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Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermien Stellmacher
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Und irgendwann wird ihre »sweet blindness« von der Realität eingeholt.
    »So ein Schwachsinn«, motzt Karo. »Es kommt ja wirklich darauf an, ob der Typ was bringt oder nicht, oder?«
    Kichernd lesen wir den Rest.
    »Denn Liebesgefühle kühlen bei dir ebenso schnell wieder ab, wie sie erglühen!«, lese ich laut vor.
    »Kann gut sein«, sagt Karo und lässt sich wieder auf das Bett fallen. »So wie Nicklas sich mit Ämändah aufführt, kann er mir eigentlich schon wieder gestohlen bleiben.«
    »Aber für unsere kleine süße Barbiezicke sollten wir uns wirklich bald mal etwas Hübsches ausdenken, damit sie nicht immer das bekommt, was sie möchte«, sage ich und ziehe meine Jacke an. »Ich muss los, mal sehen, wie es bei uns zu Hause aussieht. Danke für deine liebevolle Verpflegung und überhaupt!«Als ich vor der Haustür vom Fahrrad steige, kommt mein Vater auch um die Ecke gebogen.
    »Na, große Tochter, wie war dein Tag?«, fragt er fröhlich.
    Soll ich ihm die Mathe-Sechs jetzt gleich beichten? Noch hat er gute Laune und ich gehe jede Wette ein, dass die spätestens nach Betreten der Wohnung wie weggeblasen sein wird.
    »Ging so«, sage ich und schaue ihn treuherzig an. »Bis auf Mathe …«
    »Lass mich raten: eine Fünf?«, fragt er, immer noch freundlich.
    »Eher eine Sechs«, sage ich und stelle mein Rad in den Hinterhof. »Irgendwie machen die hier den Unterricht ganz anders.«
    »Es ist noch niemand an einer Sechs gestorben«, sagt er. »Das nächste Mal machst du es einfach besser, okay?«
    Ich strahle ihn erleichtert an. »Ehrenwort!«, sage ich und gemeinsam gehen wir nach oben. Meine Mutter hat es immerhin geschafft, die Wohnung wieder einigermaßen aufzuräumen, und im ersten Moment sieht es so aus, als ob der Abend friedlich verlaufen könnte. Bis mein Vater ins Schlafzimmer geht.
    »Was ist denn hier los?«, ruft er.
    Ich schaue durch die Tür und sehe das Ergebnis von Mamas Umräumarbeiten: Die Betten sind verrückt, die Spiegel am Kleiderschrank verhüllt und überall klimpern Mobiles.
    »Du weißt doch, dass ich nicht gerne am Fenster liege!«, ruft er. »Ich habe im Nu einen steifen Hals und bin danntagelang außer Gefecht gesetzt! Und was sollen diese Tücher überall?«
    Nun kommt meine Mutter zum Tatort und erklärt ihre guten Absichten. »Nach den Feng-Shui-Gesetzen ist es besser, wenn der Mann rechts und die Frau links im Bett liegt. Das hängt mit dem Yin und Yang zusammen«, sagt sie energisch. »Und den Spiegel sollte man nachts verhängen, damit unsere Seelen sich nicht erschrecken, wenn sie aus unserem Körper treten.«
    Mein Vater sieht sie an, als hätte sie ihm gerade eröffnet, dass sie Lukas und mich im Internet versteigern lässt. »Unsere Seelen erschrecken sich nachts?«
    »Genau«, sagt meine Mutter, als wüsste das jedes Kind. »Und in einer halben Stunde gibt es Abendessen!«
    Wunderbar. Zeit, noch schnell in die Mailbox zu schauen.

    Von: [email protected]
    Betreff: Spraydosen?
    Datum: Mo., 22 Oktober 16:53:39 ( MEZ )
    An: [email protected]

    Was ich noch fragen wollte: Brauchst du noch irgendwas Spraytechnisches? Wir radeln morgen noch mal bei coast2coast vorbei und könnten dir noch was mitbringen. Und was macht dein Höllenburg-Schnucki? So klein, wie das Kaff ist, müsstest du ihm doch pausenlos über den Weg laufen, oder? Hier in Frankfurt hat man in dieser Hinsicht schon ganz andere Probleme, aber wem erzähle ich das? Schön die Öhrchen steifhalten! J.
    O Mann, der Höllenburg-Schnucki. Ob er auch so nett ist, wie er gut aussieht? Ob ich das jemals herausfinden werde? Plötzlich kommt mir ein furchtbarer Gedanke: Was, wenn der Typ gar nicht der Bruder von Anton ist, sondern irgendein Cousin oder so? Und er auch gar nicht hier wohnt? Das könnte bedeuten, dass ich ihn womöglich nie wiedersehe! Vielleicht kann ich das über das Telefon herausfinden. Dass ich Idiot da nicht schon eher dran gedacht habe! Hektisch suche ich den Zettel mit dem Namen und der Adresse von Anton, den meine Mutter mir gestern auf den Küchentisch gelegt hatte, und finde ihn in meiner Hosentasche: Fam. Grüner, Beethovenstraße 47. Die Telefonnummer herauszufinden, wird ein Klacks sein, aber was sage ich dann? »Wie heißt denn Ihr entzückender Sohn, wenn ich fragen darf?«, scheidet ja wohl aus. Und wenn er selber dran ist, werde ich wahrscheinlich vor lauter flatternden Nerven überhaupt keinen Ton rauskriegen. O Mann, was mache ich bloß?
    Genau in diesem Moment geht das Telefon und

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