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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Gesicht brannten, und sein Hals zuckte.
Habe ich die Wahrheit gesagt? Ist es alles meine Schuld?
Er blinzelte.
Nein, so war es mit Sicherheit nicht
.
    Costanza sog an ihrer Oberlippe und ballte die Fäuste auf ihrem Schoß. «Verzeih mir. Ja, du kehrst nach Rom zurück. Du hast recht.»
    Er würde sie verlassen, und dann wäre sie allein.
Was ist schlimmer – wie ich von Kopfgeld bedroht zu sein
, dachte er,
oder zu wissen, dass der Junge, der in deinem eigenen Körper gewachsen ist, jederzeit sterben kann?
    «Diejenigen, die dich am meisten lieben, sehen dich klarer als du dich selbst», sagte sie.
    «Ich bin Maler. Wer sieht klarer als ich?»
    «Eine Geliebte, eine Mutter – oder Gott. Sein Blick ist von allen der klarste. Mit Fabrizio warst du ein Junge und hast dich wie ein Junge verhalten, aber die Schuld eines Mannes empfunden. Du kannst es dir selbst nicht gestatten, Vergebung zu finden.»
    «Aber Fabrizio –»
    «Wenn du nicht weißt, dass er dich liebt, dann weißt du gar nichts.»
    Er strich sich mit der Handkante über die Stirn. «Wir haben so viel gesündigt, Herrin, Fabrizio und ich.»
    Costanza beugte sich vor und küsste seine Wunden.
    ∗
    Der rundliche Fuß des Täufers ruhte auf dem Holzklotz am unteren Ende der Leinwand. Caravaggio umgab die Zehen mit einer dunklen Umbra und malte Dreck unter die Fußnägel. Er trat von dem Gemälde zurück – das erste der Werke, die er für Kardinal Scipione mit nach Rom nehmen würde. Der junge heilige Johannes räkelte sich auf einem Baumstumpf, schmiegte sich mit der fleischigen Taille an fließenden roten Stoff und hielt seinen Stock locker in der Hand. Neben ihm streckte sich der Schafsbock, der das Symbol des Heiligen war, nach einem Blatt an einem Baum.
    «Für einen Asketen, der sich in der Wüste von Heuschrecken ernährt hat, ist er etwas pummelig, findet Ihr nicht?»
    Caravaggio ließ Palette und Pinsel fallen, drehte sich zur Treppe hinter der Ateliertür um und zog seinen Dolch.
    «Ein fetter, kleiner Heiliger. Das ist fast schon gewöhnlich. In Rom malen heutzutage alle dreckige Fußnägel wie Ihr. Ich würde das nicht einmal mehr als ein typisches Merkmal Caravaggios bezeichnen.» Leonetto della Corbara grinste, als er sich der Leinwand näherte. Er schob den Dolch in die Scheide zurück und umarmte Caravaggio. Als sich der Künstler entziehen wollte, hielt er ihn fest. «Aber ich denke mir, dass die Maler, die in Rom Euren Stil kopieren, kaum dazu bereit wären, ihre Arbeit fallen zu lassen, um zur Waffe zu greifen.»
    «Ja, ich bin das Original.»
    Der Inquisitor schob die Hände in die Ärmel seiner schwarzen Kutte. Sein Zwei- oder Dreitagebart stach dunkel aus der grauen Haut. Sein Blick war so begierig wie zurückhaltend wie bei einem Mann, der sich einer Frau noch nicht gewiss, aber liebestoll ist. «Ich bin froh, von Kardinal del Monte gehört zu haben, dass die Meldungen über Euren Tod so übertrieben waren wie der Ruhm Maestro Bagliones.» Ein nervöses, misslungenes Lachen. «Gleichwohl kann es zu Entzündungen kommen, wenn man verwundet ist. Ich bin doppelt beglückt, Euch lebendig vorzufinden.»
    «Vielleicht bin ich ja bereits tot. Ich scheine so vielen Geistern meiner Vergangenheit zu begegnen. Del Monte – und jetzt Euch.»
    «Vielleicht seid Ihr im Himmel.»
    «Dort würde ich Euch aber nicht erwarten.»
    Della Corbara blickte gekränkt. Das war eine Taktik, die er schon früher angewandt hatte, aber Caravaggio wunderte sich, dass das Mienenspiel anhielt.
    Der Inquisitor ging zu einem gebogenen Holzstuhl. «NehmtPlatz, Maestro.» Das Gesicht des Inquisitors war ernst, und zum ersten Mal schien der Ausdruck echt zu sein. Caravaggio umklammerte die Armlehnen des Stuhls.
    «Michele, Lena ist tot.»
    Caravaggio sackte vornüber, als hätte man ihm einen Dolch in den Bauch gestoßen.
    Della Corbara legte ihm die Hand auf die zuckende Schulter. Die Berührung des Inquisitors war zittrig und forschend wie die einer nach Futter suchenden Ratte.
    «Ich glaube Euch nicht.» Die Wunden auf Caravaggios Gesicht schienen aufzubrechen und zu brennen. «Wie ist sie gestorben?»
    «Sie hat sich erkältet, als sie mit ihrem Gemüse auf der Piazza Navona stand. Anscheinend war ihre Lunge schon geschwächt. Innerhalb weniger Tage …» Die verlauste Hand kroch in Caravaggios Nacken. «Aber nun seht doch mal, Michele. Sie war achtundzwanzig Jahre. Das ist für Unseren Herrn kein allzu junges Alter, um eine arme Frau aus niedrigen Verhältnissen

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