Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
bißchen Achtung und hörst auf, sie zu benutzen? Wenn du dich besaufen willst, dann geh doch und tu’s. Wenn du jemand umbringen willst, tu auch das meinetwegen. Aber hab dann zumindest den Mut, es auf eigene Rechnung zu tun, ohne die ganze Scheiße von Reue und Sühne. Das geht mir auf den Keks, Dave.«
Sie nahm einen der beiden Eimer vorsichtig auf, damit er nicht überschwappte, und ging an mir vorbei aus der Tür. Ihre nackten Füße hinterließen feuchte Abdrücke auf den Zypressendielen. Ich blieb allein im Zimmer zurück. Im durch das Fenster einfallenden Licht wirbelten Staubflocken. Dann sah ich sie mit dem Eimer über den Hof auf den Ententeich zugehen.
»Warte!« rief ich ihr durchs Fenster nach.
Ich sammelte die schmutzigen Lappen vom Boden auf, tat sie in den anderen Eimer und folgte ihr nach draußen. Ich blieb bei der Aluminiumhütte stehen, in der ich meinen Rasenmäher und Gerätschaften aufbewahrte, holte mir eine Schaufel und ging hinunter zu dem kleinen Blumengärtchen, das Batists Frau neben dem flachen Graben gepflanzt hatte, der durch mein Grundstück verlief. Die Erde im Garten war lehmig und feucht, da der Graben übergelaufen war, und stellenweise von Bananenstauden überschattet, damit Geranien und Stiefmütterchen im Sommer nicht verbrannten, doch der äußere Rand stand in der prallen Sonne, und sie machte Maßliebchen und Immergrün schwer zu schaffen.
Es waren nicht die Kornblumen und Schlüsselblumen, wie sie einem Mädchen aus Kansas zugestanden hätten, doch ich wußte, daß sie es verstehen würde. Ich trieb den Spaten in die nasse Erde und hob ein tiefes Loch zwischen den Wurzeln der Margeriten aus, goß die zwei Eimer mit Seife, Wasser und Chemikalien in die Erde, warf Bürste und Lappen in das Loch, stülpte die Eimer obenauf, trat sie mit dem Fuß platt und bedeckte die Grube wieder mit einem feuchten Erdhaufen und einem Gewirr von durchtrennten Margeriten- und Immergrünwurzeln. Ich wickelte den Gartenschlauch von der Seitenwand des Hauses ab und besprengte den Hügel, bis alles so schlammig und glatt war wie der Boden drumherum und die Chemikalien unter das Wurzelwerk des Blumenbeets gewaschen waren.
Es war ein Verhalten, über das man gar nicht nachdenken will und über das man sich später keine Rechenschaft ablegen möchte. Ich spülte den Spaten mit dem Schlauch ab, stellte ihn wieder in den Schuppen und kam, ohne ein Wort mit Robin zu sprechen, zurück in die Küche. Dann duschte ich, zog ein sauberes Paar Khakihosen und ein Baumwollhemd an und las am Rotholztisch unter dem Mimosenbaum die Zeitung. Ich konnte hören, wie Robin in der Küche Lunch zubereitete und Alafair mit ihr in einer Mischung aus Spanisch und Englisch schwatzte. Dann brachte mir Robin auf einem Tablett ein Schinken-und-Zwiebel-Sandwich und ein Glas mit geeistem Tee heraus. Ich schaute nicht auf, als sie es vor mir auf dem Tisch absetzte. Sie blieb neben mir stehen. Ihr nackter Schenkel war nur Zentimeter von meinem Arm entfernt. Ich spürte, wie ihre Hand leicht meine Schulter berührte, sich an meinem feuchten Hemdkragen zu schaffen machte und das Haar in meinem Nacken zauste.
»Ich werde immer dein größter Fan bleiben, Robicheaux«, sagte sie.
Ich legte meinen Arm um ihr weiches Hinterteil und drückte sie mit geschlossenen Augen an mich.
Am Spätnachmittag war Minos Dautrieve an meiner Vordertür, bekleidet mit Bluejeans, Tennisschuhen ohne Socken und einem farbverschmierten goldfarbenen Hemd. Eine Angelrute ragte aus dem Beifahrerfenster seines Toyota Jeeps.
»Ich hab’ gehört, daß Sie sich auskennen und wissen, wo man die ganz dicken Barsche fängt«, sagte er.
»Manchmal schon.«
»Ich hab’ Brathähnchen mitgebracht und Dixie-Bier und Sprudelwasser in der Kühltasche. Das nehmen wir alles mit für unterwegs.«
»Wir hatten vor, heute abend zu den Rennen zu gehen.«
»Ich sorg’ dafür, daß Sie rechtzeitig zurückkommen. Jetzt bewegen Sie Ihren Hintern, Junge.«
»Sie haben wirklich ein Gemüt, Minos.«
Wir koppelten meinen Anhänger und eins meiner Boote an seinen Jeep und fuhren vierzig Meilen bis zu dem Wasserlauf, der die Südwestgrenze der Atchafalaya-Marsch bildet. Der Wind hatte sich gelegt, das Wasser war ruhig, und die Insekten schwärmten gerade aus Schilf und Seerosen im Schatten der Weideninseln. Ich tuckerte durch eine langgestreckte Bucht, die durchsetzt war mit abgestorbenen Zypressen und Rohrinseln, dann einen Bayou hinein bis tief in den Sumpf, bevor ich
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