Du bist die pure Sinnlichkeit
1. KAPITEL
„Hallo, Schwesterherz! Ich bin froh, daß du noch hier bist. Ich habe gehofft, dich noch vor deinem Feierabend zu erwischen.” Ben Shaw schlenderte mit einem breiten Grinsen in das kleine Büro seiner Schwester Alexa, und der Blick seiner leuchtendblauen Augen verriet, daß er etwas auf dem Herzen hatte.
Alexa sah von ihrem Schreibtisch auf und erwiderte das Lächeln. „Hallo, Ben.”
Er ging schwungvoll auf Alexa zu, ergriff ihre Hände und umarmte seine Schwester gutgelaunt, nachdem er sie von ihrem Bürostuhl hochgezogen hatte.
„Du siehst großartig aus, Alexa!” Ben trat einen Schritt zurück, und betrachtete sie aufmerksam, während er noch immer ihre Hände hielt.
„Himmel! Sagte ich großartig? Ich meinte viel mehr umwerfend! Auf der offiziellen Ben-Shaw-Skala für Schönheit, die von einer beängstigenden Sechs minus bis zu einer atemberaubenden Eins plus geht, bekommst du eine Eins… mit vier Pluszeichen!”
„Und liege somit außerhalb der Skala, wie?” Alexa sah ihren Bruder ungerührt an.
Bens übersprudelnder, jungenhafter Charme und seine Begeisterung waren lediglich Werkzeuge, die er zu seinem eigenen Vorteil nutzte. Doch bei seiner Schwester biß er sich auf die Art die Zähne aus.
„Ben, bevor du fragst: Die Antwort lautet nein.” Sie löste ihre Hände aus seinen und nahm wieder auf ihrem Stuhl Platz. „Was immer du vorhast, ich will nichts damit zu tun haben.”
„Du bist so mißtrauisch!” warf Ben ihr vor, und das breite Lächeln wurde etwas schwächer. „Kann ich nicht einfach mal bei dir hereinschauen? Kann ich meiner eigenen Schwester nicht sagen, daß sie umwerfend aussieht, ohne daß sie annimmt, ich hätte dabei irgendeinen Hintergedanken?” Es gelang ihm tatsächlich, gekränkt zu klingen.
Doch diese Taktik, mit der er Schuldgefühle erwecken wollte, schlug fehl. Alexa war unbeeindruckt. „Ich kenne dieses unheilvolle Funkeln in deinen Augen, Benjamin Shaw. Und ebenso weiß ich, daß ich es bereuen werde, wenn ich mich auf das, was du ausgeheckt hast, einlasse, was immer das sein mag.”
„Ausgeheckt?” rief Ben entrüstet. „Ich habe nichts ausgeheckt. Ich habe einen Plan, ja, und es ist ein sehr guter Plan, der…”
„Mit deinem Plan will ich ebenfalls nichts zu tun haben”, unterbrach Alexa ihn. Sie blickte auf die Uhr. „Aber da wir gerade von Plänen sprechen: hast du heute abend schon eine Verabredung zum Dinner? Ich habe Hühnchen-Enchiladas in der Tiefkühltruhe und das neueste Van-Damme-Video ausgeliehen. Möchtest du mir Gesellschaft leisten?”
„Ich warte nicht, bis die Filme auf Video herauskommen, ich sehe sie mir an, wenn sie im Kino laufen.” Ben runzelte mißbilligend die Stirn über Alexas Lebensstil.
„Außerdem habe ich heute abend tatsächlich etwas vor - es geht um einen Plan, der dich mit einbezieht. Ich habe da einen Freund, einen wirklich großartigen Kerl, der ein Bild von dir gesehen hat und nun förmlich darum bettelt, dir vorgestellt zu werden…”
„Du weißt, was ich von Verabredungen mit Unbekannten halte, Ben.”
„Alexa, dies ist ein Bursche, den du wirklich kennenlernen solltest. Daher habe ich eine Reservierung vornehmen lassen für…”
„Nun, ich kann nicht.” Alexa zuckte die Schultern. „Tut mir leid”, fügte sie nachträglich hinzu.
„Es tut dir nicht im mindesten leid”, entgegnete Ben und seufzte frustriert. „Himmel, Alexa, du steckst so tief in deinem Alltagstrott, daß…”
„Spar dir die Predigt, Ben. Ich habe es schon so oft von dir, von Mom und Dad, von Carrie und Tyler gehört, daß ich jedes Wort auswendig kann.”
„Es ist alles Cassidys Schuld!” stieß Ben hervor, und sein Gesicht war plötzlich wutverzerrt. „Das hast du alles Ryan Cassidy zu verdanken. Er soll verflucht sein für das, was er dir angetan hat, Alexa!” Ben sah nun älter und böser aus und war voller Feindseligkeit. Er war wie ausgewechselt, keine Spur mehr von dem liebenswürdigen Charmeur, der noch vor wenigen Minuten so heiter in das Büro gekommen war.
Alexa wußte, daß nur wenige Menschen diese Seite ihres Bruders zu sehen bekamen, das Verhalten eines tollwütigen Hundes, wie sie es nannte. Doch schon die kleinste Anspielung auf ihren Exgeliebten Ryan Cassidy genügte, um Ben in Rage zu bringen.
Sie runzelte die Stirn und fuhr sich durch die Fülle ihrer langen blonden Locken.
„Ben, das ist lange her, und ich…”
„Ja, es ist lange her, und du hast dich noch immer nicht davon
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