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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Tür ging auf, und herein trat der Mann, auf dessen Erscheinen Liselotte sich jeden Tag neu freute. Heute trug er einen eleganten hellen Übergangsmantel, den Hut hatte er im Wagen gelassen. Liselotte sah den goldenen Ring an seiner linken Hand, und das Herz wurde ihr schwer.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Sie wünschen, mein Herr?«
    »Hm... einen Augenblick, bitte«, murmelte er und musterte kritisch die ausgestellten Blumen. Für Liselotte hatte er keinen Blick.
    Sie kam hinter dem Ladentisch hervor und trat zu ihm. »Wie wäre es mit Veilchen?« fragte sie und nahm einen Bund aus der Vase. »Es sind die ersten heute mittag frisch gekommen!«
    »Wie teuer?« erkundigte er sich kurz.
    »Zwei-fünfzig!«
    »Viel Geld für so ein winziges Sträußchen!«
    »Aber schauen Sie doch nur, wie hübsch sie sind! Und wie sie duften!« Liselotte steckte ihre Nase in das Sträußchen, und es ging ihr durch den Kopf, wie glücklich sie sein würde, wenn er ihr auch nur ein einziges dieser kleinen Veilchen schenken würde.
    »Also gut!« meinte er.
    »Darf ich es Ihnen einschlagen?« forschte Liselotte eifrig. »Oder... sollen wir es schicken?«
    »Hm... ich glaube, es ist besser, Sie senden es zu.«
    »An Fräulein Gabriele Görner?« fragte Liselotte. »Die Adresse liegt noch vor!«
    Zum erstenmal sah der Herr Liselotte an, mit einem kurzen, durchaus nicht freundlichen Blick. »Bitte«, sagte er und warf das Geld auf den Ladentisch. »Guten Tag!«
    »Auf Wiedersehen, mein Herr!« rief Liselotte, aber er hörte es nicht mehr, er hatte den Laden schon verlassen, noch ehe Evi herbeispringen und die Tür öffnen konnte.
    Liselotte stand da, die Veilchen in der Hand, und biß sich auf die Unterlippe.
    »Bei dem ist bestimmt ‘ne Schraube locker!« erklärte Evi böse.
    Liselotte blickte vor sich nieder, ohne zu antworten.
    Nein, eine lockere Schraube hatte er sicher nicht, dachte sie, eher waren seine Schrauben zu fest angezogen. Er war verkrampft, konnte sich nicht lösen, nicht aus sich herausgehen! Und doch, sie war sicher, daß er freundlich und menschlich sein, herzlich und froh lachen konnte, wenn man ihn nur richtig anpackte. Vielleicht war er anders, wenn er mit seiner Braut zusammen war! Liselotte wies diesen Gedanken sogleich von sich ab, sie wollte eine solche Möglichkeit nicht einmal in Betracht ziehen. Nein, nein, nein, das konnte nicht sein! Diese Frau verstand ihn nicht, er war nicht glücklich mit ihr, das mußte doch ein Blinder sehen! Ein glücklicher Mensch würde anders auftreten. Wer wußte denn, was für eine Person sie überhaupt war, die ihn sich eingefangen hatte? Wahrscheinlich eine kalte, berechnende Schlange, die ihr Spiel mit ihm trieb, ein Vamp, der ihn zugrunde richtete. Ach, warum mußte ausgerechnet er verlobt sein! Wenn er frei wäre, würde alles soviel leichter für sie sein, wäre sie ihm längst schon etwas näher gekommen. Immerhin war er noch nicht verheiratet, und das war ein Trost. Bis zur Hochzeit konnte noch manches geschehen, Gabriele Görner konnte der Schlag treffen, sie konnte unter ein Auto kommen. Was ihr nicht alles zustoßen konnte!
    Liselottes Gedanken waren alles andere als freundlich, als sie da mit bösem Gesicht hinter dem Ladentisch stand und vor sich hinstarrte — sie wünschte der ihr völlig unbekannten Gabriele Görner die Pest an den Hals, und das von ganzem Herzen!
    »Herr Hähnlein!« rief Evi, denn draußen war der kleine Lieferwagen vorgefahren.
    Liselotte schrak auf und blickte zur Tür. Da trat er schon herein, Oskar Hähnlein persönlich. Er strahlte über das ganze runde Gesicht, gerade so, als sei er überzeugt, die liebe Sonne selbst in den schattigen Laden hineinzubringen.

II

    Gabriele Görner zog die Wachstuchhülle über ihre Schreibmaschine, warf Stenogrammblock und Bleistift in die Schreibtischschublade, knallte sie mit kräftigem Schwung zu und rief erleichtert: »Fertig! Schluß für heute! Dem Himmel sei gedankt!«
    Dann sprang sie auf, lief ans Fenster und sah vergnügt zum heiteren Himmel empor.
    Wenn ihr jemand gesagt hätte, daß es einen Menschen gab, der ihr aus tiefster Seele Gift in den Morgenkaffee oder einen Dolch in den Rücken wünschte, wäre sie wahrscheinlich äußerst überrascht gewesen. Und wenn sie dazu noch erfahren hätte, daß ein junges Mädchen so unfromme Wünsche hegte, das sie um ihren Verlobten, Till Torsten, beneidete, wäre sie womöglich noch fassungsloser gewesen. Till Torsten war ein sympathischer,

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