Mit anderen Augen (German Edition)
auf. Sienna sah von ihrem Schreibtisch auf, ihre Augen weiteten sich.
„Oh oh.“
Trent baute sich vor ihrem Tisch auf und ballte dabei die Hände zu Fäusten. „Wo ist er?“
Sienna grinste schief. „Ich schätze, du warst gerade ein bisschen einkaufen?“
Sie wusste es also schon. Vermutlich wusste es jeder aus der Stadt. Trent schnaubte. „Es war nur der Versuch, mehr nicht, und das weißt du ganz genau. Jetzt sag' mir, wo er ist, damit ich ihn umlegen kann!“
Sienna gluckste. „Hinten im Trainingsraum.“
„Danke“, knurrte Trent fuchsteufelswild und stapfte auf die unscheinbare Tür zu, die in den hinteren Teil des Hauses führte, wo sich neben mehreren Büros ein großer Trainingsraum, Duschen und ein Schießstand befanden.
Er war so nass, dass seine Schritte von schmatzenden Geräuschen und quietschenden Schuhsohlen begleitet wurde, was seine Laune nicht gerade hob. Das Gegenteil war der Fall. Er gönnte sich einen sehnsüchtigen Blick auf die Duschräume, weil er mittlerweile erbärmlich fror, aber eine heiße Dusche musste so lange warten, bis er Mister Großkotz Monroe an die Gurgel gegangen war.
Der erwartete ihn schon, als er die Flügeltüren zum Trainingsraum aufstieß, denn Sebastian stand grinsend mitten auf der großen Matte im Raum, einen Kampfstab in der Hand. So ein Ding hatte er selbst schon mal bei Dreharbeiten benutzt, aber das war Jahre her. Trent war vielleicht sauer, allerdings war er deswegen noch lange kein Vollidiot. Er wusste, dass er es mit Sebastian nicht aufnehmen konnte, daher versuchte er es gar nicht erst, sondern warf einen kurzen Blick auf die Jugendlichen, die auf zwei Bänken an der Seite saßen und sie neugierig beobachteten.
Sein nächster Blick galt wieder Sebastian und in dem Moment fiel der Groschen. Das war Absicht. Sebastian wollte ihn aus der Reserve locken, aber da musste er früher aufstehen. Obwohl es ihn in den Fingern juckte, jede Regel zu vergessen, zog er sich die Schuhe aus, weil man mit Schuhen die Matte nicht betrat, und lief dann auf Socken zu Sebastian hinüber, bis sich ihre Nasen fast berührten.
„Schick' die Jungs raus. Was ich dir zu sagen habe, ist nicht jugendfrei.“
Sebastians Grinsen wurde noch etwas breiter und die Jugendlichen fingen an zu kichern. So laut habe ich doch gar nicht gesprochen , dachte Trent erstaunt und irritiert zugleich, aber irgendwie hatten die Bewohner in dieser Stadt alle ziemlich gute Ohren, das war ihm bereits mehr als einmal aufgefallen.
„Okay, Schluss für heute. Wir sehen uns dann nächste Woche.“
Unter freudigem Gejubel und amüsierten Blicken, die Trent klarmachten, dass gerade wieder neue Gerüchte über Sebastian und ihn entstanden, liefen die Teeanger aus dem Raum. Trent wartete, bis sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten und es draußen im Gang ruhig geworden war.
„Ich komme eben von Cori. Du weißt schon, die nette Verkäuferin, Jaspers kleine Schwester und Siennas beste Freundin, der du, wie dem Rest der Stadt, verboten hast, mir Alkohol zu verkaufen.“
Sebastian nickte lässig. „Ja, habe ich. Und?“
„Und?“ Trent blinzelte verdutzt. „Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Du kennst meine Meinung über Süchtige, Trent. Bei mir wirst du nicht an Stoff rankommen, dafür habe ich gesorgt.“
„Du kannst doch nicht einfach...“
„Ich kann“, unterbrach Sebastian ihn und wandte sich ab, um den Kampfstab wegzubringen. „Da du ja offenbar nicht genug Verstand hast, dich selbst um deinen Entzug zu kümmern, werde ich das übernehmen.“
Trent sparte sich jeden Kommentar dazu, weil ihm erstens schlicht die Worte fehlten und weil er zweitens auf einmal damit beschäftigt war, Sebastian anzustarren. Als er den Trainingsraum betreten hatte, war ihm dessen Äußeres überhaupt nicht aufgefallen und das wollte was heißen. Er musste wirklich verdammt wütend gewesen sein, um nicht zu bemerken, dass Sebastian außer einer Jogginghose nichts trug und dass diese Hose recht eng saß. So eng, dass er sich in Gedanken unwillkürlich die Frage stellte, ob Sebastian überhaupt Unterwäsche trug. Trent bezweifelte es und das machte es ihm nicht gerade leichter, sich darauf zu konzentrieren, dass er eigentlich mit Sebastian streiten wollte.
Was für ein Arsch , dachte er bewundernd und seufzte leise, um sich im nächsten Moment dafür zu verfluchen, aber da war es schon zu spät, denn Sebastian sah fragend über die Schulter. Es dauerte höchstens zwei Sekunden, bis er
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