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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Hatte Frau Künzel nicht gesagt, sie könne mit allen Sorgen zu ihr kommen?
    Klaus begleitete sie bis zur Krankenhaus-Pforte. Gemeinsam hatten sie einen bunten Anemonen-Strauß besorgt, und Mami hatte einen Kuchen beigesteuert.
    Inzwischen war Katja das Krankenhaus schon vertraut. Sie war mehrmals bei Frau Künzel gewesen und hatte ihr von der Arbeit in der Schule und auf den Proben berichtet.
    Frau Künzel sah wirklich erholt aus, sie saß aufrecht im Bett und breitete strahlend die Arme aus, als Katja erschien.
    „Marlene konnte leider nicht kommen, da bin ich für sie eingesprungen“, sprudelte Katja hervor. „Hier - mit herzlichen Grüßen von meiner Mutter.“
    „Ihr verwöhnt mich alle so sehr, Kind! In meinem ganzen Leben habe ich nicht soviel Liebe erfahren, wie in den vergangenen Wochen. Ich muß richtig dankbar für meinen Unfall sein, er hat mich bereichert und mich vieles gelehrt. Vielleicht wird dir das auch eines Tages so gehen: daß du entdeckst, daß es gerade die bitteren Ereignisse in unserem Leben sind, die uns neue Türen aufschließen.“
    Konnte sie hellsehen? Hatte Janos ihr etwas erzählt? Aber nein, unmöglich, sie hatte gewiß nur über sich selbst gesprochen.
    „Erzähl mir von dir“, fuhr Frau Künzel fort. „Wie geht es dir? Du siehst blaß aus. Janos hat mir erzählt, daß du von allen am härtesten arbeitest. Er hält viel von dir und ist sehr stolz auf dich. Du bist wohl so etwas wie eine Lieblingsschülerin für ihn...“
    „Ach, ich weiß nicht...“, sagte Katja unsicher.
    Frau Künzel schmunzelte. „Unter uns: Ich glaube, es ist auch ein bißchen Eitelkeit dabei. Er möchte später einmal sagen können ,die habe ich entdeckt und gefördert’, wenn du eine große Tänzerin geworden bist.“
    „Ich werde nie eine große Tänzerin.“
    „Nein?“ fragte Frau Künzel lächelnd. „Jedenfalls scheinst du dich prächtig entwickelt zu haben. Alle erzählen mir davon. Und das freut mich für dich Katja, gerade für dich, die du so gar nicht an dich glauben wolltest. Aber — das ist nun vorbei, nicht wahr?“ fügte sie eindringlich hinzu.
    „Ich weiß nicht...“, stotterte Katja.
    „Aber ich weiß es.“
    Katja sah die Lehrerin bewundernd an. Hatte sie vorhin noch die Absicht gehabt, nie wieder einen Ballettsaal zu betreten? Geschweige denn, bei der Aufführung mitzutanzen?
    Na schön, Janos hatte sie enttäuscht. Sie selbst war schließlich auch ganz schön blöd gewesen, seine harmlose Flirterei so ernst zu nehmen. Aber deshalb vor allen das lächerliche Schauspiel einer beleidigten Leberwurst zu spielen? Und eine andere würde dann ihre tolle Rolle spielen, tanzte an ihrer Stelle die beste Partie, die es in dem ganzen Stück gab? Das kam überhaupt nicht in Frage! Sie würde tanzen, daß allen Hören und Sehen verging. Jetzt erst recht!

Katja macht eine Entdeckung

    „Das dauert viel zu lange! Wir müssen das noch mal proben! Woran liegt’s denn eigentlich?“
    „Bloß an dieser blöden Perücke!“ jammerte Katja. „Es ist so dunkel hinter der Bühne — und immer bleibt das Ding irgendwo hängen! Ich habe einfach zu wenig Zeit für den schwierigen Umzug.“
    „Das hilft alles nichts. Dann müssen wir eben so lange probieren, bis es klappt. Mach dich fertig“, sagte Janos ärgerlich.
    Die anderen murrten. War es nötig, daß Janos sich ausgerechnet für Katja so viel Zeit nahm? Er hatte an ihrem Auftritt gearbeitet und gefeilt, als solle sie beim Ballett-Festival in der Oper auftreten.
    Katja stülpte sich von neuem die grauhaarige Perücke und die Halbmaske mit Pappnase und Brille über. Peter Olzhausen spielte auf dem Flügel die Passage kurz vor ihrem Abgang. Janos klatschte in die Hände.
    „So — vor — zu ihm — herum — nicht nur andeuten, richtig austanzen, sonst stimmt’s wieder nicht!! — Ihn am Arm ziehen
    — beschwörende Geste — das ist hübsch, ja! — Ihn in den Stuhl drücken — noch mal umschauen, ob er auch bleibt, ja, so, sehr süß — und Abgang!“
    Diesmal klappte es schon besser. Katja riß sich das unförmige Kostüm der Verkäuferin vom Leib, unter dem sie schon das feuerrote Kleid trug, in dem sie als Spanierin auftrat. Jetzt die Perücke. Petra hielt ihr den Spiegel hin - so — die schwarzen Locken noch ein wenig geordnet und — fertig. Petra gab das Zeichen für den Musikeinsatz. Los!
    „Schon besser. Zwei Sekunden schneller noch, dann ist’s okay. Wir machen weiter. Die Szene mit dem Umzug probieren wir nachher noch

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