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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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machen, um den Fluß zu erreichen, wo sie einige Hilfsmittel finden würden… Sie sprach wie zu Leichnamen… sogar Godfrey hatte das Bewußtsein verloren.
    Aber die Seele der Expedition war Dolly, und Dolly that, was ihre Gefährten nicht mehr thun konnten.
    Sie hatten die Richtung gegen Nordwesten eingeschlagen; nach dieser Richtung hin hatten Tom Marix und Zach Fren ihre Arme ausgestreckt… Dolly eilte nach dieser Richtung weiter.
    Was hoffte die muthige Frau in dieser endlosen Ebene, aller Hilfsmittel entblößt?… Ihr Ziel war der Fitz-Roy! Dort wollte sie bei den Weißen oder bei den Eingebornen Hilfe suchen… Sie eilte weiter und legte in drei Tagen etwa zwanzig Meilen zurück… Aber ihre Kräfte verließen sie, sie stürzte zusammen und wäre gestorben, wenn ihr nicht – man möchte sagen – vom Himmel Hilfe gekommen wäre.
    Um diese Zeit ritt die schwarze Polizei der Grenze der »Großen Wüste« entlang, und der Hauptmann unternahm, indem er etwa dreißig Mann an dem Fitz-Roy zurückließ, mit sechzig Mann einen Streifzug in diesen Theil der Provinz.
    Diese fanden Dolly. Als sie wieder zum Bewußtsein kam, sagte sie gleich, wo ihre Gefährten wären, zu denen man sie sofort führte. Dem Mani und seinen Leuten gelang es, die Armen wieder zum Bewußtsein zu bringen,
     

    In diesem Augenblicke waren an dem Ufer nur die Schwarzen der Escorte. (S. 340.)
     
    von denen kein Einziger nach vierundzwanzig Stunden noch lebend angetroffen worden wäre.
    Tom Marix, der ein Bekannter des Mani war, berichtete, was seit ihrer Abreise von Adelaïde vorgefallen war. Als er die Indas erwähnte, erwiderte der Hauptmann, daß dieser Stamm an den Ufern des Fitz-Roy, ungefähr sechzig Meilen entfernt, lagere.
    Es war keine Zeit zu verlieren, wenn sie die Pläne Len Burker’s vereiteln wollten, den der Mani wegen Theilnahme an verschiedenen Plünderungen
     

    Aber er und John wurden überwältigt. (S. 347.)
     
    und Raubzügen schon von früher her zu verhaften hatte. Es unterlag keinem Zweifel, daß es Len Burker gelingen werde, den Capitän John zu befreien, der keine Ursache hatte, ihm zu mißtrauen.
    Würde es möglich sein, ihre Spuren zu finden?
    Mrs. Branican konnte auf den Mani und seine Leute rechnen, die mit ihren Gefährten die Lebensmittel theilten und ihnen ihre Pferde abtraten. Die Truppe brach noch denselben Abend auf, und Nachmittags am 21. April zeigten sich am Horizonte die Höhen des Thales.
    Hier stieß der Mani auf zwei seiner Leute, die er am Ufer des Fitz-Roy zurückgelassen hatte; diese theilten ihm mit, daß die Indas ungefähr hundert Meilen weiter am Oberlaufe lagerten. Man mußte sie sofort erreichen, denn wenn Mrs. Branican jetzt nach dem Verrathe Len Burker’s kein Lösegeld mehr hatte, so konnte John nur mit Gewalt den Indas entrissen werden. Doch als sie das Thal erreichten, wo sich sonst das Lager der Indas befand, waren diese fortgezogen. Der Mani verfolgte sie, und so kam es, daß am 25. April sich Godfrey, der eine halbe Meile vorausgeeilt war, plötzlich dem Capitän John gegenüber befand.
    Aber Len Burker gelang es, sich zu fassen; er sah Godfrey an, ohne ein Wort zu sagen, und wartete, was der junge Mann thun werde.
    Godfrey sah ihn gar nicht, denn sein Auge hing nur an dem Capitän, den er nach der Photographie, die ihm Mrs. Branican gegeben hatte, sofort erkannte. Kein Zweifel – dieser Mann war der Capitän John.
    Auch John sah Godfrey mit ungewöhnlicher Bewegung an. Obwohl er nicht errathen konnte, wer dieser junge Mann war, so verschlang er ihn doch mit seinen Blicken… er streckte ihm die Arme entgegen… er rief ihn mit zitternder Stimme… Ja! Er rief ihn, als wäre er sein Sohn!
    Godfrey stürzte in seine Arme, indem er rief:
    »Capitän John!
    – Ja… ich… ich bin es! erwiderte John. Doch Du… mein Kind… wer bist Du?… Woher kommst Du?… Wie kennst Du meinen Namen?«
    Godfrey konnte nicht antworten, denn plötzlich erblickte er Len Burker und erbleichte.
    »Len Burker! rief Godfrey.
    – Ja, mein Kind, erwiderte John, es ist Len Burker… ihm verdanke ich meine Rettung!
    – Rettung! rief Godfrey. Nein, Capitän John, nein, Len Burker rettete Sie nicht!… Er wollte Sie vernichten, er verließ uns in der Wüste, er stahl Mrs. Branican das Lösegeld…«
    Bei diesem Namen that John einen Schrei und ergriff Godfrey bei der Hand:
    »Dolly?… Dolly?… wiederholte er.
    – Ja… Mrs. Branican, Capitän John, Ihre Frau, die ganz in der Nähe ist!
    – Dolly?

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