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Mit den scharfen Waffen einer Frau

Mit den scharfen Waffen einer Frau

Titel: Mit den scharfen Waffen einer Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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Was sagte das wohl über das Rückgrat eines Mannes aus?
    „Und es gibt noch etwas, über das du nachdenken solltest“, sagte Justice. „Hast du mir nicht erzählt, dass du ihr etwas verschweigst?“
    Das gab ihm den Rest. Trotz seiner Wut und trotz des ganzen Durcheinanders mit Daisy hatte er nie vergessen, dass er ein Geheimnis vor ihr hatte. Ist ein Geheimnis nicht das Gleiche wie eine Lüge?
    Verdammt noch mal.
    „Vielleicht, Jericho“, sagte sein Bruder, „ist es an der Zeit, deinen verdammten Stolz zu vergessen, nach Hause zu gehen und mit der Frau zu sprechen, die du liebst. Bevor du etwas Unüberlegtes tust und sie für immer vergraulst.“
    Daisy hätte einfach gehen sollen.
    Sie hatte es gewusst. In Jerichos Haus zu bleiben machte ihr seine Abwesenheit nur noch bewusster. Es war unerträglich. Aber wie konnte sie gehen, ohne ihm vorher noch einmal in die Augen gesehen zu haben? Wie sollte sie mit ihrem Leben weitermachen, ohne zu wissen, was er ihr verschwieg?
    Wie sollte sie ohne ihn leben?
    Das war die eigentliche Frage, auf die sie jedoch keine Antwort fand.
    Sie hatte versucht, sich mit Kochen abzulenken. Kühlschrank und Gefriertruhe quollen inzwischen fast über vor lauter Eintöpfen, Nachspeisen und Gerichten. Wahrscheinlich reichte das Essen für die nächsten zwei Jahre. Nur ruhiger war Daisy immer noch nicht.
    Nikki lag neben ihr zusammengekauert auf der Couch. Plötzlich sprang sie laut bellend auf den Fußboden. Ihre Krallen machten ein kratzendes Geräusch auf dem Holzboden, als sie quer durch das große Zimmer auf die Tür zulief.
    Daisy wusste vor Anspannung weder ein noch aus, als sie aufstand. Jericho war wieder da. Endlich.
    Sie blieb stehen, hörte, dass die Tür geöffnet wurde und Jerichos tiefe Stimme.
    „Hast mich wohl vermisst, was?“, fragte er und bekam von Nikki ein freundliches Winseln als Antwort. „Ist schon verrückt. Ich hab dich auch vermisst, KK.“
    Erstaunt zog Daisy die Augenbrauen hoch. Ihren Gesichtsausdruck änderte sie nicht, als Jericho das Wohnzimmer betrat. Er hielt Nikki an seine Brust gedrückt.
    „Hi“, sagte er.
    „Selber Hi“, erwiderte sie und fragte dann: „Was bedeutet KK?“
    Er zuckte die Schultern, tätschelte dem kleinen Hund den Kopf und setzte ihn dann auf dem Boden ab, wo dieser wild um ihn herumtanzte. „Kojotenköder.“
    „Nicht gerade nett.“
    „Scheint ihr nichts auszumachen.“
    Als er weiter ins Zimmer trat, hatte sie den Eindruck, sie würden sich wie Fremde benehmen. Höflich und distanziert. Tief in sich verspürte Daisy einen heftigen Schmerz über das, was beide verloren hatten.
    „Wie geht es dir?“, fragte er. „Und dem Baby?“
    „Uns geht’s beiden gut. Und dir?“
    „Mir auch.“
    Er fuhr sich mit einer Hand übers Kinn. Daisy kannte diese Geste bereits. Das tat er immer, wenn er nach den richtigen Worten suchte. Also wartete sie ab.
    „Du hast mich wirklich ungehauen“, murmelte er schließlich. „Aber ich schätze, das hast du mittlerweile selbst herausgefunden.“
    „Ja, obwohl du deine Gefühle so geschickt vor mir versteckt hast, dass ich es erst verstanden habe, nachdem du wortlos verschwunden bist.“
    „Das stimmt.“ Er nickte. „Ich hätte das nicht tun sollen. Und du sollst wissen, dass ich dich auch nicht aus dem Kopf bekommen habe, als ich unterwegs gewesen bin.“
    „Jericho …“, setzte Daisy an.
    „Nein, sag nichts.“ Er ging zu ihr und blieb ein paar Zentimeter vor ihr stehen. „Nicht bevor ich dir gesagt habe, was ich dir schon lange hätte erzählen sollen.“
    Ihr wurde etwas schwindelig. Das war der Moment, auf den sie so lange gewartet hatte. Jetzt würde sie endlich die ganze Wahrheit über den Tod ihres Bruders erfahren. Plötzlich hatte Daisy Angst davor, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. „Du meinst, über Brants Tod?“, fragte sie leise.
    Überrascht sah er sie an. „Was weißt du darüber?“
    „Nicht genug“, erwiderte sie. „Sam …“
    „Verflucht.“
    „Sei ihm bitte nicht böse. Er dachte, du hättest mich schon über alles aufgeklärt. Als ihm klar wurde, dass er sich geirrt hat, hat er nichts mehr gesagt.“
    Draußen brach der Abend herein, und das letzte Sonnenlicht tauchte den Himmel in magische Farben. Am Horizont türmten sich dicke Wolken auf, und Daisy wusste, dass ein Unwetter aufzog. Die perfekte Kulisse für den Sturm, der sich hier gerade anbahnt, dachte sie.
    „Was ist mit meinem Bruder passiert?“, fragte sie und sah ihm direkt in die

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