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0648 - Die Stunde des Ghouls

0648 - Die Stunde des Ghouls

Titel: 0648 - Die Stunde des Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie standen und lagen um ihn herum. Von einigen ging eine stark ablehnende Ausdünstung aus. Dagegen konnte er nichts machen. Aber es störte ihn auch nicht weiter, solange sie nicht offen gegen ihn rebellierten.
    Aber immerhin: einige protestierten.
    »Wir sind deinem Ruf gefolgt, Gormon«, sagte Carlo Destinato. Ob er wirklich so hieß oder sich damit einen »Künstlernamen« zugelegt hatte, wußte Gormon nicht; er wollte es auch nicht wissen. Aber er selbst nannte sich »der große Gormon«, und erwartete eine entsprechende Anrede. Doch Destinato tat ihm diesen Gefallen nicht und drückte bereits dadurch seinen Protest aus.
    »Aber«, fuhr Destinato fort, »ich frage mich, was wir hier eigentlich tun. Wir lungern hier herum und huldigen dir. Soll das unser Ziel sein? Gormon, ich sage dir, viele von uns müssen bald wieder Nahrung zu sich nehmen. Wie willst du uns alle versorgen? Wie stellst du dir unser Zusammenleben auf engem Raum vor? Über längere Zeit kann das nicht gutgehen.«
    Jorge Gormon glitt ein wenig auf ihn zu. Er sonderte verstärkt Schleim ab. Der davon ausgehende Geruch sollte Sympathie wecken. Aber bei Carlo Destinato war das vergeblich. Destinato war schon immer ein unruhiger Geist gewesen, ein Protestler, der sich nicht unterordnen wollte. Man sagte ihm nach, er sei an der Position des Sippenchefs interessiert. Doch er selbst äußerte sich natürlich nie öffentlich dazu, hatte aber auch noch nie seine absolute Loyalität dem amtierenden Clans-Oberhaupt gegenüber verkündet. Statt dessen kritisierte er ständig, bemängelte Entscheidungen und wußte natürlich immer alles viel besser.
    Mit diesem Verhalten schuf er sich nicht viele Freunde.
    Gormon wurde erst recht nie sein Freund.
    Denn Gormon war das Clans-Oberhaupt, das Loyalität forderte.
    »Ich habe einen Plan«, sagte Gormon, »zu dessen Durchführung ich euch alle benötige. Euch und eure magische Kraft.«
    »Wir sind Ghouls, keine Magier«, konterte Destinato. »Also, was soll das?«
    »Über ein gutes Maß an magischer Kraft verfügt doch jeder von uns«, sagte Gormon herablassend. »Gerade dann, wenn wir ein reichhaltiges Mahl zu uns genommen haben.«
    »Das sehe ich aber nicht vor uns«, warf Destinato ein. »Im Gegenteil, ich sehe uns hungern und darben. Diese Gegend, in die du uns unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gelockt hast, ist ärmlich. Sie gibt nicht viel her, auf keinen Fall genug für uns alle. Wir sind zu viele für zu wenige Opfer.«
    »Du faselst hanebüchenen Unsinn«, sagte Gormon. »Ich habe euch nichts vorgespiegelt. Ich habe euch auch nicht hergelockt, sondern ich habe euch gebeten, hierher zu kommen.«
    »Aber warum hierher, wo es nicht genug Nahrung für uns alle gibt?«
    »Weil niemand uns hier vermuten wird«, belehrte ihn der Sippenchef. »Hier sind wir sicher. Und es wird auch nicht lange dauern, wenn nicht solche Narren wie du alles mit ihren überflüssigen Einwänden verzögern. Statt endlos zu diskutieren, könnten wir längst zur Tat schreiten. Schweig, Narr, und lausche meinem Plan.«
    »Ich bin ganz Ohr«, höhnte Destinato und veränderte seinen Körper so, daß er tatsächlich annähernd wie ein Ohr aussah.
    Das mußte ihn eine Menge Kraft kosten. Er war ein Narr, daß er sich so verausgabte, fand Gormon.
    »Es muß ein Überraschungsschlag werden«, erklärte er. »Lucifuge Rofocale darf keine Chance bekommen, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.«
    »Lucifuge Rofocale selbst willst du angreifen, Großer Gormon?« staunte einer der anderen Ghouls. »Wie vermessen, ein solcher Plan, schier undurchführbar und frevelhaft - aber genial.«
    Jorge Gormon nickte gefällig ob der Schmeichelei. So bin ich eben, wollte er gerade sagen, als der andere Ghoul fortfuhr: »Genialität ist bekanntlich eine pervertierte Form des Wahnsinns.«
    Gormon fauchte ihn an.
    »Was hast du nun mit Lucifuge Rofocale vor?« fragte Destinato. »Willst du zu ihm hingehen und ihm die Hörner geradebiegen?«
    Gormon fauchte erneut. »Ich werde ihm einen Dämonenkiller auf den Hals hetzen.«
    »Ach, ja? Doch nicht etwa den legendären Professor Zamorra?«
    »Wenn du vielleicht für kurze Zeit auf deine spöttischen Zwischenbemerkungen verzichten und mir zuhören könntest, würdest du feststellen, daß diese Bemerkungen völlig unsinnig und überflüssig sind«, knurrte Gormon. »Zudem ist es unhöflich, mich ständig zu unterbrechen.«
    Destinato nahm seine körperliche Verformung zurück und zeigte ein breites,

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