Mit anderen Augen (German Edition)
Tisch kommt und es juckt mich in den Fingern, ihm zu sagen, dass das, was ich mit Yoshiro getan habe, gar nichts im Vergleich zu dem ist, was ich einem Menschen antun werde, der mir etwas bedeutet, wenn er mich betrügt.
Wenn ich es mir recht überlege, was hindert mich daran, es ihm zu sagen? Nichts. Absolut gar nichts. „Der Unterschied zwischen Yoshiro und dir ist, er war unwichtig. Ich würde dich nie einfach nur töten.“
Jannik wird blass, als er begreift. „Aber du willst doch gar nic...“ Er bricht wieder mitten im Wort ab und sieht mich nachdenklich an. Es dauert eine ganze Weile, bis sein Blick ihn schließlich verrät. Jetzt hat er es verstanden. „Seit wann?“
„Gerade eben“, antworte ich mürrisch, denn die Erkenntnis, was er mir offensichtlich bedeutet, gefällt mir gar nicht.
„Bist du dir sicher?“
„Nein. Aber ich will nicht, dass du mit einem anderen Kerl schläfst, also wirst du es nicht tun, klar?“
„Du willst aber auch nicht, dass ich mit dir schlafe, oder?“
Die Antwort darauf bleibt mir im Hals stecken, denn darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich weiß wie Sex funktioniert, sowohl unter Männern, als auch mit Frauen, immerhin habe ich jahrelang als Stricher mein Geld verdient. Es ist aber etwas Anderes, seinen Körper zu verkaufen, statt sich freiwillig jemandem hinzugeben. Darauf wird es unweigerlich hinauslaufen, wenn ich Jannik antworte, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das will. Ich hatte keinen Sex mehr seit meiner Zeit auf der Straße und ich habe nicht damit gerechnet, dass sich das nochmal ändern würde.
Ich muss mich räuspern, um reden zu können. „Ich habe meinen Körper auf dem Strich verkauft, bis ich achtzehn war. Seither gab es keinen Sex mehr in meinem Leben. Ich weiß nicht, ob ich das jemals wieder tun kann, was du willst, aber ich weiß, dass ich jeden Typ töten werde, bei dem du versuchst dir zu holen, was du brauchst.“
Mit den Worten lasse ich Jannik stehen und gehe ins Schlafzimmer, um mich in meine Joggingsachen zu werfen. Ich muss aus dem Haus raus. Ich brauche Zeit zum Nachdenken, um einen Weg zu finden, wie ich mit der Tatsache umgehen soll, dass ich für Jannik etwas fühle, das ich in dieser Form noch nie gefühlt habe.
In meinem Leben gab es bisher nur einen Menschen, der mir etwas bedeutet hat und das war meine Mutter. Aber sie ist seit über zwanzig Jahren tot und ich habe sie anders geliebt, als ich vermutlich Jannik liebe. Ich weiß nicht mal, ob es Liebe ist, was ich fühle. Vielleicht ist es auch etwas ganz Anderes. Aber ich bin ehrlich genug zu mir selbst, um zu wissen, dass Jannik mir mehr bedeutet, als gut für uns beide ist.
Ich bin ein Killer und er ist fast noch ein Kind. Ein Altersunterschied von vierzehn Jahren liegt zwischen uns. Selbst wenn ich dem derzeit namenlosen Gefühl nachgebe, das da in mir ist, was würde schon aus uns werden? Jannik verdient etwas Besseres.
Die Sache hat nur einen Haken. Ich werde nicht erlauben, dass ein anderer Mann ihn anrührt.
Nicht heute, nicht morgen, niemals.
IX
Wir haben die letzten beiden Wochen kaum ein Wort miteinander gewechselt, aber der Besuch der Yakuza und unser Streit wegen dem Club hat etwas zwischen uns verändert.
Ich kann nicht mit Worten beschreiben, was da ist, doch es kommt mir vor, als hätte sich die Lage beruhigt. So würde ich es in Bezug auf meinen Job ausdrücken, im Privatbereich finde ich keine bessere oder andere Erklärung dafür.
Die ersten Tage hat Jannik fast rund um die Uhr die Alarmanlage im Auge behalten. Er war angespannt und sehr nervös, ist bei spontanen Bewegungen meist zusammengezuckt. Als es vor drei Tagen an der Tür klopfte, ist ihm der Topf mit den Kartoffeln aus der Hand gefallen, den er auf meine Bitte hin auf den Herd hatte stellen wollen. Dabei war es nur Jonathan, der sehen wollte, ob wir uns versöhnt haben, wie er sich ausdrückte.
Nach einem kurzen Blickwechsel zwischen Jannik und mir, habe ich Jonathan gebeten zum Essen zu bleiben. Ich weiß nicht, wer von uns beiden überraschter war, aber ich weiß, dass allein Janniks bittender Blick mich hat nachgeben lassen.
Wie schon gesagt, irgendetwas hat sich zwischen uns geändert. Aber ich bin nicht bereit, mich damit auseinanderzusetzen. Zumindest jetzt noch nicht. Im Augenblick bin ich voll und ganz damit beschäftigt zu akzeptieren, dass Eifersucht der Grund für mein Handeln im Club war.
Mir ist im Grunde bewusst, was das heißt, ich
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