uns hin und plaudern noch ein Weilchen. Männer sind ja gut und schön, aber es geht doch nichts über einen kleinen Tratsch unter Frauen.«
    »Seltsam«, sagte Miss Pettigrew vergnügt, »aber ich bin auch nicht die Spur müde.«
    Sie setzten sich vor den

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