Mister Zed
Herren. Wir wollen doch hier
kein Blutbad anrichten. Waffen sind hier weder nötig, noch nützlich.«
Keine Linien, nur minimale Andeutungen der Fingergelenke zeichneten sich auf
seinen Handflächen ab. Beinahe glatt und ohne jeglichen Makel sahen die
Finger und Hände aus, die er ihnen entgegenstreckte. Zögernd überreichte
Roderick seine Waffe, auch Sonja gab ihre nur widerwillig ab.
»Raphael Panettone besitzt keine Waffe«, erklärte Roderick und
nickte Mister Zed zu.
»Gut. Dann folgen Sie mir bitte!«
Achtlos warf Zed die Waffen auf einen Tisch, unter dem weitere dem Anschein
nach unbrauchbare Gewehre und Karabiner lagerten. Blieb zu hoffen, dass sie
die Blaster nicht benötigten.
Mister Zed führte sie an einem Dutzend in Reihe stehender und emotionslos
wirkender Männer vorbei, die zuvor die Arbeit der Vieläugigen begutachtet
hatten. Alle zwölf glichen sich äußerlich exakt.
»Meine Söhne. Allesamt von mir erschaffene Cyborgs. Nirgends gibt
es welche von solch hoher Qualität als hier, auf meiner Station. Sie sind
vollkommen gefühlsneutral, technisch in allem versiert und sogar zeugungsfähig.
Durch Programmierung lassen sie sich den visuellen Wünschen der späteren
Trägerin anpassen.« Er trat auf einen der Männer zu, zückte
einen nadeldünnen Stift aus der Brusttasche des Overalls und hantierte
damit hinter dem Ohr des Cyborgs. Vor ihren Augen verwandelte sich der blonde
Cyborg in ...
»Captain, das sind ja Sie!«, rief der Prior aus und starrte überrascht
von Roderick zu seinem Double und wieder zurück.
Auch Sonja war über die Ähnlichkeit verblüfft. Ein wissendes
Lächeln umspielte Mister Zeds Mundwinkel. »Eine kleine Spielerei,
aber falls ihr Roddy mal zu müde ist ...« Er steckte den Stift in
die rechte Jackentasche und nickte Sonja zu. »Mein C-35XY6 steht Ihnen
zur freien Verfügung. Sie müssen mir nur Bescheid geben. Und natürlich
können Sie auch zwei oder drei Rodericks für sich beanspruchen. Ganz
wie Sie mögen und es Ihre Kondition zulässt.« Mit energischen
Schritten entfernte er sich abrupt von ihnen, als fürchte er eine handgreifliche
Reaktion auf seine Bemerkung. Diesmal legte Sonja beschwichtigend eine Hand
auf Rodericks Oberarm. »Es ist mir schleierhaft, woher er so viel über
uns in Erfahrung gebracht hat. Aber er weiß genau, wie er uns wütend
machen kann, also lassen wir ihm den Spaß«, raunte sie ihm zu.
»Wir werden sicherlich viel Spaß haben«, warf Mister Zed ein,
der – obwohl er sich bereits gut zehn Meter von ihnen entfernt und Sonja
geflüstert hatte – ihre Worte vernommen haben musste. Er drehte sich
zu den Dreien um, nickte und meinte: »Kommen Sie schon, es gibt noch mehr
zu sehen. Viel mehr.« Zögerlich folgten sie ihm.
»Ich bin schon sehr gespannt, Mister Zed, was Sie uns zeigen werden«,
rief der Prior, woraufhin Zed ihm grinsend zunickte.
Es gab keine Aufzeichnungen über die Forschungsstation und auch der Name
Mister Zed war nie im Zusammenhang mit der Hyperbombe genannt worden. Und obwohl
Raphael ein unerschöpfliches Wissen über die Vergangenheit besaß,
fieberte er sichtlich dem Neuen entgegen. Sonja hätte sich nur ein wenig
mehr Diskretion gewünscht und war immer noch der Meinung, es wäre
besser gewesen, die Station ohne den Prior betreten zu haben.
Instinktiv hatte sie geahnt, dass ein Teil der Crew die Station nicht lebend
verlassen würde, darum hatte sie Roderick zugestimmt, dass nur er nach
den Plänen zur Hyperbombe suchen sollte. Sie war froh, dass er keine Einwände
gehabt hatte, als sie ihn bat, doch mitgehen zu dürfen. Warum Roderick
allerdings darauf bestanden hatte, den Geistlichen mitzunehmen, blieb ihr unverständlich.
Er hätte genauso gut zurückbleiben können. Doch nun klebte er
an ihrer Seite wie der Adlat am Rumpf der Ikarus . Für einen Moment
dachte sie an ihr Baby, das in der künstlichen Gebärmutter auf Vortex
Outpost heranwuchs. Ihre Brustwarzen stellten sich auf und die Brust spannte
– eine mütterliche Reaktion, die sie nur ungern mit Medikamenten unterdrückte.
Im Laufe der Wochen würden sich ihre Hormone beruhigen, doch so lange kostete
sie das übermächtige Gefühl aus, Mutter zu sein, das sie zu Kampfbereitschaft
veranlasste, aggressiver und emotionaler werden und attraktiver wirken ließ.
Mister Zed drehte sich zu ihnen um, und etwas in seinem Blick ließ Sonja
erstarren. Kein Wort
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