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Mit anderen Augen (German Edition)

Mit anderen Augen (German Edition)

Titel: Mit anderen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Kroll
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wenn das passiert, hört er vielleicht auf, ständig von einer Freundschaft zwischen uns zu reden. Er ist ein unschuldiges Opfer, ich bin ein Killer. Wir können keine Freunde sein.
    „Ich geriet in Streit mit meinem Sensei, meinem Trainer. Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen davon, wie der Job zu machen ist. Ihm ging nichts über die Ehre. Mir ging es nur um den Job. Anfangs wollte ich ihn beeindrucken, ihn stolz auf mich machen. Ihm beweisen, dass ich etwas wert bin. Am Ende war es mir egal, was er denkt. Für ihn und die anderen der Schule war ich eine Enttäuschung, also ging ich.“
    „Genau wie mein Vater“, murmelt Jannik leise, worauf ich nicke. „Da ist noch mehr, oder?“ Mein Schweigen ist ihm Antwort genug. „Hast du einen von ihnen getötet?“, rät er ins Blaue hinein und liegt damit goldrichtig. Seine Augen weiten sich entsetzt, als ich weiter schweige. „Du hast deinen Trainer getötet?“
    „Er wurde mit einem jungen Mädchen erwischt. Sie war zu jung, um es ignorieren zu können. Um den Ruf seiner Familie zu schützen, habe ich den Job bekommen. Niemand hat je den wahren Grund für seinen Tod erfahren. In Tokio denken alle, ich hätte es nur getan, um ihm zu zeigen, dass ich ein besserer Kämpfer bin.“
    „Aber...“
    Mein Kopfschütteln lässt ihn wieder verstummen. „Ich wusste, dass man Gerüchte in die Welt setzen würde. Es war mir egal.“
    „Aber das ist eine Lüge“, empört er sich, was mich zum Schmunzeln bringt. „Was ist daran so lustig?“
    „Jannik, die Geschäfte müssen immer weitergehen, so denkt man in Japan. Mit Hilfe dieser Lüge konnten seine Frau und seine Kinder ihr Gesicht wahren. Sie wären geächtet gewesen, hätte man die Wahrheit herausgefunden. So starb er in einem ehrenvollen Zweikampf, sein Ruf und seine Ehre blieben unangetastet.“
    „Das ist doch Scheiße“, schimpft Jannik und kippt den Inhalt seines Glases auf ex hinunter, was ihn husten lässt, bevor er kopfschüttelnd nach der Flasche greift und sich erneut einschenkt. „Und nur mal fürs Protokoll, dieses Abwarten ist auch Scheiße. Ich meine, was, wenn der Typ, dieser Yamada, es sich plötzlich anders überlegt und beschließt, dass ihm der Weg von Tokio hierher zu weit ist?“
    Ich habe ihm nicht erzählt, dass ich weiß, wer Yamada ist. Ich werde Jannik nicht noch mehr Angst machen, als er ohnehin hat. „Wenn das passiert, wirst du eines Morgens aufwachen und feststellen, dass du tot bist.“
    „Das ist nicht lustig, Zack!“ Jannik stellt Glas und Flasche wieder weg und steht auf, um vor der Couch auf und abzulaufen. „Wie kannst du dabei Witze machen? Ich verstehe dich echt nicht. Die kommen hierher, um zu reden und... und...“ Er fuchtelt nervös mit den Händen in der Luft herum. „Wir sollten packen und verschwinden, und nicht darüber lachen, Zack!“
    „Siehst du mich lachen?“ Ich sehe ihn warnend an, als Jannik zu mir schaut und den Mund öffnet, um zu widersprechen. „Jannik, sie haben uns ein Mal gefunden. Sie würden uns auch ein zweites Mal finden. Wenn wir jetzt von hier abhauen, verspielen wir jeden Vorteil, den wir haben. Yamada hat seine Männer hergeschickt, um zu verhandeln. Das heißt, wir haben sein Interesse geweckt. Das ist es, was ich von Anfang an wollte. Damit können wir, wenn wir es klug anstellen, deinen Arsch retten, Jannik.“
    „Und was wird aus deinem Arsch?“, fragt er, bleibt stehen und sieht mich wütend an. „Oder ist dir etwa entfallen, dass du ebenfalls auf der Abschussliste stehst.“
    Ich winke ab. „Mir fällt schon was ein. Dein Arsch ist wichtiger.“
    „Blödsinn“, zischt Jannik stemmt die Hände in die Seiten. „Als wärst du weniger wert als ich, das ist doch Scheiße, Zack. Dein Arsch ist mir zufällig wichtig, auch wenn er dir offenbar egal ist, aber wo wir gerade beim Thema sind... Halt dich in Zukunft gefälligst raus, wenn ich Spaß haben will.“
    Ach ja, da war ja noch etwas. „Spaß nennst du das also, was du da im Club abgezogen hast?“
    „Ja.“
    Janniks aufmüpfiger Blick beschert mir von einer Sekunde auf die andere schlechte Laune. Ich sehe ihn lauernd an. „Komisch. Ich hatte eher den Eindruck, du willst ihn vor meinen Augen in die nächste Ecke zerren.“
    „Mein Gott, ich habe nur mit Jonathan getanzt“, murrt er daraufhin. „Du führst dich auf, als wärst du mein Freund.“
    So was kommt dabei raus, wenn man trinkt und dann streitet. Aber bitte sehr, das kann er haben. „Ich bin dein offizieller

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