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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatte Jane, die Schwarzen der Karawane und besonders die Kameele bei sich, welche das Lösegeld des Capitän John trugen.
    Len Burker befand sich daher in einer viel günstigeren Lage, die Indas im Thale des Fitz-Roy aufzusuchen. Schon während seines Vagabundenlebens war er in Berührung mit den Eingebornen gekommen, deren Sprache und Sitte er kannte. Das gestohlene Lösegeld sicherte ihm eine gute Aufnahme bei Willy, und wenn der Capitän einmal befreit war, dann hatte er ihn in seinen Händen und dann…
    Nachdem sich Len Burker mit seinen Gefährten von der Karawane getrennt hatte, eilte er nach Nordwesten weiter und befand sich beim Aufgange der Sonne schon einige Meilen entfernt.
    Jane wollte ihren Gatten anflehen, ihn inständigst bitten, Dolly und die ihrigen nicht in der Wüste zu lassen, ihn erinnern, daß dies ein neues Verbrechen wäre zu dem, das er bei der Geburt Godfrey’s begangen hatte…
    Jane that es – und erreichte nichts, es war Alles vergebens. Len Burker auf seinem Marsche aufzuhalten, stand in keiner Macht, und somit mußte er sein Ziel bald erreichen. Dolly und Godfrey verhungert oder verdurstet, John Branican verschollen – nichts stand mehr im Wege, daß die Erbschaft Starter’s auf Jane überging, d. h. in seine Hände kam. Wie wollte er diese Millionen verwenden!
    Von diesem Elenden war nichts Anderes zu erwarten. Er gebot seiner Frau Schweigen, die seinen Drohungen nachgeben mußte, da sie wohl wußte, daß er sie schon längst verlassen hätte, wenn sie nicht ein passendes Werkzeug für die Erreichung seiner Pläne wäre. Wie hätte sie nur daran denken können, zu fliehen oder die Karawane Dollys zu erreichen? Was wäre aus ihr geworden? Uebrigens ließen sie zwei Schwarze keinen Augenblick aus den Augen.
    Da es Len Burker auf seinem Marsche weder an Thieren noch an Lebensmitteln fehlte, so konnte er große Tagesreisen zurücklegen, besonders weil auch die Schwarzen der Escorte an diese Strapazen viel mehr gewöhnt waren als die Weißen.
    In siebzehn Tagen erreichte Len Burker das linke Flußufer, an dem Tage, wo Mrs. Branican und ihre Gefährten in der Wüste erschöpft zusammenstürzten.
    Hier begegnete Len Burker einigen Eingebornen und erfuhr von ihnen den gegenwärtigen Aufenthalt der Indas. Da sich dieselben mehr in dem Thale nach Westen befanden, beschloß er, den Fluß abwärts zu ziehen.
    Der Weg war nicht beschwerlich, denn im Monate April ist im nördlichen Theile von Australien das Klima nicht so heiß, so daß die Karawane am Flusse Fitz-Roy das Ende ihrer Leiden erreicht hätte. Einige Tage darauf wäre sie mit den Indas in Verbindung getreten, denn John und Dolly waren nur noch fünfundachtzig Meilen von einander entfernt.
    Als Len Burker bestimmt wußte, daß er nur noch zwei oder drei Tagemärsche vor sich habe, machte er Halt. Jane mit sich zu nehmen, sie John gegenüberzustellen und Gefahr zu laufen, von ihr entlarvt zu werden, nein, so unvorsichtig war der Schurke nicht! Er befahl Halt zu machen, und trotz der inständigen Bitten wurde die unglückliche Frau unter der Bewachung zweier Schwarzen zurückgelassen.
    Hierauf zog Len Burker mit seinen Gefährten weiter nach Westen, gefolgt von den Reit-und Lastkameelen mit dem Lösegelde.
    Am 20. April traf Len Burker mit dem Stamme zusammen, und zwar gerade in der Zeit, wo die Eingebornen durch die Nähe der schwarzen Polizei so beunruhigt waren. Schon hatte Willy Vorbereitungen getroffen, das Lager abzubrechen und sich in die obersten Gegenden des Arnheimlandes zurückzuziehen, das zu Nordaustralien gehörte.
    Auf Befehl Willy’s war eben John in seine Hütte eingesperrt worden, um jeden Fluchtversuch zu vereiteln. Auch sollte er nichts von den Unterhandlungen vernehmen, die wahrscheinlich zwischen Len Burker und dem Häuptlinge der Indas gepflogen wurden.
    Diese Unterhandlungen boten keine Schwierigkeiten, denn Len Burker kannte Willy schon von früher her, und dann handelte es sich ja nur um den Loskauf Johns.
    Der Häuptling zeigte sich gern bereit, den Gefangenen gegen ein Lösegeld freizugeben, denn das Angebot von Stoffen, Perlen und besonders Tabak sagte ihm ganz zu. Aber er ließ doch durchblicken, daß ihm die Trennung von einem so wichtigen Manne, der so viele Jahre in ihrer Mitte lebe, schwer falle u. s. w. Uebrigens wußte er, daß John ein Amerikaner war, und daher bald eine Expedition zu seiner Befreiung ausgesendet werde, was auch Len Burker bestätigte, indem er sich als den Führer derselben

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