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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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bevorzugt unter die Gürtellinie.
    »Du Genie«, sagte sie. Damit trieb sie ihn in den Wahnsinn. Er war Chefdesigner und Geschäftsführer von Spellbound, einem kleinen, aber sehr erfolgreichen Entwicklungsstudio für Videospiele. Innerhalb der Branche wurde David oft als Genie bezeichnet, aber in Momenten des Selbstzweifels gestand er seiner Frau, dass die von ihm programmierten Spiele im besten Fall hirnlos waren. Im schlimmsten töteten sie den Verstand ab – seinen und den der Kinder, die seine Spiele kauften.
    »Ich wünschte, du wärst tot!«, schrie David.
    »Ich wünschte, du wärst auch tot!«
    Er war erleichtert. Offenbar beruhte sein Wunsch auf Gegenseitigkeit. David war nicht allein.
    Später, nach der Schmollphase, entschuldigte er sich bei ihr. »Es tut mir leid«, sagte er. »Man sollte so etwas nicht einmal denken.«
    »Mir tut es auch leid«, sagte Alice. »Ich streite mich nicht gern mit dir.«
    Sie standen im Wohnzimmer und umarmten einander. Es war Abend, und im Apartment brannte kein Licht. Sie hatten stundenlang im Dunkeln gesessen, ein jeder in seiner Ecke.
    Die Liebe zu seiner Frau war neu erwacht. Wie hatte er bloß auf derartige Dinge kommen können? Sie duschten zusammen; nichts taten sie lieber. Er stützte sich mit beiden Armen an der Wand ab, während sie ihm den Rücken einseifte, die Pobacken, die Stelle hinter den Ohren. Als sie ihn rasierte, imitierte sie unbewusst seine Mimik. Danach ließ sie sich ein Bad einlaufen.
    »Weißt du, an wen ich heute gedacht habe?«, fragte David. Der Waffenstillstand fühlte sich immer noch brüchig und instabil an, deswegen wollte er plaudern.
    »An wen?«
    »Dr. Otto.«
    Sie warf ihm einen Blick zu und lächelte traurig. David wusste nicht, ob es an den Gefühlen lag, die der Name an sich in ihr weckte, oder an der Tatsache, dass es Ewigkeiten her war, seit sie in Dr. Ottos Vorlesung gesessen hatten. Sie hatten sich dort kennengelernt. David saß am Badewannenrand und hielt Alice’ Fuß in der Hand. Er hatte ihren Unterschenkel eingeseift und war dabei, ihn vorsichtig zu rasieren. Das Haar wuchs an unterschiedlichen Stellen in unterschiedliche Richtungen.
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Seit Jahren nicht mehr. Ich habe im Quarterly gelesen, dass seine Frau gestorben ist.«
    »Das tut mir leid.«
    »Bestimmt hat er ziemlich gelitten.«
    »Wer hat das nicht?«, fragte Alice.
    Sie füllte die Badewanne komplett aus. Ihre Oberarme quollen über den Rand wie Delfinflossen, ihre Brüste trieben im Wasser wie Zwillingsinseln. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht, langes, seidiges, kastanienbraunes Haar und märchenhafte, haselnussbraune Augen. Leider war sie korpulent, aber David hatte, obwohl er wusste, wie schwer sie an ihrem Gewicht zu tragen hatte, kein Mitleid mit ihr. Ihr Spitzenwert hatte im vergangenen Jahr bei einhundertdreißig Kilogramm gelegen. Sie hatte eine Digitalwaage mit leuchtend roten Ziffern angeschafft (auf Anweisung ihres Arztes) und wog sich nun morgens direkt nach dem Aufstehen. Wenn sie dabei zwischen ihre Füße starrte, hingen ihr die Haare über das Gesicht.
    »Ich wünschte, ich wäre tot«, sagte sie.
    David wünschte ihr Schlankheit, damit sie glücklich wurde, für sich selbst aber wünschte er, sie bliebe dick. Er liebte ihre gigantischen Ausmaße, er liebte es, sich an diesem Berg von einem Arsch festzuklammern. Wenn er sie von hinten nahm, kam er sich vor wie ein lüsterner Gulliver bei den Brobdingnags. Es war die Unverhältnismäßigkeit ihrer beider Proportionen, die ihn so erregte. Er schloss die Augen und übertrieb ihre Ausmaße noch, machte sich selbst ganz klein. Er hielt sich mit ausgestreckten Armen fest und stieß zu, gierig nach Leben , Leben , Leben . Sie war nicht länger seine Frau, sondern ein riesiges Weibchen, ein überdimensionales Sextier; seines, um es zu vögeln, zu hegen und zu pflegen. Nach dem Sex blieb Alice bäuchlings, mit nach oben gedrehten Handflächen und glasigem Blick, vollkommen reglos auf dem Bett liegen – das Gewicht deformierte sie nicht, sondern betonte ihre Kurven nur, blies sie zu einer Venus von Willendorf auf –, von Davids Potenz über den Haufen geschossen.
    Sie waren kinderlos. Am Ende hatte dann Alice die Entscheidung getroffen.
    »Neulich habe ich mit Marnie gesprochen«, sagte sie.
    David, der nebenan im Arbeitszimmer saß, ließ das Fenster auf dem Bildschirm verschwinden. »Und?«
    »Sie und Mark sind schwanger.«
    Alice wartete. David wartete ebenfalls. Er

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