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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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standen, so als hätte sie der Weltenschöpfer selbst, der, wie sie von Ariane wusste, jede Kreatur wirkte, eher nachlässig dort hineingeworfen. Und der böse Blick aus zwei kleinen, unbarmherzigen Augen. Noch während sie hilfesuchend nach Horge sah, schalt sie sich schon dafür.
    Horge ihr helfen?
    Von seinem sicheren Platz im Geäst einer Esche besah sich der Müllerssohn das Geschehen. Und obwohl der Schrecken ihm noch in den Gliedern saß und Angst in seiner Kehle würgte, stieg doch auch lustvoll das Gefühl der Schadenfreude in ihm auf. Heute würde die kleine Hexe bekommen, was sie verdiente.
    »Erzähl´ ihm doch von deinen Träumen! Vielleicht lenkt ihn das ab!«, schrie er krächzend herunter. Und noch während sie diese ungeheuerliche Gemeinheit zu fassen versuchte, spürte sie den Boden beben, als der Eber auf sie zu donnerte.
    Selbst durch die rasende Angst hindurch, die den ersten Schreck gewaltsam verdrängte, spürte sie Scham, als ihre Blase sich entleerte und es ihr warm die Beine herab lief. In diesem Moment beschloss das Mädchen, dem widerlichen Horge nicht das Schauspiel zu bieten, welches er sich erhoffte. Sie würde nicht weglaufen, kreischend dabei um Hilfe rufend, um letztlich doch, unter den Blicken des Verhassten, von der zermalmenden Kraft des Keilers zerrissen zu werden. Wild und entschlossen fuhr sie herum und bemerkte nicht, dass in diesem Moment höchster Not ihr Wille, der normalerweise jenes unheimliche, allgegenwärtige Gefühl in ihr unterdrückte, nachließ und stattdessen ein glühender Zorn in ihr aufstieg. Jetzt aber ängstigte es sie nicht. Ganz im Gegenteil, verursachte ihr das Wogen in ihrem Inneren angenehmen Schwindel und gleichzeitig ein Gefühl großer Stärke. Heiß und überwältigend brach es sich Bahn aus ihr heraus. Ein Lichtblitz blendete sie, Staub wirbelte auf, als der Keiler abrupt abbremste und Erdbrocken, Grasbüschel, Steine prasselnd auf sie niederfielen, eine Schramme quer über ihre Stirn rissen und Sand ihr die Augen verschloss.
    Der Gestank von verschmortem Haar stach ihr in die Nase und dann war es auch schon vorbei. Man konnte den riesenhaften Körper hören, wie er durch das Unterholz brach, sich entfernte. Protestierend klang das Grunzen des flüchtenden Riesen und sehr langsam nahm sie verwundert wahr, noch am Leben und nahezu unversehrt zu sein. Blut lief ihr über das Gesicht, als sie sich umdrehte, erschrocken und triumphierend gleichermaßen, nach Horge zu sehen. Vielleicht auch nur, um sich zu vergewissern, ob wirklich geschehen war, was sie für geschehen glaubte; irgendwie hoffend, er würde sich mit ihr freuen, ja, vielleicht sogar Bewunderung zeigen. Freude und Bewunderung, ja! In jedem Falle aber nicht, mit womöglich noch größerer Panik vor ihr als vor dem Keiler, davonlaufen!
    So hatte es sich zugetragen und das kurze Gefühl des Triumphs wich nur zu bald der bedrückenden Erkenntnis, wieder etwas getan zu haben, das die Kluft zwischen ihr und dem Rest der dörflichen Gemeinschaft vergrößerte. Keine Freude über ihr Entkommen, stattdessen misstrauische Blicke, wohin sie nur sah. Nicht wenige wandten sich ab und manch einer vollführte die althergebrachten Zeichen, um den Schutz Araas´ gegen das Böse zu erflehen. Ja, hätte sie denn sterben sollen? Es hämmerte in ihrem Kopf und Tränen flossen in die Kittelschürze Arianes, die sie fest an sich gedrückt hielt, bis der Kummer über diese Ungerechtigkeit in einen unruhigen Schlaf überging.
    Später an diesem Tag war dann der Ortsvorsteher gekommen, hatte seine gewichtigste Miene aufgesetzt und sie war bei den ersten lauten Worten erwacht, um sich darauf flink auf den Platz unterhalb der Fensterbank zu begeben. Da kauerte sie nun und bewunderte und liebte Ariane für jedes Wort, mit dem sie sie verteidigen hörte.
    »Höre, Weib! Dieses Kind wird das Dorf verlassen! Allein oder mit euch zusammen und so wird es geschehen!«, brüllte der Müller in der Stube und riss sie aus ihren scheußlichen Erinnerungen in das scheußliche Jetzt zurück.
    Wie gut es tat, einfach nur die gefasste und unerschütterliche Stimme Arianes dagegen zu hören. »Nichts wird geschehen bis Mors wieder da ist und das weißt du so gut wie ich, Müller. Und nun gehst du besser, denn mein Mann wird es nicht gutheißen, dass du mich bedrängst in seiner Abwesenheit!«
    Das war durchaus ein Argument, das den Müller in seiner künstlichen Empörung bremste, denn der Köhler Mors war von beeindruckender

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