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2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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»Was eine Seele sei, wollt ihr wissen?
    Sie ist das Schlachtfeld, auf dem sich Vernunft und Verstand gegen die Lust und

Leidenschaft blutig zur Wehr setzen.
    Ob ihr so etwas benötigt?
    Nein.«
    Samburi Yura zu ihrer Besatzung, in einer anderen Zeit.
     
     
    1.
    Im Totenschiff
     
    Vorsichtig trat Eroin Blitzer zu dem toten Kritiker. Die runzligen Finger zitterten leicht,

als er sie nach der Leiche ausstreckte.
    Eroin zögerte.
    Im indirekten Licht seines Handscheinwerfers ging von dem mumifizierten Körper des

Theaterkritikers eine diffuse, nicht rational zu erfassende Bedrohung aus.
    Eroin wusste, dass Martus tot war, wahrscheinlich seit mehreren Tausend Jahren. Die

wandernden Schatten auf der faltigen Haut, hervorgerufen durch die bebende Lichtquelle, ließen

den Toten lebendig erscheinen.
    Irgendwo in der Tiefe der Raumschiffzentrale knackte etwas.
    Erschrocken fuhr er herum, suchte nach der Quelle des Geräusches.
    Aus einer Uniformtasche nestelte er umständlich eine handflächengroße Plastikkarte hervor, die

er sich vor die Augen presste. Schnell schaltete er durch die verschiedenen Optikmodi, nahm

Feinanpassungen vor, kombinierte das Wärmebild mit muskulären elektrischen Impulsen und sah

schließlich ein ballförmiges Etwas, das durch die halb verrottete, semi-organische

Teichlandschaft rollte.
    Der lurchartige Martus hatte in der Zentrale seiner PROTENOR GAVRAS eine Umgebung erschaffen

lassen, die höchstwahrscheinlich von seiner Herkunft inspiriert war.
    Eroin Blitzer atmete tief ein, während er die Karte wegsteckte. Dann wandte er sich wieder der

Mumie zu.
    Martus der Kritiker saß auf seinem Hinterteil, die langen Beine nach vorne gestreckt. Mit dem

rechten Arm stützte er sich ab, die linke Hand hielt er vor die Brust gepresst.
    Eroin betrachtete die einstmals orangefarbenen Augen, während er seine Hand erneut

ausstreckte. War da nicht ein Zittern der Augenlider auszumachen gewesen?
    Der Commo'Dyr schüttelte entschlossen den Kopf.
    Er holte die Karte erneut hervor, veränderte an einer Seite das molekulare Gitter des

Materials und durchtrennte dem Lurchartigen mit einem sauberen Schnitt das linke Handgelenk.
    Hastig ergriff er die Hand des Kritikers, bevor sie herunterfallen und das, was sie festhielt,

verloren gehen oder zerbrechen konnte.
    Eroin hob die abgetrennte Hand vor die Augen und betrachtete sie im Licht des Scheinwerfers.

Zwischen den knochigen braunen Fingern steckte ein matt glänzender Gegenstand.
    Er bog die Finger auseinander. Unter der gummiartigen Haut spürte er, wie die Knochen sofort

zerbrachen. Eroin zog den Gegenstand heraus und warf die Hand vor die Füße der Mumie.
    Eine Weile drehte er seinen Fund hin und her, bis er glaubte, seine Funktionsweise zu

verstehen. Die Form entsprach der eines zweiseitigen Löffels von zwei Fingern Breite, wobei an

einer Löffelwölbung ein kleiner roter Knopf herausstand.
    Eroin drückte ihn mehrere Male, ohne dass etwas geschah.
    Sollte er das Ding einfach wegwerfen?
    Er entschied sich dagegen. Eroin holte den Handscanner hervor - die handflächengroße

Plastikkarte - und hielt sie über das Gerät.
    Die vier Symbole leuchteten auf, formierten sich in rasender Geschwindigkeit. Eroin hatte

keine Mühe, den Informationen zu folgen.
    Wie er angenommen hatte, handelte es sich bei dem Gerät um einen audiovisuellen Aufzeichner.

Allerdings wies dessen integrierter winziger Akkumulator keine Ladung mehr auf.
    Blitzer holte sein Werkzeugetui hervor. Der Magnetsaum öffnete sich automatisch, und er nahm

die fingerkuppengroße Energiezelle hervor.
    Bereits der erste Versuch zeigte Erfolg: Die Zelle interpretierte den Aufbau des Akkumulators

korrekt. Über einen semimateriellen Leiter, der die Lücken zwischen den kleinsten materiellen

Bauteilchen ausnutzte, gab die Zelle einen Teil ihrer gespeicherten Energie ab.
    Die benötigte Energie lag im unteren Nanobereich jener Leistung, die die Zelle erreichen

konnte, wenn er sie beispielsweise als Notfall-Energiegeber für primitive Gleiter verwendete.

Gleiter, wie sie unter anderem von Alraskas Volk, den Terranern, verwendet wurden.
    Zwischen den beiden Löffelmulden bildete sich ein Lichtbogen, der sich wie eine Flagge

entrollte. Der Bildschirm.
    Eroin Blitzer berührte mehrere Punkte an dem Querbalken, worauf das Bild von Martus

erschien.
    Der Kritiker war voller Leben.
    Mit dramatischer Geste deutete er auf eine goldene Kugel, die er in der

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